Ladies and Gentlemen:Auf die richtige Pose kommt es an

Gentleman and ladies posing

David Beckham versteckt eine Hand in der Tasche, It-Girl Gigi Hadid setzt auf nach vorne geschobene Hüfte.

Stars sind arm dran, ihr Leben ist eine einzige Pose. Er fragt sich: Wohin mit den Händen? Sie sucht die vorteilhafteste Beinstellung.

Von Julia Werner und Max Scharnigg

Für Sie: Kleider-Tücken wegbalancieren

Gute Schnappschüsse sind kein Kinderspiel, sondern harte Arbeit. Alle, die darüber verzweifeln, auf Fotos nie gut wegzukommen, dürfen deshalb nicht heulen, sondern sollten die Zunge an den Gaumen pressen, damit die Wangenknochen besser rauskommen, und die Augen leicht zu Schlitzen zusammenziehen, nur dann haben sie auf Fotos die richtige Größe.

Nein, mit einem Fleischpflanzerl zwischen den Lippen geht das nicht, auch nicht, wenn man wegen eines Kalauers Lachfratzen schneidet. Jeder Moment könnte der Moment sein, in dem ein Fotograf auf den Auslöser drückt. Nicht essen und nicht lachen, das sind die Basics. Aber natürlich sind Frikadellen im Leben wichtiger als das gelungene Porträt, weswegen einem Stars leidtun können: Stets müssen sie in der Öffentlichkeit herumstehen wie Wachsfiguren, denn mit Perfektion verdienen sie ihr Geld.

Wer ständig darüber nachdenken muss, wie er in der Yellow Press rüberkommt, wird natürlich verrückt. Deshalb gibt es ein Repertoire an Posen, die aus der Red-Carpet-Perspektive immer gehen: Überkreuzte Füße gelten als süß und für Cocktailkleider als erste Wahl. In der langen Robe sieht die absurd von einer Hand nach vorne geschobene Hüfte angeblich am besten aus, die das Model und It-Girl Gigi Hadid hier präsentiert.

Nur hat sie die Rechnung ohne das Kleid gemacht, dessen Raffung durch die Vorwärtspose zu viel Gewicht bekommt. Das durch den Schlitz nach außen gestellte Angelina-Jolie-Bein wäre besser gewesen! Auf diesen Schock erst mal ein Fleischbällchen.

Für Ihn: Verstecke geschickt nutzen

Die Frage hat ein Denkmal verdient, so ewig ist sie: wohin mit den Händen? Keine Streetstyle-Fotogalerie, keine TV-Stehempfänge, keine Parade auf dem roten Teppich, bei der sie nicht in die Gesichter der Herren geschrieben steht. In Folge wird gefuchtelt, geraucht, genestelt oder am schlimmsten: Die Arme werden stehend über der Brust verschränkt, was stets nach unglücklichem Yoga aussieht.

Dass bei den Modelshows ständig Posing geübt wird, hat die Sache für uns Männer leider auch nicht vereinfacht. Beide Hände keck in die Hüfte stützen und sich halb um die eigene Achse zur Kamera drehen, wirkt weder männlich noch besonders entspannt. Aber wir haben, anders als die Damen, allermeistens Hosentaschen. Die Hand bei repräsentativen Anlässen dort einzuquartieren wurde lange Zeit als unfein notiert.

Das mag noch gelten, wenn man zu einer Preisverleihung auf die Bühne gerufen wird oder vor der Gewerkschaft eine Erklärung für Massenentlassungen abgeben muss. Bei eher lockeren Anlässen, wie sie David Beckham vorzugsweise aufsucht, ist gegen eine Hand in der Tasche nichts einzuwenden. Im Gegenteil, ein gut geschnittener Anzug präsentiert sich damit dynamischer, als wenn beide Arme kraftlos abhängen.

Es muss nur dringend der Eindruck vermieden werden, die Hand wäre da im Stoffsack noch irgendwie beschäftigt. Sie soll bitte weder eine Waffe noch sonst was umklammern. Einfach gewichtslos ablegen und mit der anderen locker ausschwingen, schon steht man und ist bereit, Denkmal zu werden.

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