Kolumne: Gewusst wie:Wie man ein Gurkenglas einfach öffnen kann

Kolumne: Gewusst wie: Manchmal hilft die ganze Mühe nicht. Der Deckel sitzt fest und bewegt sich keinen Viertel Millimeter.

Manchmal hilft die ganze Mühe nicht. Der Deckel sitzt fest und bewegt sich keinen Viertel Millimeter.

(Foto: mauritius images/foodcollection)

Das Verlangen nach dem eingelegten Gemüse ist groß, doch der Deckel lässt sich nicht aufdrehen - was hilft?

Von Stefan Fischer

Häufig dann, wenn man eine Essig-, Salz- oder sonst wie eingelegte Gurke am notwendigsten braucht, ist man körperlich nicht in der besten Verfassung. Weil man zum Beispiel verkatert ist vom Gelage am Abend zuvor. Auch Schwangere sind mitunter geschwächt von den Strapazen der Umstände. Eine Gewürzgurke würde jetzt helfen, ja: könnte wahre Wunder wirken. Just dann aber kriegt man das Gurkenglas, das verdammte, nicht auf.

Die Hände gründlich abtrocknen, damit sie nicht schwitzen, am besten noch ein Geschirrhandtuch über den Deckel legen und kräftig drehen - hin und wieder reicht das schon, und das Gurkenglas öffnet sich mit einem verheißungsvollen, satten Schmatzen. Häufig bewegt sich der Deckel jedoch keinen Viertel Millimeter. Noch mehr Kraft führt in der Regel auch nicht zum gewünschten Ziel: Man verkrampft bloß, die Finger fangen an zu schmerzen, und wenn es ganz blöd läuft, hat man irgendwann eine Sehnenscheidenentzündung, aber immer noch keine Gurke.

Man gibt dann ein unvorteilhaftes Bild ab: Die Halsschlagader schwillt an, die Zornesröte steigt einem ins Gesicht, man stößt Worte hervor, die man seinen Kindern verbietet, und beginnt obendrein zu transpirieren. Wie singt der österreichische Kabarettist und Schauspieler Josef Hader, der gerne empathisch bis mitleidig auf die menschliche Unzulänglichkeit blickt, in einem seiner Lieder: "Menschen samma olle, blinde Henderl, arme Haserl, und aus unsere Achselhöhlen riecht's wie aus alte Gurkenglaserl."

Ginge just jetzt das Glas auf, wenn man wie von Sinnen daran herumberserkert, gäbe also der Widerstand abrupt nach, könnte man ein Schwenken des plötzlich offenen Glases wohl kaum abfedern, und die Hälfte des Gurkensuds würde auf das Hemd, die Bluse, den Pullover schwappen. Und man würde erst recht riechen wie ein altes Gurkenglaserl.

Wer Aggressionen abbauen muss, kann einen Nagel in den Deckel schlagen

Ein probates Werkzeug ist ein sogenannter Schraubdeckelöffner. Mit einem solchen umfasst man den Deckelrand besser als mit seiner Hand, etliche Modelle drücken kleine Dellen ins Blech, sodass der Öffner sich verhaken kann und nicht abrutscht. Die Griffe dieser mechanischen Haushaltshilfe verstärken die Hebelwirkung, sodass beinahe jeder die notwendige Kraft aufbringen kann, um an die ersehnten Gurken zu gelangen.

Besitzt man keinen solchen Schraubdeckelöffner, muss man improvisieren. Der Deckel sitzt ja deshalb so fest, weil im Inneren des Gurkenglases ein Unterdruck herrscht. Sobald Luft ins Glas gelangt, lässt sich der Deckel ganz leicht aufdrehen. Wer bereits auf hundertachtzig ist und sein Mütchen kühlen muss an dem widerborstigen Gurkenglas, kann einen Nagel in den Deckel schlagen. Das hilft beim Abregen, ist aber nur dann zu empfehlen, wenn man sämtliche eingelegten Gurken auf einen Sitz verspeist. Sonst riecht's im Kühlschrank wie ... lassen wir das.

Alternativ kann man von unten einen Hebel ansetzen zwischen Deckelrand und Glas. Mit einem Messer oder einer Gabel biegt man das Blech ein wenig auf. So gelangt Luft ins Glas und es lässt sich leicht öffnen. Man muss nur vorsichtig sein, dass man nicht abrutscht und sich in der Folge Schnitt- oder Stichwunden zufügt.

Am besten ist es wohl, man geht hinaus an die frische Luft, spaziert zu einem Lebensmittelmarkt und lässt sich an einem Stand, der verschiedentlich eingelegte Gurken in offenen Holzfässern anbietet, einfach zwei, drei Gurken auf die Hand geben.

Kolumne: Gewusst wie: Stefan Fischer schraubt einmal geöffnete Gläser manchmal versehentlich so fest wieder zu, dass sie keiner in der Familie wieder aufbekommt.

Stefan Fischer schraubt einmal geöffnete Gläser manchmal versehentlich so fest wieder zu, dass sie keiner in der Familie wieder aufbekommt.

(Foto: Bernd Schifferdecker (Illustration))

Hinweis der Redaktion: Nach Veröffentlichung des Textes erreichten die Redaktion Zuschriften mit weiteren Empfehlungen, wie man ein Gurkenglas geöffnet bekommt. Darunter: ein kräftiger Schlag mit der Hand auf den Glasboden, die Verwendung eines Jarkey genannten Deckelhebers, ein Tauchbad des Deckels in heißem Wasser oder das Kopfüberstellen des Gurkenglases auf einer noch warmen Herdplatte. Im Prinzip fehlt bislang nur der Hinweis, dass man ein Gurkenglas mit ruhiger Hand und einiger Übung auch aufschießen kann.

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