Kurz gesichtet:Im Dickicht

Entzauberter Mythos: Das ehemalige Supermodel Christy Turlington sagt, in der Modebranche seien sexuelle Übergriffe weit verbreitet. Mythischer Wald: Hwyl, das neue Parfum von Aesop, duftet nach japanischen Gehölzen mit uralten Lebensbäumen.

Von Anne Backhaus, Anne Goebel und Max Scharnigg

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Ihren 30. Geburtstag hat die Beauty-Marke Aesop dieses Jahr gefeiert. Ganze drei Parfüms sind in dieser Zeit entstanden, was schon darauf hinweist, dass die Australier keine Freunde von übereilten Produktentscheidungen sind. Der dritte Duft wurde vor einigen Wochen vorgestellt und unterstreicht die olfaktorische Eigenwilligkeit, die vielen Aesop-Produkten schon bisher zum Erfolg verholfen hat - Hwyl Eau de Parfum riecht sehr grünholzig, aber auch kräftiger weißer Rauch und feuchtes Moos waren Assoziationen der Schnupper-Gäste bei der Präsentation. Tatsächlich wollte der französische Parfümeur Barnabé Fillion damit eine Hommage an den mythischen, japanischen Wald kreieren. Man hört es knacken! aesop.com

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Noch bis zum 25. Februar steht das Vitra Design Museum in Weil am Rhein ganz im Zeichen von Ray und Charles Eames. Mit gleich vier parallelen Ausstellungen werden Leben und Werk des legendären Designerpaars gewürdigt, das mit seinen Entwürfen ganz maßgeblich Stil und Produktdesign des 20. Jahrhunderts beeinflusst hat. Dazu gibt das Museum das "Eames Furniture Source Book" heraus. Auf über 300 Seiten wird darin erstmals in wissenschaftlich fundierter Form Übersicht über sämtliche Möbelentwürfe der Eames' geboten. Diese Werkschau - auf Papier und im Museum - ist Pflicht für Design-Fans und das Buch ein gutes Geschenk für alle jene, die immer noch auf der Jagd nach den ikonischen Schalenstühlen oder Lounge-Chairs sind.

Schon mal eine super Idee gehabt, aber dann kein Geld, sie auch umzusetzen? Vielleicht wird es Zeit, das zu ändern. Inspiration kann man sich zum Beispiel beim Forecast Festival in Berlin holen. Im Haus der Kulturen der Welt zeigen am Samstag Vordenker aus verschiedenen Disziplinen von 16-21 Uhr ihre zukunftsweisenden Projekte. Darunter ist der Architekt Mathieu Bujnowskyj, der gemeinsam mit Philippe Rahm Möbel entwickelt, die dem zunehmenden Verlust von Privatsphäre entgegenwirken sollen. Oder die Designerin Flora Miranda, deren Kleidungsstücke sich aus dem Online-Nutzungsverhalten ihres Trägers generieren. Für ihre Kollektion hat sie sich mit dem finnischen Musiker Jaakko Eino Kalevi zusammengetan. Alle Projekte wurden in Kollaborationen entwickelt und von Forecast gefördert. Die Ausgangsfrage war immer: Worüber denkt ihr gerade nach? Lohnt sich also manchmal doch, das mit den Ideen. Im kommenden Jahr geht das Projekt in die dritte Runde.

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(Foto: Sebastien Dondain)

Leben wie Coco in Paris! Na ja, zumindest fast. Das Coco Chanel Apartment in der Rue Faubourg bekam von &tradition einen neuen, zeitgemäßen Look verpasst. Zur Paris Design Week hat die dänische Marke - bekannt unter anderem für Re-Editionen gefragter skandinavischer Klassiker - im ersten Stock der mehrere hundert Quadratmeter großen Wohnung der Modedesignerin Gabrielle "Coco" Chanel eine Auswahl ihrer Möbel in Szene gesetzt. So zieren Cocos holzvertäfeltes Speisezimmer nun unter anderem der "Palette Table" aus Marmor und Messing von Jaime Hayon und ein rosa-bronze-farbener Teppich. "The Moor Rug" wurde übrigens von einem Designstudio entworfen, das sich "All the way to Paris" nennt. Das war wohl tatsächlich wegweisend! Mehr: andtradition.com

Christy Turlington Burns geht mit dem Modebusiness hart ins Gericht: Die sexuelle Belästigung von Models sei "weit verbreitet" und werde in der Branche stillschweigend toleriert, erklärte die 48-Jährige in einem Interview. Vor dem Hintergrund des Weinstein-Skandals sagte das ehemalige Supermodel der Neunzigerjahre, seit 2003 mit dem Regisseur Edward Burns verheiratet, das Modegewerbe sei voller "Jäger" und "Playboy-Typen". Sie selbst habe nie eine traumatische Erfahrung gemacht, auch deshalb, weil sie die ersten Schritte ihrer Karriere in Begleitung ihrer Mutter gemacht habe. Turlington Burns kritisierte die Tendenz, Minderjährige bei Fotoshootings und für Schauen zu beschäftigen. Die beste Art, junge Models zu schützen, sei sie "fern von Sets zu halten, bis sie erwachsen sind", sagte die Amerikanerin dem Branchenblatt Women's Wear Daily.

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