Zwei Beerdigungen bestimmten das letzte Wochenende: die des Trump-Antagonisten John McCain und die der Soullegende Aretha Franklin. Über letztere wurde weniger berichtet, wohl einfach, weil der über achtstündige Gedenkwahnsinn einfach nicht in eine dreiminütige Zusammenfassung zu fassen war. Was wurde da gegospelt, gekalauert, geschunkelt, sich aufgebrezelt - mit riesigen Ohrgehängen, Kopfbedeckungen und unfassbar hohen Schuhen.
Bestes Beispiel: Jennifer Hudson, die für Franklin "Amazing Grace" schmetterte, und zwar mit einer Inbrunst, die ihr extrem gut geschnittenes Samtkostüm, bestehend aus Schößchenjacke und Bleistiftrock, immer nur fast zum Platzen gebracht hätte. Ein Fascinator, also eine exzentrische Kopfbedeckung, sowie die glitzernde Seriösitätsbrosche am Revers, rundeten den Look ab - die Schauspielerin zeigte hier die perfekte Beerdigungsgarderobe.
Das sah einfacher aus, als es ist, denn einerseits möchte man sich, im Gedenken an die verstorbene Person, ein letztes Mal richtig Mühe geben - andererseits auf keinen Fall im Mittelpunkt stehen. Ein gutes Gedenkoutfit ist also das Mittelding aus schwarzem Pulli-Hose-Ensemble und schillernder Eleganz.
Bei den McCain-Gedenkfeiern der Politik-Elite Amerikas ging es natürlich geordneter zu. Aber nicht weniger stilvoll - und so kann man sagen, dass es auf beiden Veranstaltungen zu keinen größeren Modeschocks kam. Bis auf die Erkenntnis, dass es große Verluste braucht, damit die Leute sich endlich mal wieder ordentlich anziehen.