Ladies & Gentlemen:Power- oder Aua-Couple?

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(Foto: Clive Mason - Formula 1)

Was ziehen Superreiche an? Jeff Bezos und Lauren Sanchez zeigten ihre Antwort auf diese Frage beim Spaziergang über das Formel-1-Gelände in Miami.

Von Max Scharnigg und Julia Werner

Für sie: Der Frontalangriff

Schon klar, Frauen sollten nichts über das Aussehen anderer Frauen sagen. Noch nicht mal mehr gegen Botox und Filler in den Gesichtern darf man etwas haben, weil das antifeministisch, also unsolidarisch wäre. Unsolidarisch ist es allerdings auch, mit viel Geld an seinem persönlichen Marktwert zu schrauben. Und bei den Allerunsolidarischsten geht die Lippenform bekanntlich irgendwann in Richtung Dauer-Schmollmund, und ja, gewisse Topmänner scheinen das echt zu mögen. Das ist deswegen so lustig, weil diese Bildhauerinnen ihres eigenen Körpers im Endstadium immer so aussehen, als wären sie eine sehr gut erhaltene, sehr alte Frau. Die Nachrichtensprecherin Lauren Sánchez zum Beispiel, die einer Frau ihren Milliardärsmann ausgespannt hat, ist erst 53. Und das, was man in Internetkreisen wohl als rattenscharf bezeichnen würde. Superdurchtrainiert, alle Klamotten immer eine Nummer zu klein, Plastiknägel und Plastikhaare - sie ist ein Komplettpaket von allem, was nach der neuen feministischen Lesart total okay ist, weil: Alles ist erlaubt. Logo! Jetzt also zeigte sich die Dame mit der Liebe ihres Lebens beim Formel-1-Grand-Prix in den USA und schaffte es, dabei sehr viele Illusionen auf einmal auszuräumen. Erstens: Eine Kelly Bag von Hermès ist eine begehrenswerte Insignie der Eleganz. Zweitens: Es gibt keinen altersgemäßen Dresscode mehr. Drittens: Das aggressive Aufspritzen der Kieferlinie erhält weibliche Schönheit. Alles hinfällig! Wir danken dieser Frau für die Erleuchtung und wünschen ihr und ihren Spezialanfertigungen weiterhin alles Gute.

(Foto: Clive Mason - Formula 1)

Für ihn: Die Egalheit

Zeitgleich mit diesem aktuellen Schnappschuss vom, äh, lebensfrohen Formel-1-Wochenende des Liebespaars Bezos machte im Netz ein ulkiger TV-Ausschnitt von 1999 die Runde: Jeff Bezos in der Talkshow von Jay Leno, wo er zu Beginn des Web-Zeitalters seine Vision für Amazon erklären durfte und dabei wie ein hibbelig-freundlicher Nerd aussah, ein Mensch eben, der genauso war, wie man sich einen "Onlinebuchhändler" vorstellte. Nun, 25 Jahre und 200 Milliarden Dollar später, sieht Bezos ganz anders aus. Nicht wie ein Kaufmann, auch nicht wie ein CEO, sondern wie jemand, der zwei überambitionierte Personal Trainer hat, und dem auch sonst alles gehört, was mit Geld zu kaufen ist, sogar eine eigene Mondlandefähre. Was zieht so einer an? Seit der Serie "Succession" wissen wir: Modische Statussymbole sind nur was für Möchtegern- und Normalreiche, die Superreichen hingegen kleiden sich gar nicht mehr irgendwie. Wenn erst mal ein Niveau erreicht ist, in dem das Outfit weder Status noch Stellung transportieren muss, verliert es wieder komplett an Bedeutung. Männer kehren dann gewissermaßen an den Anfang ihres modischen Lebens zurück und ziehen irgendwas an, und das bedeutet übersetzt meistens: Jeans und T-Shirt. Die Botschaft dieses Looks ist dann: Mein ganzes Leben besteht sowieso nur noch aus Premium-Freizeit, ob im Fahrerlager der Formel 1 oder an Bord der eigenen Yacht auf dem Weg zur eigenen Insel. Bezos muss nie wieder irgendwas anderes tragen als Jeans und T-Shirt und wahrscheinlich wird er es sogar möglich machen, eines Tages genau so auch über den Mond zu spazieren.

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