Insel Stromboli:Dolce & Gabbana und die Flucht vor dem Vulkan

Insel Stromboli: Der Vulkan gleichen Namens auf der italienischen Insel Stromboli.

Der Vulkan gleichen Namens auf der italienischen Insel Stromboli.

(Foto: Courtesy of Lionard)

Die Designer verkaufen ihre Villa auf der Insel Stromboli, wo derzeit der Vulkan so aktiv ist wie schon lange nicht mehr. Doch sie bestreiten, wegen den Lavaströmen zu fliehen.

Von Oliver Meiler, Rom

Kann "Iddu" seinen Anbetern jemals wirklich Böses wollen, die große Zerstörung bringen, alle Liebe auslöschen? "Iddu" ist sizilianisch und steht für: er. So nennen die Menschen auf Stromboli ihren Vulkan. Als gäbe es nur ihn, Gott der Natur, und in diesem Fall ist das ja auch verständlich: Insel und Vulkan sind eins. Wie ein Kegel steht er im Äolischen Meer. Wenn er aktiv ist wie gerade jetzt, der Boden alle paar Minuten bebt und Lavaströme sich träge ins Wasser ergießen, dann sind Schönheit und Gefahr so nahe, dass das Herz im Hals schlägt.

Seit Jahrzehnten war der Stromboli nicht mehr so aktiv. Als er vor ein paar Wochen ausbrach, natürlich ohne Ankündigung, kam sogar ein Wanderer um. Bäume brannten an den Abhängen, die Angst war groß. Ausgerechnet in der Hochsaison, von der sie auf der Insel das ganze Jahr leben müssen. Viele Gäste haben ihre Buchungen in letzter Minute storniert, die Hotelbesitzer haben darauf schnell die Preise erhöht, damit wenigstens von den wenigen genug reinkommt. Doch ob diese Rechnung aufgehen kann?

Statt auf Stromboli zu übernachten, kommen sie am Abend von den anderen Inseln auf Booten und Yachten vorbei, um dem Spektakel aus sicherer Distanz beizuwohnen. Mehr nicht.

Und nun auch noch das: Dolce & Gabbana verkaufen ihre Villa, die sie vor zwanzig Jahren gekauft hatten. Vielleicht ist es die schönste auf der ganzen Insel. 235 Quadratmeter, sieben Suiten, das ganze Grundstück ist doppelt so groß. Gehalten in den exzentrischen Farben und der barocken Üppigkeit, die auch die Kollektionen der Modeunternehmer Domenico Dolce, Sizilianer, und Stefano Gabbana, Mailänder, prägen. Eine Agentur für Luxusimmobilien platzierte das Haus auf dem Markt und verschickte die Annonce auch noch an Medienleute in der halben Welt. Nicht sicher, ob sie damit der Insel einen Gefallen getan hat. Es sah nun so aus, als habe der große Exodus eingesetzt.

Seit Jahrzehnten war der Stromboli nicht mehr so aktiv

Madonna, Tom Cruise, Kylie Minogue, sie alle waren über die Jahre Gäste von D & G. Und feierten da opulente Partys, unter Iddu. Das Topmodel Naomi Campbell soll Dutzende Male dort gewesen sein und auf Stromboli schwimmen gelernt haben. Die Nachricht vom Verkauf machte so schnell die Runde, dass sich die beiden Modeschöpfer zu einer Klarstellung und Ehrenrettung gedrängt fühlten - für "ihn".

Es sei lächerlich zu denken, dass sie wegen der Eruptionen wegzögen. "Iddu spricht immer. Ob laut oder leise, ist ganz egal. Er macht nur seine Show. Das ist das Schöne an ihm. Diese Natur, so stark, so energiegeladen" - von wegen fliehen: "Sie zieht alle an." Sobald Iddu aufhöre zu reden, würden alle nur darauf warten, dass er wieder laut werde. Außerdem: Die Villa befinde sich auf der anderen, der sichereren Seite der Insel.

Die wahre Nachricht ist dann auch eine andere, nicht minder naturgebunden. In ihrem Alter, sagen die beiden Herren, 60 und 56 Jahre, sei das Haus auf Stromboli einfach zu aufwendig, es zehre an den Körperkräften. Dolce & Gabbana ziehen auf die Nachbarinsel Salina, die sei bequemer. Der Kaufprozess ist schon weit gediehen. Man werde die geliebten Äolischen Inseln also nicht verlassen. "Nie, aber auch gar nie", sagten sie dem Corriere della Sera. Auch Salina besteht aus Vulkanen, sechs insgesamt. Aber sie sind schon lange still. Nicht wie Iddu, der Gesprächige.

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