Kurz gesichtet:Schmuckvoll

Opulent: die neuen Meissner Porzellanfiguren mit Shirts von Supreme. Schlicht: die Nylon-Armbänder der Designerin Francesca Amfitheatrof.

Stil-Schuh
(Foto: Hersteller)

Vorgeschmack auf die warme Jahreszeit: Espadrilles, die Stoffschuhe mit der Sohle aus Pflanzenfasern, waren ja eigentlich nie außer Mode - ein Klassiker, den schon Grace Kelly oder Picasso schätzten. Den beiden mag sonst nicht viel gemeinsam sein, aber zum mediterranen Stil an der Riviera und in Spanien gehören eben auch die flachen Leichtgewichte samt geflochtener Optik. Für die kommende Saison hat sich Missoni mit dem traditionellen Hersteller Castañer aus Katalonien zusammengetan und eine Sommerkollektion 2019 auf den Markt gebracht: das Herrenmodell Pablo, mit dem typischen Zickzackmuster der italienischen Marke, und mehrere Sandalen, in Schwarzweiß, mit Bändern für die Fesseln oder Plateausohlen. Espadrilles mit Absatz hat Castañer erstmals in den frühen Siebzigern angefertigt, nach der Anregung auf einer Pariser Messe durch einen "jungen Franzosen mit nachdenklichem Blick", wie es auf der Firmenwebseite heißt - Yves Saint Laurent (castaner.com).

Und wieder ein Rassismusskandal in der Mode. Vergangene Woche trat die Modechefin der brasilianischen Vogue, Donata Meirelles, zurück. Grund ist ein Foto auf Instagram, das Meirelles von ihrer Geburtstagsfeier postete: Die (weiße) Moderedakteurin sitzt auf einer Art Thron, flankiert von dunkelhäutigen Frauen in traditioneller Tracht des Bundesstaats Bahia, der stark afrikanisch geprägt ist. Schnell wurde der Vorwurf laut, das Bild spiele mit rassistischen Klischees aus der Kolonialzeit. Meirelles kommentierte ihren Rückzug, ebenfalls auf Instagram, demütig. Sie habe "viel gehört und muss noch mehr hören". Anfang Februar hatte Gucci Blackfacing-Kritik einstecken müssen und einen schwarzen Rollkragenpulli mit rotem Lippenmotiv aus dem Sortiment genommen. In Brasilien ist das Thema Rassismus besonders heikel: In dem Land, das die Sklaverei erst 1888 abschaffte, bezeichnet sich mehr als die Hälfte der Einwohner als dunkelhäutig, sie haben aber kaum Einfluss auf Politik und Wirtschaft. Dem Kabinett des rechtsextremen Präsidenten Jair Bolsonaro gehören ausschließlich Weiße an.

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Schlichte Formen sind ihr Markenzeichen, und das bei einem pompös klingenden Namen: Francesca Amfitheatrof, Schmuckdesignerin bei Louis Vuitton, hat ihre eigene Linie lanciert und dabei den Minimalismus auf die Spitze getrieben. Bei den Armbändern der Serie "Tags" handelt es sich um zierliche Nylonreifen mit einem kleinen Verschluss aus Silber. Sie erinnern an Einlassbändchen für Clubs oder Oktoberfestzelte - und tatsächlich kann man auch Amfitheatrofs Bändel nur öffnen, indem man sie zerschneidet. Ein Gag, den die Italienerin als Anspielung auf das angestaubt-unbewegliche Image der luxuriösen Juweliere versteht. "Ich wollte nicht mit einer großen Gold- und Diamantenkollektion starten", sagt die frühere Designdirektorin von Tiffany, das wäre ihr "zu statisch" vorgekommen. Lieber etwas Jüngeres, zu haben ausschließlich online über ihr Label Thief and Heist (von März an, thiefandheist.com).

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(Foto: Hersteller)

Eigentlich dürfte man von der Kooperation Meissen x Supreme nicht wirklich überrascht sein. Die Streetwear-Marke hat in den vergangenen Jahren haufenweise Dinge mit ihrem Logo versehen, bei denen man es nicht erwartet hätte: von der Brechstange über den Hundenapf bis zu Räucherstäbchen. Jetzt verblüfft das New Yorker Label seine Fans durch eine Zusammenarbeit mit der ehrwürdigen sächsischen Porzellanmanufaktur. Das Ergebnis: eine Amorfigur in einem Shirt mit knallrotem Supreme-Aufdruck. Das Engelchen, das gerade dabei ist, einen Pfeil aus zwei verwundeten Herzen zu ziehen, ist in limitierter Auflage erhältlich (supremenewyork.com).

Das Magazin Sneaker Freaker berichtet seit 2002 über Sneakers, die Liebhaber der allgegenwärtigen Schuhe und die "sneakeraffine Musik- und Lifestyleszene". Eine Zeitschrift nur darüber, wie bestimmte Schuhe den Lebensstil von Menschen prägen? Wer sich darunter nichts vorstellen kann: Der Taschen Verlag hat den australischen Gründer des Magazins, Simon Wood, gebeten, Highlights aus 15 Jahren für ein Buch zusammenzustellen. Der 650-Seiten-Wälzer The Ultimate Sneaker Book umfasst Reportagen, Interviews und viele Fotos. Außerdem Zitate wie dieses über einen Ledersneaker: "Das Mint-Nubuk ist reines Dynamit". Das muss echte Liebe sein (40 Euro, taschen.com).

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