"Ladies & Gentlemen" zu Trendfrisuren:Gel her, sonst knallt's

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Emma Stone trägt "Wavy Bob", Jamie Dornan ganz viel Haargel. (Foto: Universal Pictures/imago)

Der "Wavy Bob" verpasst Emma Stone ruck, zuck ein neues Image. Jamie Dornans Wasserwelle hingegen lässt ihn aussehen, wie den Mitschüler damals in der Oberstufe, der Goldknopf-Blazer trug und FDP-Flyer verteilte.

Von Julia Werner und Max Scharnigg

Emma Stone: Wow, was für ein Wob!

Ob man von heute ist oder eher von gestern, das beweist die moderne Frau mit Rock- und Haarlänge. Es scheint, als würde der Wob, also der Wavy Bob, in diesem Jahr einen Siegeszug durch die Salons machen. Er ist der Nachfolger des Lobs, also des Long Bobs, einem Schnitt, der so aussehen sollte, als sei er gerade herausgewachsen. Solche Haar-Revolutionen lebt meist eine als stilsicher geltende Dame der Gesellschaft vor, und viele machen es ihr nach. Gerade die "Einmal Spitzen schneiden"-Kandidatinnen, die sich die ganze Zeit darüber wundern, warum ihr Leben eine einzige lange Weile ist, sollten den Wob in Erwägung ziehen. Er kann dem Leben eine ganz neue Richtung geben!

Aus dem ewigen It-Girl Sienna Miller zum Beispiel machte der lockige Bob im Nu eine erwachsene Schauspielerin. Und mit dem Pob, also dem Posh Bob, der nach vorne länger wird, entledigte sich Victoria Beckham nicht nur ihrer Extensions, sondern gleich ihrer ganzen Existenz als Fußballergattin. Eine gute Entscheidung, heute ist sie eine Stilikone.

Wobs, Lobs und Pobs sind also hauptsächlich dazu da, sich selbst neu zu erfinden. Die hübscheste Trägerin des aktuellen Top-Cuts ist allerdings Emma Stone, die nun wirklich kein neues Image nötig hatte. Vielmehr hat da ein smarter Kopf endlich den richtigen Rahmen gefunden. Das ganze sieht mit Make-up und Lockenstab natürlich toll aus. Leichenblass in Jogginghosen auf dem Weg zum Yoga sollte sich eine Frau mit dem Wob allerdings nicht erwischen lassen. Es könnte ihr Image für immer zerstören.

(Julia Werner)

Die Wandlung des britischen Schauspielers Jamie Dornan erscheint uns symptomatisch. In der sehenswerten BBC2-Krimiserie "The Fall" spielte er letztes Jahr noch mit Wuschelhaar und ebensolchem Bart einen erschreckend hippen Psychokiller. Jetzt, als omnipotenter Mr. Grey in der Klapps-&-Mühlen-Verfilmung "Fifty Shades Of Grey" sieht er aus wie der Mitschüler damals in der Oberstufe, der Goldknopf-Blazer trug und FDP-Flyer verteilte.

Das ist also Casanova im Jahr 2015? In den letzten Jahren war derartiges Haar doch eigentlich nur noch in den Muster-Kladden beim Pronto-Coiffeur Marcello an der Ecke zu sehen. Die dazugehörigen glatten Männer, die Christian oder Alexander hießen, sich den Pullover über die Schultern drapierten und gerne Squash spielten, waren 1998 mit dem alten Golf-Cabrio irgendwo hingefahren und nie wiedergekommen. Selbst in leichten deutschen Fernsehfilmen sieht niemand mehr so aus.

Aber nach einem guten Jahrzehnt mit Rasputinbärten und kunstvoll demolierten Out-of-Bed-Salzkrusten-Frisuren greift natürlich die alte Formel: Auf Sättigung folgt Rückbesinnung. Wieder zweimal am Tag rasieren, wieder Haargel ( "Stu-Stu-Stu-Studioline!") benutzen, wieder von Wasserwelle auf Adel schließen - das kommt einem tatsächlich erfrischend neu und attraktiv vor. Wenn das wirklich der neo-alte Mann ist, wenn er wirklich wieder gern in verspiegelten Hochhäusern arbeitet und Gefühle zeigt, indem er Madame rückseitig versohlt, dann wünschen wir uns aber bitte auch noch die Concorde zurück. Danke!

(Max Scharnigg)

© SZ vom 28. Februar 2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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