Kolumne "Ladies and Gentlemen":Grummel-Chic à la Gosling

'Le Meraviglie' Photocall - The 67th Annual Cannes Film Festival

Monica Bellucci zeitlos schön in Cannes.

(Foto: Getty Images)

Schauspieler Ryan Gosling findet das Outfit vom Langstreckenflug ausreichend für den roten Teppich. Und Monica Bellucci versucht gar nicht erst zu lächeln: Warum ein bisschen schlechte Laune ziemlich gut aussehen kann.

Von Julia Werner und Max Scharnigg

Das Schönheitsideal des Kurvenwunders mag aus der Mode gekommen sein. Glücklicherweise interessiert die Männer nicht, was die Mode so diktiert. Und La Bellucci auch nicht. Seit Jahren ist sie hauptberuflich sinnlich unterwegs und deshalb auch Botschafterin für Dolce & Gabbana.

Das mailändisch-sizilianische Designer-Duo macht Frauen seit Jahren in den ewig gleichen, minimalinvasiv überarbeiteten Silhouetten schöner, kurz: In Dolce & Gabbana sieht eine Frau noch aus wie eine Frau. Weshalb Kritiker dem Label hinter vorgehaltener Hand ab und zu gerne die Modernität absprechen.

Monica Bellucci wird in diesem Jahr 50, aber warum sieht man da keine Spur von Panik in ihrem Gesicht? Nicht mal ein professionell falsches Star-Fotolächeln? Spekulationen über immer noch anhaltendes Unglück wegen ihrer Trennung von Vincent Cassel sind hier überflüssig. Diese Frau hat es einfach überhaupt nicht nötig, nach der Zuneigung des Publikums zu heischen. Diese Frau ist in Cannes, um einen Film vorzustellen, Punkt.

Sie trägt noch nicht mal großen Schmuck, großen Lippenstift oder sonst irgendwas Dramatisches. Nein, sie trägt ganz einfach ein perfekt um ihre Kurven herumgeschneidertes, rot gepunktetes Kleid mit glockigem Rock. Mit süßem Lächeln hätte das vielleicht sogar etwas kitschig gewirkt. Aber hier werden Frau und Kleid eins, und beide müssen sich für gar nichts rechtfertigen.

Bei der späteren Pressekonferenz wurde Bellucci gefragt, was der runde Geburtstag für sie bedeute. Ihre knappe Antwort: Ich bin froh, dass ich am Leben bin. Genauso uninteressiert muss man Dolce & Gabbana tragen! Nichts sieht moderner aus.

Julia Werner

Halber Anzug, Ganzer Typ

'Lost River' Photocall - The 67th Annual Cannes Film Festival

Ryan Gosling in halbem Anzug, ebenfalls in Cannes.

(Foto: Getty Images)

Der allumfassenden Paparazzi-Überwachung sei Dank, wir können an dieser Stelle bestätigen: Das Outfit, das sich Ryan Gosling für das Filmfestival in Cannes ausgesucht hat, ist das gleiche, mit dem er schon im Flugzeug saß. Nur das Hemd wurde aufgefrischt und bis unter die Achseln gerollt. Es gibt ja auch keinen Grund für Formalitäten - ein Schauspieler geht ins Kino, warum soll er dabei nicht casual gekleidet sein?

An einem ganz normalen Arbeitstag trägt er im Sommerhalbjahr eben die weltweit gültige Uniform des netten, jungen Kreativarbeiters: Den halben Anzug. Der halbe Anzug bevölkert Redaktionen, Agenturen, Studios, bis hinauf in die Geschäftsführeretage. Und er kommt in beiden Variationen gleich oft vor: Entweder als halber Anzug oben, also Jacke und Hemd zur Jeans. Oder wie hier, als halber Anzug unten, mit Bügelfaltenhose, die mit einem offenen Hemd und dezent abgewetzten Schuhen entsteift wird.

Der halbe Anzug plus eine Vintage-Rolex am Arm haben immer die gleiche Botschaft: Hey, ich könnte auch einen ganzen Anzug tragen, aber ich habe keine Lust und vor allem: Ich muss nicht. Ein Outfit, das beweist, dass man die Work-Life-Balance vielleicht besser hinkriegt als die zwanghaften Collar-Kollegen in den großen Bürotürmen. Außerdem kann man mit dem halben Anzug Rad fahren, kickern, abends noch Bier trinken, und ja, auch ein misslungener Film lässt sich damit nonchalanter abtun, als wäre man in großer, ernster Robe erschienen.

Zusammen mit dem Teflon-Gesichtsausdruck, den Gosling seit einigen Filmen fest implantiert mit sich herum trägt, ist das jedenfalls sehr stimmig: Egaler geht's nicht.

Max Scharnigg

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