Kinder-Mannequin Kristina Pimenova:Supermodel mit acht

Kristina Pimenova

Kristina Pimenova

(Foto: facebook.com, KristinaPimenova)

Sie ist noch ein Kind, aber Designer inszenieren Kristina Pimenova wie eine junge Erwachsene. Ihre Mutter und Managerin findet das in Ordnung. Sie sagt, das Problem läge beim Betrachter.

Von Katrin Langhans

Dieses Mädchen, dieser Blick. Kristina Pimenova öffnet die Lippen ein wenig, den Kopf leicht gesenkt. Ihr Rücken ist durchgestreckt, die nackten Beine seitlich angewinkelt, die winzigen Füße angespannt zu Halbmonden. Mit der rechten Hand berührt sie sanft ihre Fesseln, der linke Arm ruht auf ihrem Oberschenkel. Ihr blondes, gewelltes Haar verdeckt einen Spaghettiträger ihres Kleides. Der andere rutscht leicht von ihrer Schulter. Dazu dieser Blick von diesem Mädchen, das mit acht Jahren eigentlich viel zu jung ist, um aufreizend zu sein.

"Gefährlich, ekelig, schrecklich, unfassbar" - so kommentieren es die einen auf Facebook. Das Bild sei gar gefährlich. Man solle die Polizei verständigen, bevor etwas passiere. "Hübsches, armes Mädchen, ihr Bild hängt jetzt bei sämtlichen Pädos im Schrank", so spitzt es einer zu. Schämen sollten sich die Eltern und die Fans, die bei dem Bild den "Gefällt mir"-Button drücken, sagen viele. Fans hingegen, klar, verteidigen die Fotos. Sie schreiben, ein gutes Model müsse alle Posen beherrschen, das heiße ja nicht gleich, sie müsse alles machen.

Spätestens wenn man man eine Weile durch die mehr als 1300 Kommentare gescrollt hat, fragt man sich: Wie sexy darf ein Kind sein?

Wer die Bilder anzüglich fände, solle zum Arzt, sagt die Mutter

Für die Mutter ist die Sache klar. Glikeriya Pimenova war früher selbst Model und schiebt die Karriere ihrer Tochter kräftig voran. Die Russin reist mit Kristina um die Welt, fotografiert sie selbst in ihrer Privatsphäre und stellt die Bilder online auf Facebook oder Instagram. Oft trägt Kristina kurze Hosen, mal sind ihre Beine leicht geöffnet, mal liegt sie im Bett.

Ähnlich umstrittene Bilder gingen schon einmal vor vier Jahren um die Welt: Damals räkelte sich das zehnjährige Kindermodel Thylane Blondeau auf einem Bett mit goldener Satinbettwäsche und Leopardenprint. Das Bild erschien in der Vogue. Blondeau war aufgebrezelt, trug High Heels zu einem goldenen Kleid mit tiefem Ausschnitt, die nackten Beine seitlich angewinkelt. Auch da wurde heiß diskutiert, ob das zu viel Erotik für ein Mädchen sei.

Das Kind, um das es jetzt geht, ist noch jünger. Kristinas Mutter, Glikeriya Pimenova, sieht in der lolitahaften Darstellung ihres Kindes kein Problem. Sie weist den Vorwurf, ihr Kind zu sexualisieren, von sich und geht zum Gegenangriff über. In der Daily Mail sagte Pimenova, alle Bilder ihres Kindes seien unschuldig. Sie habe ihre Tochter nie zu einer Pose gedrängt. Man müsse schon wie ein Pädophiler denken, um in diesen Darstellungen etwas sexuell Anzügliches zu sehen. Wem es so ergehe, der solle besser einen Arzt aufsuchen.

Die Modewelt inszeniert Mädchen wie Püppchen

Nicht immer geht die Inszenierung von Kindern so weit wie im Fall von Kristina Pimenova. Aber dass Eltern es zulassen, dass ihre Kinder für die Modewelt in grenzwertigen Posen fotografiert werden, ist längst kein Einzelfall mehr. Das sechs Jahre alte Kindermodel Milana Kurnikova etwa wird oft wie ein kleines niedliches Püppchen gestylt und in Rüschenkleidchen gesteckt. Aufsehen erregte vor ein paar Jahren auch Savanna Jackson. Gerade einmal drei Jahre alt, wurde sie für einen Schönheitswettbewerb nicht nur wie eine Barbiepuppe gestylt, sondern auch noch künstlich gebräunt.

Für die Kinder ist das Posen nur ein Spiel. Ein Flirt mit der Kamera, der sie in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit rückt. Der dafür sorgt, dass sie beliebt sind, Fans haben. Kristina Pimenova darf für Armani werben, für Roberto Cavalli und Dolce und Gabbana, das macht sie unter Gleichaltrigen zu etwas Besonderem. In der Modebranche kennt und schätzt man ihr Gesicht und ihre Professionalität, schließlich modelt auch Kristina seit sie drei Jahre alt ist.

Die wahren Regeln aber, die sich hinter diesem Spiel verbergen, mitsamt der möglichen Konsequenzen, kann ein Mädchen in ihrem Alter noch gar nicht überblicken. Und wenn sie dann alt genug ist, um es zu erkennen, werden die Luxuslabels längst eine neue Muse gefunden haben, die sich ihre Unschuld für sie bewahrt hat.

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