Für sie: Ganzer Einsatz
Ein deutsches Glamour-Event, bei dem man sich beim Hinschauen nicht schämen muss, ist die Verleihung des GQ Men of the Year Award. Die Leute, die da hingehen, haben meist viel mit Mode zu tun, und deswegen sehen alle immer gut aus. Kein Taft, der Leiden schafft, und auch keine Ist-mir-egal-ich-lass-das-jetzt-so-Looks, wie sie sonst in der deutschen Promilandschaft üblich sind. Eine Frau, die in beiden Welten zu Hause ist, also bei der Bambi-Verleihung und der Quiz-Show mit Kai Pflaume ebenso wie neulich bei den British Fashion Awards, ist Palina Rojinski.
Die Entertainerin tanzt auf allen Parketten mit einer Selbstverständlichkeit, die ihresgleichen sucht. Ihr Geheimrezept: die totale Verwirrung. Man weiß irgendwie nie, ob man gut finden soll, was sie da anhat, oder völlig daneben. Hier, bei der Veranstaltung des Männermagazins, trägt sie ein paillettenbesetztes Jackenkleid von Gucci, kombiniert mit sehr viel Oberschenkel und flachen Reitstiefeln. Sie trägt es also genauso wie auf dem Laufsteg, aber es sieht ganz anders aus. Den Gürtel zurrt sie ein bisschen enger, den Zip am Ausschnitt trägt sie ein bisschen offener, ihre Haare sind sehr viel ondulierter, und ihr Gesicht ist sehr viel geschminkter als das des glattgegelten Models damals bei der Show. Und schon ist vom todernsten, superdünnen Original nicht mehr viel übrig. Ja, es hat vielleicht ein wenig cooler ausgesehen. Aber genau das macht den Charme der Palina Rojinski aus: Sie trägt ihre Outfits, nicht umgekehrt.
Für ihn: Halbe Portion
Der junge Mann hier heißt Jacob Rott, doch damit nicht genug. Er ist, wie man auf der Seite seiner Agentur liest „eines der Social Media Talente mit den höchsten Zuwachsraten in Europa“. Außerdem gehört er zu den Elevator Boys. Das ist eine Boygroup, wie man sie von früher kennt, nur dass Boygroups heute nicht mal mehr so tun müssen, als ob sie Musik machen. Sie können einfach Group sein und das ins Netz stellen, das reicht schon für eine Million Groupies. Eine wirkliche Arbeitserleichterung für attraktive junge Männer, das ewige Tanzen war ja auch anstrengend!
Jacob Rott jedenfalls zeigte beim GQ Award, einer Veranstaltung, deren Anfänge in die Jungsteinzeit datieren, ein schon gut bekanntes Narrativ der aktuellen Mode: Die kurze Anzughose, im Englischen manchmal auch „half suit“ genannt. Allen Widerständen zum Trotz hat sich diese Tragevariante in den vergangenen Jahren auf niedrigem Niveau behauptet und kommt auf den roten Teppichen der Unterhaltungsindustrie und US-Kreuzfahrtschiffen vermehrt zum Einsatz. Als Erfinder des Looks darf übrigens der ehemalige Bürgerschreck Angus Young gelten, dessen Band AC/DC ja auch irgendwie eine Boygroup ist, allerdings ohne Tanzen. Jacob Rott nun kann das natürlich tragen, weil seine Beine einigermaßen ansehnlich gewachsen sind. Gleichwohl wirkt die Kombi aus übergroßem Blazer und unterkurzer Hose ein bisschen, na ja, dümmlich im Berliner Winter. Ins Berghain kommt man damit aber vermutlich rein, und das ist bekanntlich weiterhin die modische Messlatte in der Hauptstadt.