Kurz gesichtet:Kein Grund für Trübsal

Draußen ist es nass und kalt - man kann trotzdem schöne Dinge unternehmen: einen Mantel in Honiggelb kaufen, die Jil-Sander-Ausstellung in Frankfurt besuchen oder die Debüt-"Vogue" des ersten schwarzen Chefredakteurs durchblättern.

Von Anne Goebel

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Die Erwartungen waren hoch, jetzt hat Edward Enninful das erste Cover der britischen Vogue unter seiner Ägide präsentiert. Die Ernennung des 45-Jährigen im April sorgte für Aufsehen, weil Enninful als erster Schwarzer dem einflussreichen Magazin vorsteht und eine Abkehr von der Dominanz weißer Models angekündigt hatte. Folgerichtig ist auf dem Titel der Dezemberausgabe Adwoa Aboah zu sehen, eine sommersprossige Britin mit ghanaischem Vater, dazu bekennende Feministin - Enninful hat sicherheitshalber zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Mit einem "mixed-race model", das sein Versprechen für mehr Vielfalt gleich in der ersten Ausgabe einlösen soll und zudem für politisches Engagement steht. Aboah, die auf dem Cover ein Seidenkleid von Marc Jacobs und Turban zu Hochglanz-Lippenstift trägt, hat das Projekt "Gurls Talk" zur Unterstützung junger Frauen ins Leben gerufen. Für frenetischen Vorab-Jubel in den Netzwerken sorgte auch die Tatsache, dass Enninfuls Heft auf der Frontseite nicht die üblichen Modethemen oder Beautytipps ankündigt, sondern die Namen einflussreicher Persönlichkeiten auflistet, darunter die Designerin Victoria Beckham, Autorin Zadie Smith und Londons Bürgermeister Sadiq Khan. Starker Auftritt, urteilte der Guardian etwas schnippisch, die Frage sei nur, wie das bei Frauen ankomme, die Vogue lesen, "um zu erfahren, was sie anziehen sollen".

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Onlineshops bestimmen das Kaufverhalten in der Mode - und lancieren zunehmend eigene Marken. So bietet Matchesfashion die Hauslinie Raey an, die für diesen Winter zum Beispiel einen pfefferminzgrünen Wollmantel für beachtliche 940 Euro empfiehlt. The Outnet besitzt mit Iris&Ink ein eigenes Klassiker-Programm. Im Männer-Bereich zieht jetzt die Shopping-Seite Mr Porter nach mit der Marke Mr P: Dezente Stücke wie Streifenshirts, Winterpullover, dunkelblaue Sakkos, zeitlos und im Shop länger als eine Saison erhältlich. Wer es farbiger mag, könnte an dem Mantel in "Camel" (im Bild) Gefallen finden mit Stich Richtung Honiggelb (mrporter.com).

Die Designerin Clare Vivier hat ihr erstes Parfum auf den Markt gebracht. "Angie" vereint grüne Noten, italienischen Zitrus und Holznuancen - was nach einer unkomplizierten Komposition klingt und damit genau auf die Kundinnen von Viviers Marke Clare V. zugeschnitten ist: Die Amerikanerin ist bekannt für Accessoires in gut verkäuflichem Stilmix aus Pariser Chic und kalifornischer Macht-euch-locker-Botschaft. Zuletzt hatte sie bei der Modewoche in New York eine limitierte Auflage khakigrüner Parkas mit Blockstreifen präsentiert, medienwirksam garniert vom Besuch prominenter Kundinnen wie Christy Turlington (clarev.com).

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Jil Sander gehört zu den einflussreichsten Modedesignern ihrer Generation und ist eine der wenigen internationalen Mode-Größen aus Deutschland. Eine Ausstellung mit dem Titel "Präsens" zeigt ihr Schaffen im Frankfurter Museum für angewandte Kunst - und zwar über den Laufsteg hinaus. Es geht um die "Auswirkungen ihrer Gestaltungshaltung auf Ästhetik, Mode- und Produktdesign, Architektur und Gartenkunst", heißt es im Pressetext. Sanders Purismus veränderte in den Achtzigerjahren das Bild von Schönheit, ihr Gefühl für klare Linien und edles Material brachte der Hamburgerin den viel zitierten Titel "Queen of less" ein (im Bild ein Entwurf von 2004/2005). Nach der bewegten Geschichte der Marke Jil Sander - Verkäufe, Aus- und zeitweiser Wiedereinstieg der Gründerin - ließ zuletzt die Mailänder Schau der neuen Kreativdirektoren Lucie und Luke Meier die Branche aufhorchen, man hofft nun auf eine Rückkehr zu alter Größe. Die Frankfurter Schau ist bis 6. Mai 2018 zu sehen (Museumangewandtekunst.de).

Jean Paul Gaultier findet sein Leben bühnenreif. Der französische Designer hat angekündigt, im Pariser Varieté-Theater Folies Bergère seine Laufbahn zwischen Mode und Popkultur in Szene zu setzen. "Damit verwirkliche ich meinen Kindheitstraum", sagte Gaultier. Seine "Fashion Freak Show" soll sich zwischen Music-Hall-Spektakel und Modenschau bewegen und wichtige Stationen des Couturiers nachzeichnen: Von der Kindheit bis zu den großen Defilees, vom Einstand bei Pierre Cardin über Partynächte in London bis zur Zusammenarbeit mit Künstlern wie Pedro Almodóvar oder Madonna.

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