Ernährung:In Mexiko wird die Guacamole knapp

Ernährung: Guacamole auf Tortillas

Guacamole auf Tortillas

(Foto: Omar Torres/AFP)
  • In Mexiko verzichten bereits einige Restaurants darauf, Speisen mit Guacamole anzubieten.
  • Die traditionelle Sauce besteht hauptsächlich aus Avocado - und die Frucht wird gerade vor allem in die USA exportiert.
  • Auch wenn Avocados in Deutschland eher aus anderen Ländern importiert werden, ist es schwer, die Frucht mit reinem Gewissen zu genießen.

Von Benedikt Peters

Es ist nicht immer leicht mit den Nachbarn, das wissen nicht nur die Bewohner von Miets- und Reihenhäusern, sondern auch die Mexikaner. "Armes Mexiko", soll der Langzeitherrscher Porfirio Díaz schon Ende des 19. Jahrhunderts gerufen haben, "so weit weg von Gott - und so nah an den Vereinigten Staaten!" Der Satz des früheren Staatschefs wird in diesen Tagen wieder rauf- und runterzitiert, was vor allem an Donald Trump liegt.

Der US-Präsident droht dem Land quasi im Wochentakt, mal mit dem Mauerbau und damit verbundenen Milliardenkosten, mal mit Strafzöllen. Derartige Drangsal konnte sich der 1915 verstorbene Díaz sicherlich gut vorstellen, schließlich hatte Mexiko zu seinen Lebzeiten schon Texas und weitere Gebiete an den Nachbarn im Norden abtreten müssen. Dass die US-Amerikaner den Mexikanern aber auch noch die geliebte Guacamole nehmen würden, könnte die Vorstellungskraft von Porfirio Díaz überstiegen haben.

Das Problem ist ein Engpass beim Hauptbestandteil der Creme, der Avocado. Als "Superfood" hat sie längst ihren Siegeszug angetreten, insbesondere in Europa und in den USA. Die westliche Welt isst die grüne Frucht als Aufstrich auf dem Brot, im Salat, im Smoothie. Mexiko ist weltweit der größte Produzent der "Aguacate", wie die Landsleute sagen - das Wort stammt aus der Aztekensprache Nahuatl und bedeutet dort auch "Hoden". Seit einigen Monaten wird die Avocado immer teurer, was an zwei Dingen liegt. Einerseits war die letzte Ernte nicht besonders gut, die Produktion sei um 1,2 Prozent zurückgegangen, meldete die Verbraucherschutzbehörde. Entscheidend kommt hinzu, dass die Nachfrage in den USA immer weiter steigt und dem Export auf den dortigen Markt Vorrang gegeben wird. Denn im Norden können die Früchte teurer verkauft werden.

In Mexiko entsteht dadurch eine Knappheit, die zu dem heftigen Preisanstieg führt - und dazu, dass viele Betreiber von Restaurants und Imbissbuden inzwischen darauf verzichten, ihre Tacos und Burritos nach dem traditionellen Rezept, sprich mit Guacamole, anzubieten. Ein Kilo koste inzwischen bis zu 100 Peso (4,68 Euro), berichten mexikanische Zeitungen, der Preis habe sich in den vergangenen Jahren verfünffacht. In der Not greifen die Gastronomen zu einer Art Ersatzdip, bestehend aus der grünen Tomatenart Tomatillo, Zucchini, Öl und Chili. Das mexikanische Magazin Chilango klagte kürzlich über die falsche Guacamole, es handle sich um "das Rezept einer Soße, die uns das Herz bricht". Andere Portale berichten, der "Guacamole-Blues" gehe nun um.

Auch in Deutschland hat sich der Avocado-Konsum in den vergangenen Jahren vervielfacht, dem Statistischen Bundesamt zufolge essen die Menschen hierzulande heute dreimal so viele Avocados wie noch 2010. Mit der Teuerung in Mexiko haben sie dennoch wenig zu tun, denn die meisten hier verspeisten Früchte stammen aus Peru, Chile und Spanien. Mexiko rangiert erst auf Rang sieben der Importländer. In den USA hingegen deckt die mexikanische Produktion den Großteil des Bedarfs.

Mit wirklich reinem Gewissen lässt sich die Avocado aber auch in Deutschland schwer genießen. Die Produktion in den südlichen Ländern verschlingt Unmengen an Wasser, mit ein bis zwei Kubikmetern pro Kilo liegt sie zum Beispiel um ein Vielfaches höher als beim Anbau von Tomaten. Zudem werden für das lukrative Geschäft vielerorts Wälder gerodet. Und drittens sind die Schiffstransporte vom Süden in den Norden alles andere als gut für die Klimabilanz.

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