Kurz gesichtet:Funkelnder Neuanfang

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Das Jahr ist noch nicht ganz zu Ende, und schon werden die Beauty-Trends fürs neue Jahr ausgerufen. Auf jeden Fall dabei: Flechtfrisuren und Glitzer im Gesicht, den man nicht nur nachts tragen kann. Das und vieles mehr in den Neuigkeiten der Woche.

Von Anne Goebel, Julia Rothhaas, Max Scharnigg und Silke Wichert

Der gesellschaftliche Stellenwert von Dosenbier? Immer noch eher zweifelhaft, mit einer Trinksituation irgendwo zwischen Kinderspielplatz nach Einbruch der Dunkelheit oder mittags im Stadion-Express. Auch im Kühlschrank zu Hause ist ein handelsüblicher Sixpack für viele kein guter Look. Der "Hauptsache es knallt"-Fraktion ist das natürlich herzlich egal, Ästheten dagegen greifen immer häufiger zur Münchner Biermarke And Union. Das Dosendesign der fünf Sorten orientiert sich am Bauhaus-Stil, minimalistisch, Primärfarben plus geradlinige Typo. Allerdings soll auch hier vor allem das Handwerk im Vordergrund stehen: Gebraut werden "Sunday P/Ale", "Steph Weiss" und "Unfiltered Lager" von kleinen Familienbetrieben, die Produktionszeit des Craft Beer dauert bis zu zwölf Wochen. Mittlerweile wird And Union in mehr als zehn Ländern vertrieben, darunter Island, Frankreich, Thailand. Slogan: "Analoges Bier in einer digitalen Welt" - das aber trifft, ganz nüchtern betrachtet, wohl auch auf alle anderen Marken zu (andunion.com).

Das Jahr geht zu Ende, und während die meisten noch nicht einmal entschieden haben, wie sie sich am besten für die Silvesterparty zurechtmachen, werden schon die Beautytrends für 2020 ausgerufen. Was sich von den angeblichen Haar- und Schminkneuigkeiten am Ende tatsächlich durchsetzt, kann zwar noch niemand genau sagen - aber Einigkeit besteht in einschlägigen Magazinen über drei Grundtendenzen: Flechtfrisuren wird es kommendes Jahr jede Menge zu sehen geben. Glitzerndes Make-up ist nicht mehr dem Abend vorbehalten, Puder und Gel mit schimmernden Partikeln dürfen auch tagsüber großzügig aufgetragen werden. Und für die Lippen: Hochglanz, wie ihn die puppenhaften Models auf den Laufstegen von Gucci oder Sies Marjan zeigten. Es gibt natürlich extra Lippenstifte für den sogenannten Vinyl-Look. Aber etwas Gloss über die Lieblingsfarbe tut es auch.

Das australische Label Aesop ist mehr als nur ein Kosmetikhersteller. Mit dem minimalistischen Design ihrer Produkte und der Architektur ihrer Geschäfte hat die Marke die Beautybranche nachhaltig verändert. Einen annähernd kompletten Überblick über die typische Aesop-Ästhetik, die Interieurs der Läden und das holistische Prinzip dahinter gibt es nun erstmals in Buchform - der Verlag Rizzoli hat in Zusammenarbeit mit dem medienscheuen Aesop-Gründer Dennis Paphitis die ersten 33 Jahre des Unternehmens in einem voluminösen, kiloschweren Fotoband verewigt (65 Euro, aesop.com).

Seit mehr als 400 Jahren wird in der Manufacture Nationale des Gobelins im 13. Pariser Arrondissement gewirkt und gewebt. Daher darf sich ein Wandbehang bis heute auch nur Gobelin nennen, wenn er dort angefertigt wurde. Einige der Tapisserien dieser jahrhundertealten Kunst der "Bildwirkerei" , sind nun das erste Mal in Deutschland zu bestaunen. In der Ausstellung Die Fäden der Moderne in der Kunsthalle München werden großformatige Gobelins gezeigt, die nach Entwürfen von Künstlern wie Henri Matisse, Joan Miró und Louise Bourgeois entstanden sind. Der Rundgang beginnt mit Stücken aus der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg, die unter anderem die Faszination für fremde Welten widerspiegeln, und führt hin zu abstrakten Werken mit optischen Täuschungen, die man sich zu Hause sofort an die Wand hängen würde. An einem Gobelin nach der Vorlage renommierter Künstler sitzen die Weber oft mehrere tausend Stunden (bis 8. März, kunsthalle-muc.de).

Es war die Blockbuster-Ausstellung des Jahres, und der Hype geht noch bis Ende des Winters weiter: Die Schau über Leonardo da Vinci im Louvre hat Rekorde gebrochen, zum 500. Todestag des italienischen Malers im Jahr 2019 strömten tagtäglich Besuchermassen in das Pariser Museum (noch bis 24. Februar). Jetzt hat Virgil Abloh sozusagen das modische Pendant zum kulturellen Großereignis entworfen: Für sein Label Off-White hat der Amerikaner eine kleine Kollektion zu Ehren des Renaissancekünstlers lanciert, die Versatzstücke aus dessen Gemälden zeigt. Echte Kreativität sei "nicht an eine Disziplin gebunden", begründete er seinen Ausflug zu den Alten Meistern. Typischer Streetwear wie T-Shirts und übergroßen Kapuzenpullis gibt Abloh mit Leonardos Madonnen und Naturskizzen einen klassischen Anstrich. Die lächelnde Mona Lisa hat der Designer allerdings ausgespart - sie hängt auch gar nicht in der Sonderausstellung (T-Shirt ab 260 Euro, off--white.com).

© SZ vom 21.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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