Karl Lagerfeld:Das Vermächtnis des Modezaren

Eine Tweedjacke, ein Klavier, eine Katze mit Twitter-Account: Lagerfeld hinterlässt ein spezielles Erbe. Nicht nur modische Schöpfungen werden uns an ihn erinnern.

Von Violetta Simon

1 / 12

Die Chaneljacke

Karl Lagerfeld The Little Black Jacket

Quelle: Chanel

Kastenförmig, ohne Kragen, innen ein vergoldetes Messingkettchen. Dazu etwas zu kurze Ärmel, damit der Schmuck zur Geltung kommt: Die Tweedjacke von Chanel ist ein Fetisch. Sie wurde von Zara, Sessun oder Basler kopiert. 2008 ließ Lagerfeld für die Pariser Schauen eine Tweedjacke aus Beton hochziehen, groß wie ein Haus, aus der die Models auf den Laufsteg traten. Auch einen Fotoband widmete er der "kleinen Schwarzen": "The Little Black Jacket" zeigt Prominente, die die Tweedjacke auf ihre Weise tragen. Das Styling übernahm Carine Roitfeld, einstige Chefredakteurin der französischen Vogue. Karl Lagerfeld stand hinter der Kamera.

2 / 12

Illusionen

Models present creations by German designer Karl Lagerfeld as part of his Haute Couture Spring-Summer 2019 collection show for fashion house Chanel in Paris

Quelle: REUTERS

Karl Lagerfeld war ein Meister der Illusion, seine Modenschauen für ihre realistischen Inszenierungen begehrt. Im Oktober 2018 ließ er das Meer nach Paris holen, inklusive Sand, mit wogender Dünung und Landesteg. Für die Präsentation seiner letzten Frühjahrskollektion im Januar 2019 hatte der Meister eine italienische Villa aus dem 18. Jahrhundert errichten lassen. Aufsehen erregte diesmal aber vor allem die Tatsache, dass der 85-jährige Modeschöpfer seiner eigenen Show fern blieb - zum ersten Mal in den 40 Jahren seiner Laufbahn. Lagerfeld fühle sich erschöpft, hieß es aus dem Hause Chanel.

3 / 12

Supermodels

Schwangere Claudia Schiffer als Vogue-Titel

Quelle: dpa

Wer bei ihm in der ersten Reihe mitlaufen durfte, hatte es geschafft: Lagerfeld machte aus Models Persönlichkeiten. Er hat Inès de la Fressange und Linda Evangelista groß gemacht, Stella Tennant und Cara Delevingne. Die längste Verbindung bestand zu seiner Muse Claudia Schiffer, die über ihren Entdecker sagte, er sei für sie "ein Genie, ein Andy Warhol der Mode".

4 / 12

Familienersatz

partnerlook

Quelle: Getty Images

Lagerfeld hat keine Nachkommen, doch er hat einen Patensohn, Hudson Kroenig. Der Zehnjährige modelt für Chanel, seit er ein Kleinkind ist. 2011 erstmals an der Hand seines Vaters Brad, später als Chanel-Maskottchen an der Hand von Lagerfeld. Seit einigen Jahren läuft er regelmäßig mit den Großen über den Catwalk. Lagerfeld spielte den Babysitter für Hudson und seinen Bruder, er soll in die Familie integriert gewesen sein wie ein Onkel und telefonierte regelmäßig mit ihnen.

Was Lagerfeld noch hatte: eine Art Ziehson. Bis man ihn in einem Fitness-Studio entdeckte, schraubte Baptiste Giabiconi in einer Fabrik in Marseille Hubschrauber zusammen. Heute ist er eines der bestbezahltesten Männermodels der Welt. Und mehr als das: "Baptiste kommt mir manchmal fast vor wie mein Adoptivsohn. Wie ein Erbe", sagte Lagerfeld dem SZ-Magazin.

5 / 12

Katzenbilder

-

Quelle: choupettesdiary/Instagram.com

Das einzige Wesen, das mit Lagerfeld unter einem Dach lebte: die weiße Birmakatze Choupette. Eigentlich sollte er sie nur zwei Wochen lang für einen Freund pflegen. Doch sie blieb. Seitdem reiste Choupette in einer maßgefertigten Louis-Vuitton-Tasche, hatte einen eigenen Twitter- sowie einen Instagram-Account, beschäftigte einen Koch und zwei Kammerdienerinnen und hatte einen Werbevertrag mit Opel.

6 / 12

Fransen und Karo

Model Kaia Gerber presents a creation by German designer Karl Lagerfeld as part of his Spring/Summer 2018 women's ready-to-wear collection show for fashion house Chanel at the Grand Palais during Paris Fashion Week

Quelle: REUTERS

Ein vermeintliches Defizit machte Lagerfeld bei Chanel zum Markenzeichen: Röcke, Spencerjacken und Kostüme mit Karo und ohne Saum, die statt Nähte Fransen aufweisen. Sie sind nicht mehr wegzudenken aus den Chanel-Kollektionen.

7 / 12

Die Tasche

Chanel 2.55 Handtasche

Quelle: Chanel

Genau wie die vielfach kopierte Kettenhenkeltasche, erfunden von Coco Chanel, in Ehren gehalten von Karl Lagerfeld. Die Chanel 2.55 gilt als Taschen-Ikone, Coco Chanel beschrieb die Kreation mit der Stepp-Optik und der mit einer ledernen Schnur verknüpften Kette als Sinnbild der Eleganz, Klassiker und Erbstück.

8 / 12

Der Flügel

Steinway

Quelle: Steinway

Musikalisch hat sich Lagerfeld bei jenen 150 Menschen in Erinnerung gebracht, die über diesen Steinway-Flügel verfügen. Der Designer entwarf ihn 2003 zum 150. Geburtstag des New Yorker Pianohauses in einer "Limited Edition" - weltweit gibt es nur 150 Stück. Auffallend sind das Holz in extra mattem Schwarz, die Deckelinnenseite mit japanisch anmutenden Oxidlack und die außergewöhnliche Form der Füße. Ihnen verdankt der Flügel seinen Namen "The Sled", der Schlitten.

9 / 12

Protest-Uniform

Karl Lagerfeld posiert mit Neon-Weste für Verkehrssicherheit

Quelle: dpa

2008 warb Lagerfeld höchstselbst und unentgeltlich für die Sicherheitswesten-Pflicht in Frankreich. In Anzug, Fliege und Sonnenbrille vollzog er einen aufsehenerregenden Stilbruch, indem er das neongelbe Leibchen überzog. Die Botschaft: "Sie ist gelb. Sie ist hässlich. Sie passt zu nichts. Aber sie kann Leben retten". Heute ist die grellgelbe Weste mit den reflektierenden Streifen mehr als ein Musthave für Fahrzeughalter oder Raver. Als Kleidungsstück von Straßenarbeitern und Feuerwehr wurde die "Gilet Jaune" zum Erkennungszeichen einer breiten französischen Protestbewegung gegen Präsident Macrons Politik.

10 / 12

Fächer

Karl Lagerfeld, 2000

Quelle: DPA

Bis Anfang der 2000er verließ Lagerfeld so gut wie nie sein Haus ohne Handfächer. Er wehrte damit Zigarettenrauch, unerwünschte Gerüche und Paparazzi ab. Auch ließ sich dahinter vortrefflich über Anwesende witzeln. Unvergessen sind seine Sprüche und Lästereien.

11 / 12

Spielzeug

Karl Lagerfeld entwirft sich selbst als Steiff-Teddy

Quelle: dpa

"Ich interessiere mich nur für mich selbst und mein Spiegelbild", sagte Lagerfeld. 2008 entwarf der Designer einen Steiff-Teddybär nach seinem Abbild, der mit einem Preis von 1000 Euro zum Schmusen und Spielen eher ungeeignet ist. Das 40 Zentimeter große, handgefertigte Stofftier trägt Sonnenbrille, schwarze Seidenkrawatte und ein weißes Hemd mit Stehkragen. Die Schnitte für Jeans und Jacke stammen aus Lagerfelds Pariser Ateliers.

Ein Jahr später schneiderte Lagerfeld für Barbie und ihren Partner Ken eine eigene Kollektion - zu ihrem 50. Geburtstag. 2014 dann verewigte sich der Chanel-Designer selbst in einer Barbie - mit weißem Haar, Sonnenbrille und Lederkluft. Die Limited Edition von 999 Stück (à 200 Euro) war innerhalb weniger Stunden vergriffen und wird inzwischen auf Ebay für mehrere tausend Euro angeboten.

12 / 12

Lebendes Kunstwerk

Karl Lagerfeld

Quelle: dpa

Dieses Profil ist unverwechselbar. Lagerfeld sah sich zeitlebens selbst als Marke: "Ich bin einzigartig. Meine Silhouette kennt jeder auf der Welt."

© SZ.de/rus
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: