Kochbuch der Wildtierbehörde:Bärenhunger in New Jersey

Schwarzbär American Black Bear

Ein Schwarzbär in Alaska. Der US-Bundesstaat New Jersey will die Bevölkerung nun auf den Bärengeschmack bringen.

(Foto: Øivind Tøien, Institute of Arctic Biology, University of Alaska Fairbanks)

Im US-Bundestaat New Jersey gibt es zu viele Schwarzbären. Die Wildtierbehörde will Appetit auf die Jagd machen - mit einem Kochbuch. Bärensteaks sind leicht zubereitet, unverzichtbar ist allerdings die Knochensäge.

Von David Hesse

Bärensteaks sind leicht zubereitet. Etwa im Bierbad: "Mehl, Salz und Pfeffer in einem Plastiksack mischen. Steaks zugeben und schütteln. Butter und Öl in der Pfanne erhitzen. Steaks beidseitig bräunen. Fleisch in Gratinierform platzieren, mit einer Schicht Zwiebeln bedecken. Einen halben Liter dunkles Bier sowie ein Lorbeerblatt beigeben. Zweieinhalb Stunden bei 160 Grad backen, bis das Fleisch ganz gar und weich ist." Guten Appetit.

Die größere Herausforderung ist eher das Zerlegen des Bären, für das nicht immer ein Profimetzger gewonnen werden kann. Doch es gibt durchaus Hilfe: Das Schwarzbärenkochbuch der Wildtierbehörde von New Jersey beschreibt detailreich, wie der gehäutete und enthauptete Bär auf einem Schlachttisch platziert oder gar an Ketten aufgehängt werden muss, damit er mit dem Jagdmesser filetiert werden kann.

Unverzichtbar ist dafür die Knochensäge, extrastark. Der US-Bundesstaat New Jersey will die Bevölkerung auf den Bärengeschmack bringen. Im Dezember beginnt die Jagd, und jeder, der einen geschossenen Bären zur staatlichen Wiegestation bringt, kriegt das Kochbuch dort geschenkt. "Schmeckt wirklich lecker", bewirbt der Chefbiologe der Wildtierbehörde den Bärenschmaus. "Ganz ähnlich wie Rind." Sein Favorit seien niedergegarte Rippchen.

Bürger sorgen sich um Hunde und Kleinkinder

Mit ihrer amtlichen Rezeptsammlung will die Behörde hungrig machen und für mehr Abschüsse sorgen. Denn die Bärenpopulation in New Jersey wächst. Vor vier Jahren wurden mehr als 3400 Tiere gezählt, die meisten davon nördlich der Autobahn I-80, die den Staat zweiteilt. Beschwerden aus der Bevölkerung wegen durchwühlter Mülltonnen oder nächtlicher Begegnungen vor der Garage haben zugenommen. Viele Bürger sorgen sich um ihre Hunde und Kleinkinder. Amerika liebt seine Wildnis, allerdings nur im Nationalpark.

Um den Bestand zu regulieren, hat New Jersey bereits 2010 die Bärenjagd wieder eingeführt - an sechs Tagen im Jahr darf geschossen werden. Anfänglich war der Enthusiasmus groß: Jäger kamen aus allen Winkeln des Staates, 592 Bären wurden in der ersten Saison erlegt. Seither aber ist die Zahl rückläufig; 2013 wurden nicht einmal mehr halb so viele Tiere geschossen. Noch immer sollen deshalb 2400 Bären in New Jersey leben. Zu viele, finden die Behörden.

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Die Bären seien "außer Kontrolle", erklärte Larry Ragonese vom Amt für Umweltschutz im vergangenen Monat. Im laufenden Jahr seien 146 "gefährliche Begegnungen" zwischen Mensch und Schwarzbär registriert worden. Nicht nur der Schutz der Umwelt vor dem Menschen, sondern auch der Schutz des Menschen vor der Umwelt gehört eben zu den Aufgaben der Amtsstelle.

Schwarzbär tötet Studenten

Seit September haben die Bärensorgen neue Dringlichkeit. Denn erstmals in der jüngeren Geschichte New Jerseys hat ein Schwarzbär einen Menschen getötet. Eine Gruppe Studenten der Universität Rutgers war auf einer sonntäglichen Wanderung im Apshawa-Naturschutzgebiet unterwegs, nur etwa 70 Kilometer von der New Yorker Innenstadt entfernt, als sie auf einen Bären stießen, der ihnen hinterherzulaufen begann. Die fünf Wanderer trennten sich, rannten in alle Richtungen. Der Bär bekam einen 22-jährigen Informatikstudenten zu fassen und biss ihn zu Tode. Die alarmierte Polizei erschoss das 299 Pfund schwere Tier, das sich noch in der Nähe des Leichnams aufgehalten hatte.

Schwarzbären gelten als scheu, Angriffe auf Menschen sind selten. Das Wildtieramt vermutet, das Tier in Apshawa sei durch Essensgeruch angelockt worden; die Wanderer hätten Müsliriegel dabei gehabt. Hunger macht die Bären von New Jersey zurzeit aggressiv: Die Eicheln, von denen sie sich im Herbst ernähren, sind dieses Jahr rar. Wer einem Bären begegnet, sollte zudem auf keinen Fall davonrennen. Stehen bleiben und ruhig halten, so lautet der amtliche Ratschlag, im Notfall sogar eher kämpfen, als die Flucht ergreifen.

Nun bläst das Wildtieramt zur Jagd. Neues Motto: Wer auffällig wird, wird aufgegessen. Ganz falsch ist die Idee des Schwarzbärenkochbuchs nicht. Das Fleisch des Bären wurde bisher zu wenig geschätzt. Eine Ursache für den Rückgang der Abschussquote ist, dass die meisten Waidmänner nur auf Trophäen aus sind, die Sache für sie mit dem ersten daheim ausgelegten Bärenfell also erledigt ist. Warum wiederkommen - die Bärenjagd ist teuer, allein die Bergung des Kadavers kostet viel. In New Jersey hofft man nun, sich neue Kunden zu erschließen: die millionenstarke Fraktion der Grillmeister.

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