Hochzeitsmode 2016:In Tüll, Leder und Gold zum Altar

Schleppe, Reifrock und Schleier müssen nicht mehr sein. Sechs deutsche Brautkleid-Designer haben uns verraten, was Bräute jetzt tragen.

Von Nadine Funck

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Kisui: Romantische Spitze und lässige Rock-Kombinationen

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Quelle: Violeta Pelivan / kisui

Das Label

Schon die Urgroßmutter und auch Großmutter von Chefdesignerin Kerstin Karges arbeiteten als Designerinnen und gaben ihrer Enkelin Wissen und modisches Gespür weiter. Als Karges 2007 in Berlin mit Kisui startet, entwirft sie Brautkleider mit einem leichten, minimalistischen und lässigen Look. "Kleider für die moderne Frau und nicht die Prinzessin für einen Tag", sagt Karges.

Die Kollektion

Statt konventioneller Hochzeitskleider beinhalten die Kisui-Kollektionen Kleider im Vintage- und Boho-Stil mit romantischer Spitze und schönen Rückenausschnitten, die dennoch modern sind. Die Kleider sind in zarten Weißtönen gehalten, die durch ein weiches Seashell (cremefarbenes Weiß mit zartem Pinkton) oder wie in diesem Jahr durch antikes Gold oder kräftiges Rot ergänzt werden.

Der Trendtipp für das Hochzeitsjahr 2016

"Rock-Top-Kombinationen sind ein absolutes Highlight in dieser Saison und stehen für einen unvergesslichen lässigen Brautlook", sagt die Designerin. Coole Laser-Cut-Muster in wunderschönen Blütenformen setzen außergewöhnliche Akzente, so Karges.

Die Kleider der Oui-Kisui Kollektionen kosten zwischen 1300 und 3500 Euro.

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Viktoria Shokun: Schlichter Chic im Vintage-Look

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Quelle: Michaela Janetzko / www.photography-by-julia.de

Das Label

Jahrelang hat Viktoria Shokun als Stylistin Bräuten bei der Outfitwahl geholfen, hatte vier Jahre ein eigenes Brautmodengeschäft in Stuttgart, bevor sie im vergangenen Jahr einen Online-Shop gründete. Zu kaufen gibt es dort nun auch eine eigene Kollektion, die von ihr entworfen und in einem Schneideratelier maßgeschneidert wird.

Die Kollektion

Ihre bestehende Kollektion erweitert die Stuttgarterin jährlich um etwa zwei bis vier Modelle, die sich die Bräute zur Anprobe nach Hause bestellen können, um sie sich anschließend in den entsprechenden Maßen anpassen zu lassen. Der Look der Kleider ist sehr weiblich, detailverliebt und am Vintage- und Boho-Stil orientiert. "Im Vordergrund meiner Kleider steht immer eine schöne, außergewöhnliche Spitze", sagt Shokun. Ein tiefer Rückenausschnitt mit feiner Handstickerei sorge für den nötigen Wow-Effekt.

Der Trendtipp für das Hochzeitsjahr 2016

Lange schwere Kleider mit Reifrock sind in der Brautmode inzwischen ebenso überholt wie der Einteiler mit Schleppe, findet Shokun. "Die Brautmode 2016 zeigt viel Haut. Der Trend geht sehr stark zu zweiteiligen Kleidern mit Spitzentop statt Korsage, kombiniert zu einem leicht fallenden Rock oder sogenannten Cut-Outs im Dekolleté- Bereich. Auch der Hippie-Style ist wieder angesagt. Oft sieht man inzwischen wieder weite Ärmel, grobe Spitze als Makramee, die an die wilden Siebziger erinnern", so Shokun. Statt des klassischen Strickjäckchens rät die Stylistin daher zu einer Leder- oder Jeansjacke.

Die Kleider von Viktoria Shokun kosten zwischen 1000 und 2000 Euro.

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Soeur Coeur: Der Modern Bohemian Look

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Quelle: Hanna Witte / Linh Tran Trung

Das Label

Soeur Coeur ist das Label der beiden Schwestern Janina Selbach und Bianca Krämer. Die eine ist Modedesignerin, die andere Grafikdesignerin. 2011 gründeten sie ihr eigenes Brautmoden-Label und eröffneten ein Geschäft in Stuttgart. Anfang 2015 zog es die Schwestern jedoch zurück in die Nähe ihrer Heimat und sie eröffneten in Köln ein Atelier. Dort gibt es handgefertigte Brautkleider, die sich eher an der Mode als am klassischen Brautlook orientieren.

Die Kollektionen

Das Label setzt bei seinen Kollektionen auf fließende und lockere Seidenstoffe, weiche Spitze, teils größere Blumendrucke, zarten Tüll, abgetönte Cremefarben und reduzierte Detaillösungen: "Unsere typische Braut ist eine Hippie-Braut, die mit Blumenkranz heiratet." Die Designerin nennt es: Modern Bohemian Look.

Der Trendtipp für das Hochzeitsjahr 2016

"Im Moment ist der natürliche, lockere Look sehr angesagt. Das übernehmen wir in unseren Kollektionen und ermutigen unsere Kundinnen aber auch, passend zum Kleid, auf kleine spannende Details zu setzen", so Selbach. Laut der Designerin darf die Braut zum Beispiel auf die typischen Brautschuhe verzichten. Es können ruhig auch mal Schuhe sein, die dem Kleid eine persönliche Note verleihen.

Die Brautmode von Soeur Coeur gibt es zwischen 1200 und 2300 Euro.

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Remshardt: Edgy und sexy

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Quelle: Mark Feigmann / Remshardt

Das Label

Nach einer Schneiderlehre, einem Modedesign-Studium und einem Jahr bei Vivienne Westwood in London, arbeitete Andreas Remshardt für Wolfgang Joops Label Wunderkind. Vor fünfzehn Jahren schneiderte er sein erstes Brautkleid und eröffnete acht Jahre später ein eigenes Atelier in Berlin. Zu kaufen gibt es dort nicht nur die Stücke aus der eigenen Kollektion, sondern auch Maßanfertigungen nach Wunsch.

Die Kollektion

Edgy und sexy statt bieder und konservativ sind die Kleider von Remshardt. "Ich versuche häufig einen Bruch in meine Kleider einzubringen, eine Unstimmigkeit, die dem Modell Leben einhaucht", sagt der Designer. Ein Spitzenkleid interpretiert Remshardt so: Hochgeschlossen, aber nicht bieder. Er nennt es: Gouvernantenchic.

Der Trendtipp für das Hochzeitsjahr 2016

"Die Brautmode hat sich in den vergangenen Jahren massiv gewandelt und ist viel lockerer geworden. Besonders beliebt ist im Moment deshalb der T-Shirt-Look", so Remshardt. Auch bunt dürften die Kleider mittlerweile sein. "Ich finde es toll, wenn man zu einem sehr hellen Oberteil einen dezent farbigen Rock trägt, beispielsweise in leichtem Pfirsich. Dazu passt kupferfarbener Schmuck."

Die Kleider von Remshardt kosten durchschnittlich zwischen 1800 und 2000 Euro.

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Noni: Boho-Chic und schlichte Eleganz

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Quelle: Le Hai Linh

Das Label

Mit Anfang zwanzig haben die Kindergartenfreundinnen Johanne Bossmann und Judith Müller die Modewelt für sich entdeckt und begonnen, Kleider für den Alltag zu nähen. Weil die Kunden wussten, dass die beiden selbst schneidern, kamen immer mehr Maßanfertigungen hinzu. "Den Kunden waren die Kleider für den Alltag zu teuer, aber als sie geheiratet haben, haben sie sich zur Hochzeit nochmal ein Kleid von uns gewünscht. So kamen wir zur Brautmode", sagt Bossmann. Vor mehr als zehn Jahren gründeten sie ihr Brautmoden-Label Noni und haben in der Nähe von Köln inzwischen ein großes Atelier.

Die Kollektionen

"Der Stil unserer Kleider ist sehr schlicht", sagt Bossmann. Neben der klassischen Noni-Kollektion, die mit viel Seide und einem kräftigen, frischen Look besticht, gibt es auch eine sogenannte Federleicht-Kollektion, die dank lässigem Schnitt und romantischen Details wie Spitze und Tüll ein wenig an Boho-Chic erinnert. Bräute, die es sportlich-schick mögen, finden hier auch einige kürzere Kleider.

Der Trendtipp für das Hochzeitsjahr 2016

"Ganz stark im Kommen sind Zweiteiler in allen Varianten, ganz mutige tragen sogar bauchfrei. Der große Vorteil ist, dass man wunderbar kombinieren kann und zum Beispiel auch für die Trauung einen langen Rock und für die Party einen kurzen Rock tragen kann", sagt Bossmann. Hinsichtlich der Schuhe gibt es bei der Brautkleidung einen Trend, den man aus dem Alltag schon länger kennt: goldene Pumps.

Die Kleider von Noni kosten zwischen 1100 und 2000 Euro.

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Berrit: Mut zum individuellen Look

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Quelle: Diana Schulthes / Matthias Dahl

Das Label

Eigentlich hatte Ulrike Berrit Schneider gar nicht geplant, ein Atelier für Brautmoden zu eröffnen. Nach dem Modedesign-Studium in Berlin machte sie sich in Hamburg selbstständig und spezialisierte sich später auf Brautkleider, weil ihr der persönliche Kontakt mit Bräuten gut gefiel. In ihrem Atelier in Hamburg entwirft und schneidert sie seither Brautkleider für die eigene Kollektion oder die Wünsche der Kundinnen.

Die Kollektionen

"Der Klassiker bei mir sind fließende Stoffe wie Seide, die einen natürlichen Fall haben. Dazu kombiniere ich feine Spitze, die sich auf der Haut weich anfühlen soll", so Schneider. Die Kleider werden hier nach Maß angefertigt - egal ob die eigene Berrit-Kollektion oder das individuelle Traumkleid. Sie sind weiblich, aber nicht zu verspielt und auch nicht zu sexy. Vor allem nämlich soll die Frau ihre Persönlichkeit behalten. Daher finden sich bei Berrit nicht nur bodenlange Träume aus Tüll und Spitze in Weiß, sondern auf Wunsch auch mal ein weißer Tüllrock kombiniert zu einem blau-weiß gestreiften Oberteil im Marinelook.

Der Trendtipp für das Hochzeitsjahr 2016

Die Must-Haves für 2016 seien Spitze und Tüll und leichte Farbtöne wie Blush (Rosa) und Peach (Pfirsich), außerdem "das Spiel mit Transparenz", sagt die Designerin. Unkoventionelle Schuhe komplementieren das Outfit: "Es müssen nicht immer weiße Schuhe sein. Sie dürfen auch mal metallic oder nudefarben sein, damit man sie zu einem anderen Zeitpunkt noch einmal tragen kann."

Die Kleider von Berrit kosten zwischen 1200 und 1700 Euro.

© SZ.de/jana/ghe
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