Kolumne: Gewusst wie:Grillen ohne Rauch

Kolumne: Gewusst wie: Wichtig ist: Die Anzündphase sollte kurz wie möglich sein, damit kein übermäßiger Qualm entsteht.

Wichtig ist: Die Anzündphase sollte kurz wie möglich sein, damit kein übermäßiger Qualm entsteht.

(Foto: Jure Gasparic/mauritius images)

Rauchloses Grillen mit Kohle ist so gut wie unmöglich. Aber es gibt einige Tricks, damit es nicht gar so sehr qualmt. Eine Anleitung in sechs Schritten.

Von Dominik Prantl

Selbst jene Menschen, die sich der Verwandlung Deutschlands in eine Nation der Gas- und Elektrogriller mit jeder Menge Briketts widersetzen, müssen anerkennen: Ein echter Nachteil des Kohlegrills ist die Rauchentwicklung. Denn der Rauch ist nicht nur ungesund, er löst auch Ärger mit den Mitmenschen aus. Ob man mit dem Grill überhaupt noch Rauch erzeugen darf, und wenn ja, wie häufig, ist in anderen Kolumnen dieser Zeitung zu klären. Die Rechtsprechung ist diffus, weil unter anderem die Hausordnung, die unterschiedliche Gesetzeslage der Bundesländer sowie die Art des Grills und der genaue Ort eine Rolle spielen. Wichtig ist an dieser Stelle: Es gibt auch beim klassischen Holzgrill Möglichkeiten, um die Rauchentwicklung und damit das Erregungspotenzial der Nachbarn zu minimieren.

Die meisten Gebote für raucharmes Grillen sind wie so oft eine Frage des gesunden Menschenverstands, der allerdings gerade beim gemeinen Sonntagsgriller gelegentlich im Bierdunst evaporiert. Zum Beispiel die Regeln eins bis zwei: Erstens Grillrost reinigen, weil alte Verkrustungen potenzielle Qualmquellen bedeuten. Zweitens auf trockene, gute Kohle achten; Experten weisen darauf hin, die DIN-Norm zu beachten.

Entscheidend ist - drittens - die Anzündphase. Kurz gesagt ist diese so kurz wie möglich zu halten, was einen Anzündkamin nahezu unverzichtbar macht. Holzwolle und Grillpasten gelten dabei als beste Anzündhilfen; als Glühbeschleuniger können ferner extra Grillgebläse oder der gute alte Föhn dienen, womit man sich allerdings schon weit in Richtung der modernistischen Griller aus der Gas- und Elektrofraktion bewegt.

Am besten man würzt das Grillgut erst hinterher

Das nächste Problem entsteht, viertens, wenn Flüssigkeit auf die Kohlen tropft, was einen wahren Richtungsstreit unter der an unterschiedlichen Richtungen sehr reichen Grillgemeinde erzeugt. Einige schwören auf indirektes Grillen, bei dem das Grillgut nicht direkt über der Glut, sondern seitlich versetzt liegt, doch verkleinert dies die Grillfläche. Alufolien und -schalen wiederum schützen zwar vor krebserregenden Rauchpartikeln - schon alleine deshalb, weil weniger Rauch entsteht. Sie gelten aber vor allem dann als Gesundheitsrisiko, wenn die Speisen während des Grillens mit Salz oder Säure, etwa durch Zitronen im Fisch, versetzt sind, weil sich dann fiese Aluminium-Ionen lösen. Als Alternative kann man auf Schalen aus Edelstahl zurückgreifen. Ansonsten wird empfohlen, das Essen erst nach dem Grillen zu würzen.

Überhaupt beginnt - fünftens - die Rauchunterdrückung schon beim (Nicht-)Marinieren, ach was, beim Kauf des Grillguts. Daumenregel: Je gesünder und weniger tierisch, desto weniger Rauch, wobei keine Daumenregel ohne Ausnahmen - der gemeine Champignon sondert beispielsweise sehr qualmrelevante Flüssigkeit ab. Ansonsten ist Gemüse gleich aus mehrerlei Hinsicht ziemlich fair. Denn gemäß einer Ökobilanz-Studie des TÜV Rheinland fallen 95 Prozent der klimarelevanten Emissionen durch die Wahl des Grillguts an - sofern man das Gesamtpaket von der Herstellung des Grills über das Grillen bis zur Entsorgung des Geräts betrachtet. Beim Rindfleisch entstehen mit 2,9 Kilogramm CO₂-Äquivalente pro 200 Gramm besonders viele Emissionen; bei Mais sind es nur 50 Gramm CO₂-Äquivalente. Weniger entscheidend ist fürs Klima laut Rheinland-TÜV hingegen, ob man mit Holzkohle, Gas oder Strom grillt.

Am besten ist es - sechstens - freilich, die Nachbarn zum Grillen einzuladen. Denn selbst wenn es nicht alle sind, hat man zumindest schon einmal ein paar Fürsprecher gewonnen.

Kolumne: Gewusst wie: Der Autor hat trotz eines häufig genutzten Kohlegrills ein gutes Verhältnis zu seinen Nachbarn. Glaubt er zumindest.

Der Autor hat trotz eines häufig genutzten Kohlegrills ein gutes Verhältnis zu seinen Nachbarn. Glaubt er zumindest.

(Foto: Bernd Schifferdecker (Illustration))
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