Für sie: Simpler Auftritt mit Aeyde
Langsam dämmert so eine Ahnung, dass Luft an den Füßen wieder eine Möglichkeit sein könnte. Spätestens jetzt also sollten die Zehen von einem Profi hergerichtet werden, dann stellt sich die alljährliche Sandalenfrage. Welche trägt man jetzt? Gladiatorenmodelle mit aufwendigen Bändern um die Knöchel, Flipflops oder gar Flatforms mit Plateausohle?
Natürlich kann eine Frau längst machen, was sie will, es existiert ja kein Modediktat mehr. Aber ein Zeitgeist natürlich trotzdem. Und der verlangt in diesem Sommer nach Schlichtheit. Soll heißen: je weniger Strass und Schleifen an den Füßen, desto moderner wirkt die sommerliche Frau.
Das perfekte Modell sieht womöglich aus wie dieses vom Berliner Label Aeyde - es ist eigentlich nur eine bequeme Ledersohle mit drei butterweichen Riemen. Solche Sandalen haben nur Vorteile: Man kann sie auf einer feuchten Sommerwiese einfach abstreifen und mit nackten Füßen durchs Gras hüpfen. Für andere ist vielleicht die Information interessanter, dass auch das Umsteigen von einem Schlauchboot auf eine Yacht mit solchen Rein-und-raus-Latschen reibungslos funktioniert.
Aber da Modeliebhabern der praktische Faktor piepegal ist, hier der wahre Grund für die Wahl der Pantolette: Wir tragen doch jetzt Fußkettchen, und zwar in allen Varianten von der Goldkette über Perlen bis zum geknüpften bunten Freundschaftsbändchen! Und die Fußkettchen brauchen eben unbedingt einen zurückgenommenen Hintergrund, der sie nicht überstrahlt. Ist das ein bisschen infantil? Klar. Aber alles andere wäre ja wohl Winter. Julia Werner
Für ihn: Funktionstreter von Suicoke
Es ist sicher nicht übertrieben zu sagen, dass wir hinsichtlich der Schuhmode in einer bedauerlichen Zeit leben. Seit Jahrzehnten verändern sich die angesagten Modelle nur noch in ihrer Monstrosität, angefangen bei bulligen Basketballstiefeln und Skateschuhen über Buffalos, Uggs und allerlei unwürdige Schlupf-Schlappen (der Österreicher verkürzt das lautmalerisch klug zu "Schlapfen").
Heißen in Österreich Schlapfen: Männerpantoletten.
(Foto: Mr Porter)Letzter Höhepunkt des Ugly-Trends waren jene hochpreisigen Schock-Sneakers, die eigentlich immer aussahen, als hätten sie zu viel Botox in die Sohlen gepumpt bekommen. Selbst die leichtesten Menschen stampfen jedenfalls seit Jahren klumpig herum, es ist ein füßischer Jammer. Der Gentleman mit seinen gefälligen Brogues und Derbys bleibt davon freilich unberührt, aber ansichtig wird er des Grauens in der sommerlichen Fußgängerzone dennoch.
Wie man nun in Hinblick auf den jüngsten Leichtschuhtrend richtig handelt, darüber sind sich die Feingeister noch unsicher. Es handelt sich um die Erzeugnisse der japanischen Firma Suicoke, die man vor einigen Jahren noch unbedarft in der Trekking-Abteilung verortet hättet. Jetzt sind die martialischen Treter mit dicker Vibram-Sohle und breiten Riemen - hier im Bild noch von den Proll-Poeten von Palm Angels aufgemotzt - aber der absolute "dernier crie" und keineswegs mehr sportlich misszuverstehen. Nein, der urbane Modist trägt diese Sandalen mit plakativen, wenn nicht gar polemischen Sportsocken, bleichen Beinen und kurzer Hose und ergibt damit ein brutalistisches Kleinspektakel, mit dem er sich und Seinesgleichen erfreut.
Verglichen mit früheren Trends sind die Avantgardesandalen sicher auch sehr angenehm zu tragen. Aber sie lösen nicht das grundlegende Sommerfuß-Problem des normalen Mannes, das nun mal darin besteht, dass sein nackter, zehiger Fuß in der Öffentlichkeit genauso wenig Anklang findet wie sein offensiv gezeigter Sportstrumpf. Es bleibt kompliziert. Max Scharnigg
