Gloria Vanderbilt hat ein Leben gelebt, das nicht glamouröser und bewegter hätte sein können. Millionenerbin, Model, It-Girl, Designerin, Malerin, Autorin, Schauspielerin: Vanderbilt stand immer im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit und Bewunderung - bis zu ihrem Tod. Zu den Menschen, die Vanderbilt verehrten, zählt auch die Sängerin Cher. Auf Twitter schrieb sie, dass die Verstorbene sie an ihre eigene Mutter erinnert habe: "Beide waren schön, beide kämpften dagegen 'die kleine Frau' zu sein. Beide waren stark und fragil. Beide zeigten mir den Weg".
Gloria Laura Vanderbilt wurde 1924 in Manhatten geboren. Ihre jungen Jahre waren nicht gerade friedlich. 1925 verstarb ihr Vater und hinterließ ihr einen 2,5 Millionen Dollar schweren Trustfund. Als sie zehn Jahre alt war, zur Zeit der Großen Depression, entbrannte zwischen ihrer Tante und ihrer Mutter ein Sorgerechtsstreit um sie, der 13 Wochen andauerte und der zu einem medialen Großereignis aufgepuscht wurde. Das Sorgerecht wurde schließlich ihrer Tante zugesprochen, ihre Mutter bekam nur das Besuchsrecht. Auf dem Bild ist die junge Vanderbilt zu sehen, wie sie 1935 in Begleitung ihres Bodyguards, ihrer Nanny und ihres Chauffeurs in das Haus ihrer Mutter geht. In Vanderbilts 1985 veröffentlichten Memoiren, "Once Upon a Time: A True Story," schrieb sie mit der Stimme eines Kindes über ihre Eltern. In einer Review für die Times hieß es, das Buch sei "unglaublich traurig". Tatsächlich wurde Vanderbilt in jungen Jahren oft das "poor little rich girl" genannt - das arme kleine reiche Mädchen.
Als Teenager versuchte Vanderbilt noch den Kameras zu entgehen, aber sie lernte den Umgang mit der Öffentlichkeit schnell. Ihr Privatleben wurde dabei nie verschont: Sie heiratete mehrere Männer, Pat DiCicco (auf dem Bild) bereits mit 17 Jahren. Mit nur 21 folgte der damals bereits 63 Jahre alte Dirigent Leopold Stokowski, den sie zu dem Zeitpunkt nur wenige Wochen kannte. Das Paar bekam zwei Söhne. Es folgten der Regisseur Sidney Lumet und später der Fotograf Gordon Parks mit dem sie ebenfalls zwei Söhne bekam. Ihr Sohn Anderson Cooper, Moderator bei CNN, kommentierte in seinem Nachruf ihre Leidenschaften wie folgt: "Sie liebte es, verliebt zu sein: in Männer, Freunde, Bücher, Kunst, ihre Kinder, deren Kinder und Großenkel. Sie glaubte mehr an die Liebe als an irgendetwas anderes."
Unter ihren Freunden waren auch die ganz Großen ihrer Zeit: Charlie Chaplin, Bobby Short und Truman Capote. Letzterem wird nachgesagt, er habe den Charakter der "Holly Golightly" in seinem Roman "Breakfast at Tiffany's" Gloria Vanderbilt nachempfunden. Und tatsächlich scheint das spätere Casting von Audrey Hepburn für die Verfilmung auch in diese Richtung zu deuten. Auch ihre Affären mit berühmten Männern brachten Vanderbilt lange in die Klatschspalten, darunter waren große Namen wie Howard Hughes, Frank Sinatra oder Marlon Brando.
In den Siebzigern und Achtzigern war Vanderbilt aber vor allem für eines berühmt: ihre Jeanskollektionen. Aus dem "poor little rich girl" wurde die "Jeans Queen". Auf dem 1981 entstandenen Foto sieht man Gloria Vanderbilt zwischen den Fashiondesignern Roy Halston Frowick, Bob Mackie und Geoffrey Beene. Es war ein gutes Geschäft, in den besten Jahren wurde ihr Fashion Empire auf 100 Millionen Dollar geschätzt. Als ihr jedoch spätestens in den Neunzigern das Geld ausging, versuchte sich Vanderbilt in anderen kreativen Künsten: im Schreiben und Malen - die Kritiker feierten sie für das meiste. So blieb sie ein Teil der amerikanischen High Society.
Anderson Cooper und seine Mutter hatten ein sehr enges Verhältnis. Er sagt über sie: "Was für ein außegewöhnliches Leben. Was für eine außergewöhnliche Mutter. Was für eine unglaubliche Frau". Die beiden hatten aber auch eine besonders enge Beziehung, weil sich Coopers älterer Bruder früh und unter tragischen Umständen das Leben genommen hatte. Die New York Times berichtet, dass Vanderbilts Sohn sich im Alter von 23 Jahren von einer Dachterrasse gestürzt hatte. Er hatte am Balkon gehangen und schließlich, so hatte Vanderbilt es später selbst beschrieben, trotz ihres Flehens losgelassen. Vanderbilt schrieb darüber 2018 auf Instagram: "Heute vor 30 Jahren verlor ich Carter Cooper, vor meinen Augen. Mein Sohn. Mein Leben. Meine Hoffnung. In den Jahren seitdem ist sein Bruder, mein geliebter Anderson, an meiner Seite gewesen und hat mir Liebe und Stärke gegeben."
Die Beziehung von Vanderbilt und Anderson Cooper wird auch in einer Dokumentation festgehalten: "Nothing left unsaid: Gloria Vanderbilt & Anderson Cooper", die 2016 erschien. Darin sprechen Sohn und Mutter über ihre vielen verschiedenen Leben.
Nach Vanderbilts Tod bekundeten auch Personen wie die ehemalige Tennisspielerin Billie Jean King und die Schauspielerin Mia Farrow ihre Trauer. Letztere zitierte Vanderbilt: "Sei nett zu jedem, den du triffst, denn jeder kämpft einen großen Kampf. Wir alle tun das."
Gloria Vanderbilt und die Pulitzer-Preisträgerin Joyce Carol Oates im Jahr 2009: Vanderbilt porträtierte die Autorin oft. Oates schätzt Vanderbilts Gemälde sehr, sie bekundigte ihre Trauer auf Twitter unter anderem, indem sie mehrere ihrer Gemälde teilte. Dazu schrieb sie: "Mit nur wenigen geschickten impressionistischen Strichen konnte Gloria Vanderbilt eine magische Ähnlichkeit herstellen." Einblicke in Vanderbilts Leben und ihre Kunst gibt auch ihr Instagram-Konto.
Gloria Vanderbilt ist am 17. Juni 2019 im Alter von 95 Jahren gestorben, im Kreise ihrer Angehörigen. Ihr Sohn Anderson beschrieb den Moment, als seine Mutter erfuhr, dass sie Magenkrebs habe: "Erst wurde sie ganz still. Dann sagte sie: 'Es ist wie in diesem alten Lied: Zeig mir den Weg aus dieser Welt. Denn das ist, wo alles ist'."