Ladies & Gentlemen:Joggst du noch oder läufst du schon?

Die roten Teppiche sind noch gesperrt, deswegen kommt es vermehrt zu Promi-Sichtungen in freier Wildbahn. Die richtigen Shutdown-Outfits sind dabei natürlich: Sportklamotten.

Von Julia Werner und Max Scharnigg

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(Foto: gotpap/Bauer-Griffin/GC Images/Getty Images)

Für sie: So tun, als ob

Der Lockdown hat im öffentlichen Raum katastrophale Folgen. Zum einen überfüllte Abfalleimer, weil der gut situierte Heimarbeiter das mit dem Plastikproblem vor lauter Virenaufregung vergessen hat. Zum anderen die Verlagerung hochintimer Aktivitäten. Paare essen jetzt nicht nur im Park, sondern schleppen ihr ganzes Fitness-Equipment mit, um mit Todesernst militärische Übungen nachzuturnen. Ob das die erschlaffte Beziehung dynamischer macht, wissen wir nicht, nur dass diese Form der Paartherapie bei allen, die nur durch den Park schlendern wollten, für noch größere Bindungsängste sorgt. Es sei denn, die Squat-Ausführer sind so heiß wie Jennifer Lopez und ihr Sportlergatte. Aber dafür haben wir Social Media! Präsentationsflächen wie rote Teppiche bleiben für Stars ja bis auf Weiteres gesperrt, weswegen sie die Straße entdecken, um mal wieder abgelichtet zu werden. Das hier ist Seriendarstellerin Natasha Alam, die man nicht kennen muss, die aber vorbildlich zeigt, wie es geht. Sie täuscht in knappen Klamotten nonchalant einen Jumping Jack sowie mit geschürzten Lippen Atemlosigkeit vor. Verräterisch sind nur die rentnerinspirierten Turnschuhe, in denen niemand auf dieser Welt je Sport gemacht hat, sowie die große Divensonnenbrille, die bei echter körperlicher Anstrengung sofort von der Nase rutschen würde. Immerhin - so flößt sie dem unbedarften Spaziergänger keine Angst vor der Liebe ein. Julia Werner

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(Foto: BG004/Bauer-Griffin/GC Images/GettyImages)

Für ihn: Weiter wie bisher

Wer immer noch freie Zeit hat, könnte zum Beispiel eine Liste anlegen mit Filmen, in denen die Hauptdarsteller am Gipfel ihrer Hotness waren. Also Romy Schneider / "Swimming Pool", Brad Pitt / "Fight Club" und so weiter. Bei Ryan Phillippe ist es "Eiskalte Engel", jenes leicht in Vergessenheit geratene Meisterwerk aus den späten Neunzigerjahren. Wie er da als Upperclass-Schnösel in seinen Jaguar XK 140 springt - das ist schon sehr stimmig. Kein Wunder, dass ihn Filmpartnerin Reese Witherspoon damals vom Set weg heiratete. Nun, zwanzig Jahre, viele gescheiterte Beziehungen und wenige gute Rollen später, joggt Phillippe durch Los Angeles und sieht keinen Tag älter, aber zwanzig Jahre desillusionierter aus. Das ist die Konservierungsmethode von Schauspielern - der Body muss straff bleiben, falls morgen ein großes Angebot kommt, aber der Kopf erodiert natürlich trotzdem. Sein Outfit spiegelt das pflichtschuldige Fitbleibenmüssen auf angenehm altmodische Weise, sieht man von den Apple-Anbauten ab. Angenehm deshalb, weil die Hobbyläufer in den Parks sonst ja mittlerweile aussehen wie gedopte Triathleten (und Triathleten wie Raumschiffpersonal). So aber, in weiten Shorts und Bruce-Lee-Shirt, ist es noch das alte: Ich geh mal ne Runde joggen! Sport sollte, übrigens genau wie Jaguar fahren, nebenher absolviert werden und weder verkrampft noch wie eine Wissenschaft wirken. Max Scharnigg

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