Alltagsgegenstände:Von der Rolle

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Toilettenpapier ist gerade wieder heiß begehrt. Nur wohin damit? Über den fast unmöglichen Versuch, einen ebenso funktionalen wie gut aussehenden Klorollenhalter zu finden.

Von Julia Rothhaas

Pünktlich zur zweiten Welle tauchen die Hamster wieder auf. Mit ansteigenden Corona-Infektionszahlen wächst wie schon zu Beginn der Pandemie erneut die Nachfrage nach Toilettenpapier. Einer Sonderauswertung des Statistischen Bundesamts zufolge war der Absatz von "weißem Gold" in der Woche vom 12. bis zum 17. Oktober 2020 fast doppelt so hoch wie im Durchschnitt der Vorkrisenmonate August 2019 bis Januar 2020.

Auch diesmal ist kein Engpass zu befürchten, die haushaltsübliche Menge im Vorratsschrank reicht völlig aus. Doch das so krampfhafte Bunkern vieler Deutscher erinnert immerhin an einen ganz anderen Engpass: Wohin eigentlich mit der Rolle?

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Wer gerade umgezogen ist, weiß, wie schwer es ist, einen Klopapierrollenhalter zu finden, der die ihm zugewiesene Aufgabe bewerkstelligt und darüber hinaus schön aussieht. Sicher, die Welt plagen andere, tatsächliche Probleme. Und doch muss man manchmal im Kleinen anfangen, um sich das Leben schöner zu machen. Oder wie die NZZ zum Thema schreibt: "Manchmal braucht es nicht viel mehr als ein wohlgeformtes Detail, um das Alltägliche festlicher zu gestalten."

Wohin mit dem Papier, fragten schon Königinnen

Im englischen Königshaus sah die Lösung dann so aus: ein eher schlichter Halter aus Buchenholz, den sich Königin Alexandra von England (1844 bis 1925) in Schloss Sandringham House anbringen ließ. Bei jedem abgezogenen Blatt ertönten dank einer integrierten Spieluhr verschiedene Operetten-Melodien. Weit weniger originell geht es heute in den meisten Badezimmern zu, oft sind die Armaturen bereits fest installiert. Doch was dem Ver- oder Vormieter gefallen hat, muss man selbst nicht gut finden. Wohl dem, der die blanke Rolle einfach auf die Fensterbank legen kann. Denn der Blick in den Baumarkt offenbart nichts Gutes.

Eher traurig: die übliche Kunststoff-Halterung. (Foto: Hauke-Christian Dittrich/picture alliance)

Die Auswahl ist groß und doch schnell erklärt: Die meisten Halterungen sind aus Edelstahl, gebürstet oder glänzend, mit Deckel oder ohne, zum Anbohren oder Aufkleben. Es gibt welche aus Chrom, pulverbeschichtet in diversen Farben, aus Kunststoff und Porzellan, aus auf alt gemachtem Holz oder einer Zinklegierung. Es gibt sogar Teile mit integriertem Licht, das sich per Bewegungssensor einschaltet, damit niemand beim nächtlichen Gang auf die Toilette komplett aus der Müdigkeit gerissen wird. Schon immer schiefgegangen sind gut gemeinte Versuche, Humor mit Alltagsgegenständen zu verknüpfen. Wenn die Halterung also aussieht wie ein Flamingo, ein Schaf oder ein Bär, der sich die Nase zuhält.

Ablagefläche fürs Smartphone statt Aschenbecher

In den vergangenen Jahren hat die handelsübliche Konstruktion Konkurrenz bekommen, die sogenannte "Rundumsorglos-Station" zieht ins Badezimmer ein, sofern Platz dafür ist. Gemeint sind Türme, in denen auch drei, vier weitere Ersatzrollen unterkommen (schön, immerhin, etwa von Designerin Ariane März oder dem japanischen Hersteller Yamazaki), dazu Klobürste, Feuchtpapier, Damenbinden.

Wo früher ein integrierter Aschenbecher war, liegt heute das Smartphone. Der treue Begleiter, auch im Bad, soll nicht vom Waschbeckenrand rutschen. Er bekommt eine eigene Ablagefläche, mit Anti-Rutsch-Beschichtung. Und bald mit Aufladestation?

Schön sind die meisten Modelle nicht. Tröstlich ist da wie so oft ein Blick Richtung Nordeuropa. Die dänische Firma Ferm Living hat eine Halterung im Angebot, die aussieht wie eine Triangel aus Messing. Bei Andersen Furniture aus Hinnerup hängt die Rolle senkrecht oder waagrecht auf einem einfachen Stück geöltem Eichenholz und bei Lind DNA, ebenfalls aus Dänemark, versteckt sie sich zwischen zwei großen schwarzen Kreisen.

Nachholbedarf sah auch die Galerie "Marta" in Los Angeles, die in diesem Jahr mehr als 50 Künstler aus aller Welt bat, Klopapierrollenhalter zu gestalten. Zu sehen waren quietschbunte Konstrukte aus Keramik, die an sich windende Würmer erinnerten, eine Halterung an einer schwingenden Feder oder - Stichpunkt Humor - eine Version des Spiels "Schere, Stein, Papier": ein Stein an der Wand, in dem eine Schere steckt, auf der die Papierrolle hängt.

Wem auch davon nichts gefällt, dem bleibt die bewährte WG-Version: Kette oder Schnur, zwei Haken, fertig.

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