Ladies & Gentlemen:Die große Halsstarre

L und G
(Foto: Reuters)

Fliege hui, Krawatte pfui: Seine Beraterin Hope Hicks erregte beim Dinner mit einem perfekten Tuxedo viel Aufsehen, Donald Trump selbst aber blieb auch bei seiner Asienreise wieder hinter den modischen Erwartungen zurück.

Von Julia Werner

Mit Fliege und Kalkül: Hope Hicks

Das hier ist Hopie, wie Donald Trump seine Kommunikationsdirektorin liebevoll nennt. Die 29-Jährige trägt den pornostartauglichen Namen Hope Hicks und stahl neulich in Tokio First Lady Melania (in roter Valentino-Robe) bei einem Staatsdinner die Show - in einem Smoking! Ihren Job bekam sie, weil sie weiß, wann man den Präsidenten nicht stören darf, nämlich beim Golfschauen, und weil sie schon für Tochter Ivankas Modelabel arbeitete. Ach ja, und gemodelt hat sie früher auch! Logisch, dass ihr der Pinguin-Look hervorragend steht. Die Frage ist eine andere: Warum trägt sie ihn? Es gibt eigentlich nur zwei Situationen, in denen Frauen im Rampenlicht auf Ausschnitt und Beinblitzer verzichten und auf Smoking mit Fliege setzen. Wenn sie von Helmut Newton fotografiert werden, was leider keine Möglichkeit mehr ist, weil Newton bereits verstorben ist. Oder aber, wenn sie sich moralisch über herkömmlich aufgebrezelte Damen erheben wollen, nach dem Motto: Viel Spaß bei der Ehemannsuche, ihr verzweifelten Schnepfen! Im aktuellen Fall tippen wir darauf, dass die politikerfahrungsfreie Hicks extraseriös rüberkommen wollte, um jede Schlüpfrigkeit, die sich männliche Pinguine gegenüber weiblichen Nachwuchskräften gerne erlauben, im Keim zu ersticken. Aber wie das mit Schönheiten so ist, auf elastisch geföhntes Haar und eine pinke Lippe können sie nicht verzichten, weswegen die Tarnung ganz sicher aufgeflogen ist, zumindest in den Köpfen der Pinguine. Merke: Zugeknöpftheit kann nach hinten losgehen, Valentino nicht.

Julia Werner

Mit Scherzkrawatte: Donald Trump

Fast ist es, als hätte man für die Buchstabenabfolge T-r-u-m-p mittlerweile eine selektive Blindheit entwickelt. Sobald die Augen sie entdecken oder die Ohren vernehmen, schaltet sich das Gehirn aus, wie die modernen Motoren an der roten Ampel. Energie sparen! Es ist gefährlich, aber irgendwann gewöhnt man sich auch an einen Panzer im Vorgarten. Trumps Asienreise lieferte wieder viele Bilder, über die man nicht nachdenken wollte. Der Präsident verächtlich mit Koi-Karpfen, der Präsident überfordert beim verschränkten Handshake, der Präsident unvorteilhaft im goldbesticktem Riesenhemd neben Duterte. Und während die Damen in seiner Entourage zumindest nach außen hin eine gute Figur abgeben, sieht Trump immer noch ziemlich plump aus. Das ist vielleicht die seltsamste Leistung, dass er auch nach einem Jahr in kein staatsmännisches Kostüm gefunden hat. Zum abendlichen Bankett in Tokio also hat er sich nicht umgezogen. Er trug seine Daueruniform, aber gut, es war kein ausdrücklicher Black-Tie-Termin. Beim Sprechen eines Toastes muss so ein Anzug zeigen, was er kann, zumal Trump das Zuknöpfen der Jacke leider selten für notwendig hält. Als würde man immer mit einer geöffneten Tür Auto fahren. Schulterpartien und Ärmel sind so gut geschneidert, wie man es bei einem Milliardär erwarten kann. Die Krawatte hingegen ist in Länge, Breite und Farbe wie ein Scherzartikel, über den sich ein zweitklassiger Clown freuen würde. Melania und Hopie hätten ihm das sicher sagen können. Wenn er sich etwas sagen ließe.

Max Scharnigg

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