Kurz gesichtet:Neue Formen

Kuschelkissen, Materialneuheiten und Blattgirlanden: Junge Labels präsentieren Neuerungen, während ein altes am Image feilt.

Von Anne Goebel, Max Scharnigg und Silke Wichert

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(Foto: oh)

Das junge Schweizer Taschenlabel Qwstion präsentiert in diesen Tagen eine Materialneuheit: Bananatex, das weltweit erste technische Gewebe aus Fasern der Bananenpflanze. Dafür werden die rohen Fasern der Abacá-Pflanze, bio-kultiviert im philippinischen Hochland, zu einem Gewebe verarbeitet, das robust und trotzdem leicht ist. Das Schweizer Unternehmen hat zuvor drei Jahre in Forschung, Tests und Entwicklung investiert, um ein nachhaltiges Material zu finden, das eine Alternative zu den überwiegend synthetischen Geweben in diesem Bereich werden könnte. Wasserabweisend beschichtet mit Bienenwachs wurden jetzt die ersten Bananatex-Produkte vorgestellt: Die Roll Pack, eine Tasche mittlerer Größe (295 Euro) und die kleine Hip Pouch für 70 Euro. Die Sachen sind nach ihrem Lebenszyklus biologisch abbaubar (Qwstion.com).

Die einst ruhmreiche Münchner Marke MCM bekommt einen neuen Kreativdirektor, der das Taschenlabel zu altem Glanz führen soll. Dirk Schönberger werde als "Global Creative Officer? von Berlin aus die Neuausrichtung verantworten, heißt es in einer Mitteilung. Assistierende Teams in Seoul und Mailand sollen die Attraktivität von MCM international vorantreiben. Schönberger hat zuletzt bei Adidas äußerst lukrative Partnerschaften mit Raf Simons oder Kanye West initiiert. MCM, die 1976 gegründete Marke mit dem Drei-Buchstaben-Logo samt großspuriger Blattgirlande, hatte ihre große Zeit in den Achtziger- und frühen Neunzigerjahren. Die cognacfarbenen Taschen waren plötzlich überall - und verschwanden genauso unvermittelt wieder, inzwischen ist die Firma in südkoreanischem Besitz. Schönbergers erste Entwürfe sollen kommendes Frühjahr zu sehen sein. Der Designer plant eine sanfte Erneuerung, er sei kein "Bulldozertyp".

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Flagshipstores für Brillen, also ein ganzer Laden mit Gestellen einer einzigen Marke - früher unvorstellbar. Da gab es lediglich gut sortierte Gemischtwarenläden namens "Optiker" mit einer Auswahl der üblichen Designermodelle neben erschwinglichen Kassengestellen. Mittlerweile sind es in Berlin-Mitte ungefähr so viele Monostores für Brillen wie Cafés, etwa von Yun, Mykita oder Ace & Tate. Besonders schnell wächst das Label Viu aus Zürich, das mittlerweile 20 Läden in Deutschland betreibt und gerade seinen zweiten Store in München eröffnet hat. Die Kunden schätzen die Kombination aus hochwertigem Design, handgefertigten Rahmen und dem Preis: ab 165 Euro inklusive Korrekturgläsern. Die jungen Marken, die meist ohne große Logos auskommen, laufen den üblichen Designerbrillen immer mehr den Rang ab. Für diesen Herbst hat Viu wieder mit der Designerin Saskia Diez zusammengearbeitet. Eines ihrer neuen Modelle ist mit 22-karätigem Gold veredelt - Schmuck für die Augen.

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Gegen die Vereinsamung der Millennials hat das Londoner Designstudio Aseptic jetzt ein ergonomisches Kuschelkissen entworfen. Es ähnelt einem menschlichen Torso mit sehr langen Armen, in die man sich auf dem Sofa oder im Bett einkuscheln und eine Umarmung simulieren kann. Die Idee für den weichen Partnerersatz und Kuschelavatar kam Designer Tsun Lai angesichts einer Schneiderpuppe, die er für sein Mode-Studium benutzt hatte und die später als Anlehnstation auf dem Sofa zweckentfremdet wurde. Dabei habe der Designer gemerkt, dass auch eine solche Fake-Umarmung stresslindernd und entspannend wirkt. "The Mannequin" heißt das funktionale Kissen gegen Einsamkeit dann auch, es wurde auf der London Design Fair zum ersten Mal vorgestellt - und traf auf reges Interesse der unterkuschelten Millennials. Mehr Info unter: Aseptic-studio.com.

Gucci arbeitet weiter an seinem Image als Förderer der Kunst. Zum zweiten Mal tritt die italienische Luxusmarke mit einträglichem Draht zur jungen Klientel als Sponsor einer Messe auf: Die hochkarätige "Paris Internationale" (Start: 17.Oktober) hat sich als Plattform für aufstrebende Galerien und Nachwuchskünstler etabliert. Gucci bleibt also konsequent auf Tuchfühlung mit der nachkommenden Generation - zuletzt gab es eine Zusammenarbeit mit der 26-jährigen Illustratorin Angelica Hicks, die eine T-Shirt-Kollektion entwarf. Auf der Paris Internationale präsentieren sich 42 Galerien aus 21 Ländern.

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