Süddeutsche Zeitung

Kurz gesichtet:Sauber sneaken, regional essen und grün sehen

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In den Stilnews: Eine norwegische Crowdfunding-Kampagne geht mit fairen Turnschuhen durch die Decke. Eine britische Firma findet in alten Häusern neue Wandfarben. Und Slow Food legt einen Bestseller neu auf.

Von Anne Goebel und Max Scharnigg

Das Angebot an Sneakers ist groß - jetzt kommt noch eine neue Variante für Umweltbewusste dazu: New Movements, eine junge Firma aus Norwegen, schließt an diesem Samstag erfolgreich eine Kickstarter-Kampagne ab, mit der eine Produktion von Schuhen aus Naturmaterial und Recyclingkunststoff gestartet werden soll. Die Sohle besteht zum größten Teil aus wiederaufbereitetem Gummi, der Schnürsenkel aus recycelten Plastikflaschen. Die Unisex-Sneakers aus chromfreiem Leder werden in einer Manufaktur in Portugal gefertigt und sollen ab Februar in sieben Farben erhältlich sein. Jedes Paar, verspricht der Hersteller aus Oslo, bedeutet eine gute Tat - nämlich die sinnvolle Verarbeitung von einem Pfund Plastikmüll aus den Ozeanen. Dass diese Botschaft gut ankommt, war am Erfolg des Crowdfundings gut abzulesen, Mit über 47 000 Euro hat die junge Firma dort fast das Dreifache des erwarteten Startkapitals ertrommelt.

Das ist schlau gemacht: Mobbing im Netz ist ein Problem, das Millionen Menschen beschäftigt - und wenn man das Thema geschickt mit Mode verknüpft, verkaufen sich die Teile entsprechend gut. So ist zumindest der Plan der italienischen Marke Diesel, die mit ihrer neuen Werbekampagne ein Zeichen gegen Bullying setzen will. Stars wie die Rapperin Nicki Minaj, Schauspieler Tommy Dorfman oder der Musiker Gucci Mane (im Bild), selbst oft Opfer von Hasstiraden im Netz, treten in einem begleitenden Video zur Kollektion "Ha(u)te Couture" auf. Die Entwürfe - Shirts, Jeansjacken oder Kapuzenpullis - sind mit Schmähungen wie "weirdo", zu Deutsch Spinner, oder "Not cool anymore" bedruckt. Die Idee dahinter: Offen zur Schau getragene Beschimpfungen verlieren ihre einschüchternde Kraft. Erhältlich unter Diesel.com. In ausgewählten Stores kann man personalisierte Entwürfe anfertigen lassen, bedruckt mit selbsterlittenen Affronts.

Regional nennt sich heute vieles im Lebensmittelbereich, nicht immer ist auf die Herkunftsangabe Verlass. Der Verein Slow Food, vor mittlerweile mehr als 30 Jahren in Italien gegründet, hat dem Kochen mit lokalen Zutaten aber schon immer große Bedeutung beigemessen. Jetzt kommt die vierte Ausgabe des "Slow Food Genussführers" auf den Markt - sie liegt ab 1. Oktober in den Regalen der Buchhändler. Die Ausgabe 2019/20 ist 752 Seiten dick, knapp 548 Lokale werden besprochen, darunter 150 neu aufgenommene Adressen. Der Schwerpunkt liegt nicht auf edler Spitzengastronomie, sondern auf reellen und bodenständigen Orten: Vom Dorfwirtshaus oder der kleinen Räucherei bis zum Ausflugslokal mit Sashimi von der heimischen Forelle. Im Programm des Oekom-Verlags gehört der Genussführer zu den erfolgreichsten Titeln. Nach Verkaufszahlen, heißt es in einer Mitteilung des Verlags, rangiert er als Nummer zwei der deutschen Gastroguides (28 Euro, Oekom.de).

Allein die Zutaten hören sich nach verlängertem Urlaub an - Kokosnuss und Feige. Die wohlriechende Maske von Coco & Eve soll das Haar entwirren, geschmeidig machen, glänzen lassen und andere Wunder bewirken: die übliche Litanei im Geschäft mit Beautyprodukten. Unter Instagrammern ist der rosa-grüne Tiegel der australischen Marke jedenfalls gerade ein Renner. Vielleicht wegen des klangvollen Produktnamens "Like A Virgin". Wer ausprobieren möchte, ob der Hype berechtigt ist: Zu haben über Niche-beauty.de (39,90 Euro).

Die Farbe Grün beschäftigt Mode- und Interieur-Designer schon seit einigen Saisons. Der britische Wandfarben- und Tapetenhersteller Little Greene denkt zwar grundsätzlich in größeren Zusammenhängen, trotzdem kommt sein neues Grünsortiment jetzt passend zum Trend in den Handel. Für diese Kollektion hat die Traditionsfirma 31 Grüns besonderer Herkunft identifiziert und dabei eng mit dem National Trust zusammengearbeitet. In deren Landhäusern und Adelssitzen fanden sich auf Wänden und Tapeten historische Grüntöne, die im Rahmen eines Forschungsprojekts erfasst, katalogisiert und schließlich aufbereitet wurden. Reizvoll sind für den Betrachter dabei nicht nur die Nuancen, die etwa zwischen "Pompeian Ash" (aus dem 200 Jahre alten Ickworth House in Suffolk) oder "Hidey Hole" (mit dem die Gartenhütte von George Bernhard Shaw gestrichen war) aufgehen, sondern auch die Geschichten zu den Herkünften der Farben. Gutes Geschenk für Anglophile, die gerne selbst mal zum Pinsel greifen.

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Quelle:
SZ vom 22.09.2018
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