Ladies & Gentlemen:Das ungewöhnliche Schuh-Paar

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(Foto: PR)

Ein italienisches Label bringt für Anzeigen das US-Model Kendall Jenner und den umjubelten Balletttänzer Roberto Bolle zusammen. Das klappt ganz gut, sieht man von ein paar kleinen Handgreiflichkeiten ab.

Plötzlich Dame: Kendall Jenner

Sachen gibt's! Jetzt ist ein Sprössling aus dem Kardashian-Clan, einst berühmt geworden durch eine Real-Life-TV-Serie, das neue Gesicht der sehr eleganten italienischen Marke Tod's. Das Label steht traditionell für lautlose Mokassins und leise Leder-Accessoires, die ewig halten, für Understatement also und für Leute, die ihr Wochenende lieber auf dem Landgut verbringen als an Jetset-Orten. Die Jenners/Kardashians sind aber so laut wie die Bässe, die aus den Lautsprechern der Yachten in Saint-Tropez wummern - weshalb die Wahl der zweitjüngsten Schönheit aus der beliebten Trash-Familie auf den ersten Blick doch unkonventionell anmutet. Immer diese Vorurteile! Während der Mailänder Herrenmodewoche wurden wir eines Besseren belehrt, denn dort war eine komplett bedeckte (na ja, fast) Jenner zu sehen! Die Karottenjeans, die braven Loafer und der schmale Rolli stehen ihr hervorragend, aber der zurückhaltende Aristokraten-Look alleine macht aus einem TV-Star natürlich noch keine Lady, wahre Eleganz zeigt sich erst in den Gesten. Und auch dabei brilliert Kendall Jenner, denn während der Primoballerino Roberto Bolle im Eifer des Fototermin-Gefechts seine Hand etwas unglücklich platziert, obwohl er eigentlich die Hüfte treffen wollte, entschärft sie gekonnt durch ein schönes Lächeln und Hohlkreuzstellung die peinliche Situation. Mit superhohen Vamp-Schuhen wäre das nicht gegangen, weshalb man hier von einem PR-Coup sprechen kann, denn die Botschaft lautet: Tod's adelt die Trägerin, in jeder Lebenslage. Julia Werner

Alles im Griff: Roberto Bolle

Was man leider nicht wusste, als man pubertär im Pausenhof gefrotzelt hat: Es wird eine Zeit kommen, in der man den männlichen Balletttänzer als den ultimativen Mann anerkennen muss und als unschlagbaren Endgegner, wenn es um die Zuneigung der Damenwelt geht. Denn er vereint Athletik und Kraft mit Poesie und schöngeistiger Muse, ist ebenso leichtfüßig wie kräftig, trägt als Exot zusätzlich eine erotische Verletzlichkeit und viel Stolz mit sich. Oft hat er auch noch viel Haar. Und wie man aus Ballettfilmen und Dokumentationen weiß, sind große Tänzer auch immer sagenhaft kapriziös und ungemütlich. Nervöse Raubtiere eben, die jederzeit austicken können und sich dann wochenlang bei ihrer gelbgerauchten russischen Tanzlehrerin verstecken, die oft genug die einzig wichtige Frau in ihrem Leben ist, hach! Der Piemonteser Roberto Bolle verkörpert diesen Idealtypus besonders gut, schon als Jüngling wurde er einst von Rudolf Nurejew für eine Rolle als Tadzio ausgewählt - besser kann eine Karriere als angehimmelter Tänzer nicht anfangen. Nur komisch, das Herr Bolle (deutsch intoniert leider das Gegenteil von Ballett) seine Anzeigen-Partnerin beim Fotoshooting umgreift, als wäre sie ein Sandsack. Liegt das an seiner tänzerischen Routine, bei der alle anwesenden Damen sogleich meterweit durch die Luft zu befördern sind? Oder an der doch freizügigen Garderobe, die ihn ein bisschen verkrampfen lässt? Das immerhin wäre eine Gemeinsamkeit, mit der wir auf dem Pausenhof auch hätten dienen können! Max Scharnigg

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