Süddeutsche Zeitung

Ladies & Gentlemen:Wow, wow!

Der Lockdown hat die Beziehung zwischen Mensch und Haustier noch enger werden lassen. Höchste Zeit für eine stilistische Würdigung der aktuell wichtigsten Promihunde.

Von Julia Werner und Max Scharnigg

Die Bulldoggen von Lady Gaga

Die Wahl des Hundes sagt viel über eine Dog Mum. Der Australian Shepherd zum Beispiel ist ein Modehund, weil er soldatenmäßig funktioniert, wenn man ihn trainiert, was sich nicht von jedem Ehemann sagen lässt. Der Labrador ist so ein sanfter Schatz, dass er problemlos das Theater der perfekten Familie mitmacht. Bei Terriern hingegen steckt der Terror schon im Namen, weswegen sie meist die Lieblinge von Damen sind, die sich selbst mit Anpassung schwertun. Warum also hat Lady Gaga gleich drei Französische Bulldoggen? Sie können wegen des flachen Gesichts weder normal atmen noch fressen. Außerdem kommunizieren sie mit der gekräuselten Stirn, den bösen Joker-Lefzen und den Glubschaugen die ganze Zeit das Gegenteil von dem, was sie anderen Artgenossen eigentlich sagen wollen. Und wenn es heiß wird, kann sie bei einem Sprint schnell ein Infarkt ereilen. Monsterschicksale sind das! Was zu Lady Gaga passt, denn sie nennt ihre Fans bekanntlich auch "liebenswerte Monster". Klar, sie hätte statt der überzüchteten Geschöpfe auch dreibeinige Straßenhunde adoptieren können. Zwei ihrer Frenchies, hier im Bild, wurden neulich entführt, als die Gaga gerade in Rom drehte, der Dogwalker landete angeschossen im Krankenhaus. Lady Gaga übernahm natürlich gleich die Behandlungskosten und bot auf Social Media eine halbe Million Dollar für denjenigen, der ihr die Hunde unversehrt zurückbringt. Was geschah, zum Glück! Viel mehr als die Rasse sagt über eine Frau wohl das, was sie bereit ist, für ihre Familie zu tun. Wie bei allen Müttern.

Der Schäferhund von Joe Biden

Joe Biden hat ein Händchen für lässige Klassiker, vermutlich weil er selbst ja schon recht antik ist. Im Falle seines wunderschönen Oldtimers etwa, einer grünen Corvette Sting Ray, ist es allerdings schon ein bisschen unheimlich, dass sie seit 1967 in seiner Garage steht und damals ein Neuwagen war. Auch als Hundebesitzer zieht er einen gepflegten Altherrenstyle durch - zwei Deutsche Schäferhunde brachte das Ehepaar Biden mit in die Präsidentschaft, von denen der jüngere auf den militärischen Namen "Major" getauft wurde. Bei Trump hätte man da schon wieder unheilvoll mit den Augen gerollt, bei Joe Biden ist das Ganze irgendwie cool. Man kann sich gut vorstellen, wie er nach einem 16-Stunden-Tag in den Garten tritt, die Ärmel hochkrempelt, sofort wie ein Marlboro-Cowboy aussieht und sich dann Hunde und Bourbon bringen lässt, um mit allen ein wenig zu balgen. Biden hat ja auch immer etwas von einem allseits respektierten Baseball-Coach, also wäre ein kleinerer Hund vielleicht sogar ein wenig lächerlich. Und immerhin: Den letzten Schäferhund im Weißen Haus hatten die Kennedys, und die waren Stilikonen. Nun ist der junge Schäferhund Major aber dem Vernehmen nach nicht recht zufrieden mit dem Umzug ins Weiße Haus. Es gab mehrere Beißvorfälle und allerlei unbotmäßiges Benehmen für einen First Dog. Das ist natürlich nicht so gut, auch politisch gesehen. Denn wenn nicht mal der Hundemajor so richtig Respekt vor dem Amt und seinem Herrchen hat, wie sollen es dann abtrünnige Senatoren beziehungsweise ferne Diktatoren haben? Also bitte: Sitz und Pfötchen!

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