Ladies&Gentlemen:Sexy im Übergang

Von Julia Werner

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(Foto: Arket)

Für sie: sexy im Übergang

Die Übergangsjacke: Begriff und Kleidungsstück an sich sind eine einzige Unannehmlichkeit. Denn sie verstärken den Eindruck, dass mit dem Sommer das Leben endet, so als würde man langsam über den Styx auf die dunkle Seite, also in den Winter geleitet. Gegen den feuchten Zug, der einem auf der Reise entgegenweht, hilft dieser nicht zu warme, ungefütterte Mantel. So richtig gut kann er nie aussehen: Der Trenchcoat zum Beispiel, in all seinen kränklichen Beige-Nuancen, birgt wegen schwindender Sommerbräune stets die Derrick-Look-Gefahr, und alles, was Regen und Windstöße abhält, verschandelt jeden Look, der nichts mit Jeans zu tun hat. Ja, die Übergangsjacke ist das unromantischste Kleidungsstück, das es gibt, denn sie macht jede Frau zu einer Sklavin des Pragmatismus! Gegen den Verdacht, dass man sich gegen das Wetter und nicht für die Laune kleidet, hilft jetzt zum Glück das transition piece der Saison - das Overshirt. Wir haben es in unserer Jugend als gefüttertes Holzfällerhemd getragen, das zur Zeit ein fulminantes Comeback feiert. Allerdings könnte es sein, dass man sich als erwachsene Frau darin etwas verloren vorkommt. Diese schlichte Variante aus schwarzer Wolle ist von Arket und wird einfach über Kleider und Rollkragenpullis geworfen, als hätte man gerade nichts anderes zur Hand gehabt. Das ist genau der zufällige Eindruck, der einen Übergangslook doch noch sexy macht: Ich bin nur kurz Semmeln holen und habe nicht die Absicht, in Richtung Hades zu gondeln, ich geh gleich wieder rein! Bis der Sommer wiederkommt. Julia Werner

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(Foto: Jaquemus)

Für ihn: rustikal im Herbst

Sogenannte Workwear war zuletzt ein fruchtbarer Nährboden für die Modedesigner. Auch das Overshirt, das diesen Herbst in Schaufenstern aller Preislagen zu sehen ist, ist ein Sprössling dieses Trends. Alles, was Spuren von authentischer Maskulinität enthalten kann, ist eben gefragt in einem Moment der Zeitgeschichte, in dem das Prinzip Mann ziemlich zermatscht am Boden liegt. Die deutsche Übersetzung "Überhemd" klingt dabei ein wenig betulich, besser trifft die Sache schon das ziemlich bekloppte Kunstwort "Shacket": Eine Mischung aus Hemd und Jacke soll es nämlich sein und gerade in der berüchtigten Übergangszeit die irgendwie lässigere Außenhülle. Fester Canvas oder schwere Wolle wie hier bei der Version von Jacquemus sind die bevorzugten Materialien, dazu Knopfleiste, Kragen und aufgesetzte Taschen. Das Ganze körpernah und natürlich offen getragen - schon sehen Büroangestellte ein bisschen aus wie bretonische Fischer von anno tobak. Nun ist bekanntlich in den Metropolen neun Monate im Jahr Übergangszeit, schon deshalb erscheint das Überhemd recht praxisnah. Zumal es dem männlichen "Ich werf mir irgendwas über"-Reflex entgegen kommt, der kleine Hype um dieses Kleidungsstück ergibt also durchaus Sinn. Und schließlich - so ganz überwunden ist der Grunge-Look eben doch noch nicht. Cobains weit aufklaffendes, rustikales Hemd wird jetzt dank Overshirt sozusagen zum Winter-Outfit. Drunter kann man dann eigentlich alles tragen, sogar zur Abwechslung einfach mal ein richtiges Hemd. Max Scharnigg

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