Ladies & Gentlemen:Auf königlichen Trampelpfaden

The Duke And Duchess Of Cambridge Visit The North Of Pakistan

Echtes royales Stilfeuerwerk: Duchess Catherine und Prinz William in Pakistan.

(Foto: Getty Images Entertainment/Getty)

Das englische Thronfolger-Paar besucht Pakistan und zeigt, wie formvollendet es den Austausch mit den ehemaligen Kolonien noch beherrscht.

Von Julia Werner

Die Duchess: Mühelos glänzen

Weil alle über die dramatische Doku reden, die Meghan und Harry gerade abgeliefert haben, ist das echte royale Stilfeuerwerk dieser Tage untergegangen, nämlich die Pakistanreise des Thronfolgerpaars. Herzogin Catherine beeindruckte schon bei der Ankunft mit einem gletschertürkisen, von einem traditionellen Salwar Kamiz inspirierten Kleid-Hosen-Ensemble und lief in den folgenden Tagen virtuos barfuß in Kurtas die Treppen herunter, ohne dass sich auch nur einen Moment eine Haarsträhne in der Luftfeuchtigkeit verirrte. Apropos, um auf den Klimawandel aufmerksam zu machen, besuchten die beiden den Chiatibo-Gletscher. Aber haben die leise-eleganten Royals in Zeiten der lauten Influencer überhaupt noch Einfluss? Das wollen wir schwer hoffen, denn gerade dieser Look hier führt uns vor Augen, worum es beim Anziehen wirklich geht: Kate entschied sich für eine Indiana-Jones-inspirierte Lederweste (Abenteuer), derbe Stiefel (Bodenständigkeit) und Seidenbluse (immer noch Herzogin). Die Geschenke - also eine Scout-Mütze und ein traditioneller Schal, sowie der bunte Haarschmuck, den man ihr in einem Kalash-Dorf später aufs Haupt setzte, harmonierten mit diesem Outfit natürlich ganz hervorragend. Es ist nichts weniger als die Definition des überbemühten Worts Mode-Ikone: sich respektvoll ins jeweilige Land-Leute-Wetter-Ambiente einfügen und dabei trotzdem mühelos herausstechen. Eine Kunst, die Influencer niemals beherrschen werden. Aber die müssen ja auch Geld verdienen. Julia Werner

Der Prinz: Firlefanz schätzen

Angesichts der jämmerlichen Verfassung, in der sich die britische Legislative seit einiger Zeit präsentiert, wirkt die Monarchie wohltuend zuverlässig. Man spielt da seit Jahrhunderten die gleichen Stücke und bietet so einen Rest von Würde und Sicherheit. Zu den wiederkehrenden Programmpunkten gehören die Anstandsbesuche in den ehemaligen Kronländern und schöne Bilder aus den Kolonien. Ein wenig wirken diese Visiten, als wäre alles in alter Ordnung: Die Times gebügelt und das Land noch ein Empire. Die familiären Trampelpfade führten Duke und Duchess of Cambridge zuletzt nach Pakistan, wo sie sich volksnah und fröhlich gaben. Beim Besuch in der Chitral-Region wurden ihnen traditionelle Utensilien der ehrwürdigen Grenzschutzmiliz "Chitral Scouts" überreicht und sogleich stolz durchs Tagesprogramm getragen. Das macht den Unterschied dieser VIPs zu anderen Stars deutlich: Jay-Z oder irgendeine Kardashian hätten derartigen Firlefanz kaum länger auf dem eigenen Outfit geduldet. Da ist das Ego immer noch viel zu kleinbürgerlich. Der Prinz aber, von Kind an geschult im Wert solcher Gesten, trug Hütchen und Schal mit dem Vergnügen eines Mannes, der froh ist, wenn er Understatement demonstrieren darf. Freilich wurden die Chitral Scouts vor knapp 120 Jahren auch von Lord Curzon und damit einem Eton/Oxford-Boy in den Dienst gestellt. Jede Exzentrik, jede bunte Feder hat eben Bewandtnis und stellt William in die Reihe seiner Vorfahren. Das ist nicht nur nostalgischer Zirkus - genau so überlebt man auch Krisen. Max Scharnigg

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