Das Zeitgefühl trainieren
Egal, wie langweilig es war, im alten Büroleben markierten aufregend viele unterschiedliche Stationen den Tagesverlauf: Schreibtisch, Besprechungsraum, Kantine, Besuche in div. Abteilungen, Aufzug, Flurplaudern, Cafeteria. Hin- und Rückweg gaben dem Joballtag zusätzlich Kontur und dienten als Schalter zwischen Arbeit und Privatleben. Im Home-Office entfällt das, alles findet am gleichen Ort statt. Anfangs erschien das durchaus praktisch, aber die andauernde Einheit von Zeit, Ort und Arbeitshandlung kann einen auch zermürben: An manchen Tagen kommt man mental gar nicht richtig am heimischen Arbeitsplatz an, weil zu viel Haushaltshintergrundrauschen herrscht. An anderen Tagen versinkt man ohne jegliche Pause, Bewegung, Zuruf und Zeitgefühl und wurschtelt verloren bis in die Nacht. Beides nicht bekömmlich. Man muss dem Arbeitstag daheim also unbedingt eine künstliche Struktur verpassen und so auch seinen Mitbewohnern die Sache erleichtern. Denn die ewige Unsicherheit, ob Papa nun ansprechbar ist, ob er wie gestern Nachmittag sogar eine Spielpause einlegen kann oder wie vorgestern nur total genervt ist - das nagt am Familienfrieden.