Kurz gesichtet:Fein gemacht

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Der britische Inneneinrichter Luke Edward Hall hat eine Kollektion mit Schuhen und Taschen entworfen. Die neue Designer-Sportswear von Lululemon ist fast zu schön für das Studio. Und eine Ausstellung feiert die Eleganz der Surrealisten.

Von Anne Goebel, Julia Rothhaas und Silke Wichert

Wer aufs Land zieht, braucht nicht unbedingt zierliche Ausgeh-Schuhe aus Samt - aber Ausflüge in die Stadt sind ja nicht ausgeschlossen. Luke Edward Hall, der umtriebige Jungstar unter Londons Interior-Designern, hat seine Fangemeinde per Zeitungskolumne gerade ausführlich über seinen Umzug ins hügelige Gloucestershire informiert. Damit das nicht nach Abgang aus der Szene aussieht, erscheint jetzt Halls stadtfeine Modekollektion für das Label Kurt Geiger: Bestickte Loafer für Männer, eine strassbesetzte Damenhandtasche in Mattrosa, Mädchenschuhe mit Dalmatiner-Applikation. Zumindest der Name der Sonderedition klingt nach einer Fahrt in die Natur: "Fauna" (erhältlich ab Ende Oktober, kurtgeiger.com).

(Foto: Kurt Geiger)

Vogelfüße für einen Beistelltisch, Kussmund-Kissen und Marcel Duchamps Küchenhocker mit aufmontiertem Fahrradreifen: Wer sich die Objekte der surrealistischen Gestalter ansieht, dem können die aktuellen Ideen der Einrichtungsbranche schnell fad vorkommen. Das Vitra Design Museum in Weil am Rhein widmet seine neue Ausstellung Objekte der Begierde. Surrealismus und Design 1924 bis heute dem Einfallsreichtum der frühen Zwanzigerjahre und zeigt das Fortwirken dadaistischer Einflüsse bis in die Gegenwart. Höhepunkte sind Arbeiten von Man Ray, Meret Oppenheim oder Pedro Friedebergs legendärer "Hand Chair" von 1962. Ein Stück, das bis heute zigfach kopiert wird, was dem mexikanischen Künstler offenbar keineswegs schmeichelt. "Ich hasse den Stuhl", ließ Friedeberg einmal verlauten. "Er ist eine Ikone oder etwas in der Art geworden" (Ausstellung bis 19. Januar 2020).

(Foto: : Pedro Friedeberg, Hand Chair, ca. 1965 © Vitra Design Museum/ Andreas Sütterlin)

Ihr Stil steht für Pariser Chic, gepaart mit Coolness: Die Designerin Isabel Marant ist inzwischen auch schon 25 Jahre im Geschäft, aber die Kollektionen wirken immer noch jung und ungeglättet. Jetzt hat die Französin in Kooperation mit Marion Heinrich, der Münchner Spezialistin für Luxusmode, ihren ersten Store in Deutschland eröffnet. Die Boutique an der Residenzstraße mit Glasfassade und Flokati-Sofa führt auch Stücke der günstigeren Isabel Marant Etoile-Linie ( marion-heinrich.com).

Muss man noch mehr Sportklamotten vorstellen, die von Modedesignern entworfen wurden? Nachdem Stella McCartney seit 15 Jahren für Adidas arbeitet, Victoria Beckham nun für Reebok und alle anderen mit Nike zusammenstecken? Wie es aussieht: ja. Das kanadische Label Lululemon macht jetzt mit Roksanda Ilinčić gemeinsame Sache. Erst mal keine naheliegende Kooperation: Die gebürtige Serbin ist vor allem mit eleganten, farbigen Kleidern und Anzügen erfolgreich. Genau das macht das Ergebnis so überraschend und hinreißend. Die ersten Teile der Kollektion sind ebenfalls sehr elegant und sehr farbig, womit nicht die üblichen Neontöne, sondern Beeren- und Senfnuancen gemeint sind. Neben Laufhosen und Einteilern sind die Jacken und Oberteile interessant, die eher auf dem Hin- und Rückweg zum Gym getragen werden dürften (auf eu.lululemon.com und in ausgewählten Läden).

(Foto: Lululemon)

Der Brassière aus Spitze, ein Nachthemd in karmesinroter Seide oder der Body mit Volant aus Tüll: Für seine Dessous, Bademode und Nachtwäsche ist La Perla, gegründet 1954 in Bologna, bekannt. Nun soll die Marke auch für Hochwertiges im Bereich Schönheitspflege stehen, das Unternehmen plant eine Tochtergesellschaft für Parfüm und Kosmetika. Damit wolle man die Gelegenheit nutzen, "die modernisierte Marke mit einem breiteren Publikum zu teilen", so der Konzern. Auf ähnliche Strategien setzen derzeit viele Modelabels. Designerin Victoria Beckham hat Make Up und eine Hautpflegelinie lanciert, von Celine gibt es nach Jahrzehnten wieder einen Duft. Anders formuliert: In Sachen Beauty lässt sich noch was holen.

Weil Einwegwindeln viel Müll verursachen, setzt Designerin Luisa Kahlfeldt auf die Sumo Diaper, eine wiederverwendbare Windel aus dem Material "Sea Cell", das aus Algen und Eukalyptus hergestellt wird. Bestehend aus drei Lagen, soll der antibakteriell wirkende Stoff der Kinderhaut gut tun und ist biologisch abbaubar. Für das Design in Wickeloptik, das an japanische Ringer erinnert, wurde Kahlfeldt mit dem diesjährigen James-Dyson-Award ausgezeichnet ( luisakahlfeldt.com).

© SZ vom 26.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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