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Leatherman-Armband:Werkzeugkoffer fürs Handgelenk

Das Leatherman-Taschenmesser ist ein Klassiker. Nur: Man kommt damit weder ins Flugzeug noch ins Disneyland. Das ändert sich mit einer neuen Erfindung - einem Armband mit 25 Werkzeugen.

Von Titus Arnu

Wenige Menschen schaffen es, dass ihr Familienname zum Synonym für eine ganze Produkt-Gattung wird. Dem Erfinder der Tupperware, Earl Silas Tupper, ist das gelungen. Claus Hipp steht mit seinem Namen für Babybrei. Timothy S. Leatherman, Erfinder des gleichnamigen Multitools, hätte sein Produkt auch nach seinem Kompagnon Steve Berliner benennen können - "dann hätte das Werkzeug allerdings wie ein Donut geheißen", gibt Tim Leatherman, 67, zu bedenken.

Auf einer mehrere Monate dauernden Reise quer durch Europa hatte Leatherman im Jahr 1975 die Idee, ein herkömmliches Taschenmesser um eine Zange zu bereichern. "Ich war damals mit meiner Frau in einem klapprigen Gebrauchtwagen unterwegs, den wir in Amsterdam für 300 Dollar gekauft haben", erzählt der Ingenieur, "dauernd war etwas kaputt." Und in den billigen Hotelzimmern, in denen das junge Paar abstieg, gab es auch immer etwas zu reparieren: tropfende Wasserhähne, wackelige Bettpfosten, klappernde Fenster. Zurück in den USA begann Leatherman, in seiner Garage in Portland im US-Bundesstaat Oregon an dem Zangentaschenmesser zu arbeiten. Erst acht Jahre später war das Produkt serienreif. Es wurde ein Welterfolg: Bis heute hat Leatherman an die 80 Millionen Exemplare seiner multifunktionalen Werkzeuge verkauft.

Vom Messer zum Armband

Bastler, Angler, Segler und Outdoorfans schätzen das 10 Zentimeter lange und gut 200 Gramm schwere Teil, das gut in eine große Hosentasche passt. Das meistverkaufte Modell Wave hat 17 Funktionen, unter anderem dient es als Messer, Lineal, Feile, Dosenöffner, Drahtschneider, Schraubendreher, Säge, Schere und Kapselheber. Da die scharfe, harte Klinge des Klappmessers 7,32 Zentimeter lang ist, darf man mit dem Multifunktionswerkzeug nicht ins Flugzeug steigen - an den Sicherheitskontrollen werden die teuren Lieblingsspielzeuge vieler Männer leider aussortiert.

Auf der Outdoormesse in Friedrichshafen stand Tim Leatherman dieses Jahr mit einem neuen Gadget am Leatherman-Stand. Das Ding sieht aus wie ein etwas zu grobschlächtig geratenes Schmuckstück. Das drei Zentimeter breite, 150 Gramm schwere Armband namens Tread besteht aus gehärtetem Chrom-Nickel-Kupfer-Edelstahl - und enthält 25 Mini-Werkzeuge, vom Schraubenzieher über einen Papierschneider bis zum Nothammer, um zum Beispiel eine Autoscheibe einzuschlagen. Zu kaufen gibt es den Wekrzeugkoffer fürs Handgelenk für rund 200 Euro.

Mit dem Armband durch den Sicherheits-Check

Das Multitool in Form eines Metall-Armbands ist so konstruiert, dass man es im geöffneten Zustand als Werkzeug benutzen kann - und als Armband damit durch die Sicherheitskontrolle kommt. Tim Leatherman erzählt, wie es zu der neuesten Erfindung seines Betriebs kam: "Mein Chef-Ingenieur wollte mit seiner Familie Disneyland besuchen, und bei der Sicherheitskontrolle haben sie ihn nicht durchgelassen - weil er, wie immer, seinen Leatherman dabei hatte. Daraufhin konstruierte er dieses Armband."

Aber sieht man mit dem dicken Metallteil am Handgelenk nicht aus wie ein Super-Nerd? Nicht unbedingt: Um das Multitool am Handgelenk zu tarnen, bietet Leatherman auch eine Luxus-Version für rund 650 Euro an. Zu der gehört dann auch noch eine Uhr.

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