Süddeutsche Zeitung

Kurz gesichtet:Mensch an Jacke

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Die Jeansjacke wird smart, Dior wird gesund und Handtücher umweltfreundlich. Die Stil-News der Woche.

Von Claudia Fromme, Anne Goebel, Julia Rothhaas

Wer erinnert sich noch an Inspector Gadget? Der Held dieser Zeichentrickserie aus den Achtzigerjahren ermittelte als Polizist mit Hilfe von Geräten, die in seine Kleidung eingebaut waren. Das Fernglas kam aus dem Hut, aus den Schuhsohlen wurden Ski, und der Trenchcoat ließ sich so aufblähen, dass Gadget damit schwimmen konnte. Ganz so fantasievoll geht es im echten Leben zwar nicht, aber Levi's setzt auf die Technologie von Google, um die klassische Jeansjacke "smarter" zu machen. Ein Sensor befindet sich an der Manschette des Trucker Jackets, damit kann man auf Wetterberichte, Musik, die Navigation oder die Kontakte zugreifen, ohne das Handy in der Hand halten zu müssen. "Volle Konnektivität ohne Ablenkung", so die Jeansmarke. Für Damen und Herren in zwei Varianten ab dem 4. Oktober erhältlich.

Einfach nur schön zu sein reicht nicht mehr. Perfektion ist inzwischen nur mehr in "healthy beauty" zu finden, also der gesunden Schönheit mit einem Spritzer Authentizität. Deswegen hat Dior das Model Gisele Bündchen zum Gesicht der Kampagne seiner Hautpflegelinie für 2020 gemacht. Bündchen sei als "Supermodel bekannt, die reine Gesundheit ausstrahlt", eine "Wellness-Ikone". Dass die Brasilianerin dieses Image hat, ist allerdings kein Zufall: Bündchen ernährt sich und ihre Familie seit längerem fast ausschließlich pflanzlich.

Die Suche nach der perfekten Lampe kann ganz schön anstrengend sein. Weil die italienische Firma Foscarini diese Arbeit ihren Kunden künftig gerne erleichtern möchte, gibt es nun das Mix&Match-System, aus dem sich verschiedene Beleuchtungsmöglichkeiten selbst zusammenstellen lassen. Zur Auswahl stehen zunächst fünf verschiedene Diffusoren aus mundgeblasenem Glas in unterschiedlichen Formen und Gravierungen aus den Produktfamilien Gem, Gregg und Rituals, die aus Studien und Experimenten zu diesem Material entstanden sind. Danach folgt die Entscheidung, ob es eine Boden-, Decken-, Wand- oder Tischleuchte sein soll und welche Farbe der Fuß der Lampe haben darf: Gold, Anthrazit oder Weiß. Es werde Licht! ( foscarini.com)

Pilzsammler müssen ein Händchen haben, aber auch ein profundes Wissen, was die Bestimmung ihrer Fundstücke angeht. Und viele von ihnen kennen die besten Plätze zum Pilzesuchen schon seit vielen Jahren; sie kehren immer wieder zu den versteckten Orten zurück, wo die Bedingungen günstig sind und nicht jeder Waldbesucher sofort mit der Nase draufstößt. Das Buch Into the Woods. Pilze suchen und Glück finden von Moritz Schmid (Prestel Verlag) ist eine Hommage auf das Erlebnis im Wald, das Sammler immer wieder mit Stolz und Zufriedenheit erfüllt. Mit vielen schönen Fotos von einmaligen Fundstellen, persönlichen Berichten von Sammlern und Rezepten für Steinpilzbutter, Pfifferlinge auf Grillgurke oder Krause Glucke im Tempuramantel. Ein Hingucker für heitere Herbsttage.

Die Mode schielt ab und zu gerne auf die Straße und guckt, was sich die Leute ganz ohne ihr Zutun so um den Körper wickeln. Auf eines dieser Accessoires hat es nun Miuccia Prada abgesehen: auf die Art Armbänder, die man für ein Festival oder ein Konzert um das Handgelenk gebunden bekommt. Für die Frühling-/Sommer-Präsentation von Miu Miu in Paris trugen sämtliche Models ein solches Band. Bleibt nur zu hoffen, dass diese Bänder zwischendurch auch mal abgelegt werden im Gegensatz zu den Festival-Bändern, die als Souvenir gern auch jahrelang getragen werden. Denn eine Studie der University of Surrey von 2015 zeigte: Ein zwei Jahre altes Armband kann über zwanzig Mal mehr Bakterien aufweisen als normale Straßenklamotten. Und Staphylokokken und Mikrokokken passen halt so gar nicht zu den Entwürfen von Miu Miu.

Kuscheln und die Welt retten? Das haben Yoko Ono und John Lennon ja schon 1969 mit ihrem Bed-in zeigen wollen. Nun nimmt das Hamburger Start-up Kushel einen neuen Anlauf. Es rühmt sich, die erste Textilmarke zu sein, die garantiert flauschig ist - und gut zur Umwelt, weil sie klima- und ressourcenpositiv ist. Die Handtücher bestehen aus 70 Prozent Biobaumwolle und 30 Prozent Buchenholzfasern aus nachhaltigem Anbau. Durch den Materialmix ergebe sich eine Ersparnis von 90 Prozent Frischwasser und 44 Prozent an CO2-Emissionen. Zudem pflanzt Kushel pro verkauftem Handtuch zwei Bäume. Das alles ist gut fürs Image - und für Kunden, die sich Gedanken über ihren Konsum machen.

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Quelle:
SZ vom 05.10.2019
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