Geschmackssache:Vanille

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(Foto: imago stock&people)

Es gibt zu wenig von ihr, und wenn es welche gibt, ist sie zu teuer. Warum es momentan einen Engpass bei den beliebten Vanilleschoten gibt.

Von Claudia Fromme

Der Platz im Supermarktregal ist hart umkämpft. Gut verkauft sich alles, was, klar, in der sogenannten Griffzone zwischen 1,20 und 1,60 Meter Höhe ist. Vanille findet sich immer seltener an ihrem angestammten Platz in dieser VIP-Lounge des Einzelhandels. Es gibt zu wenig von ihr, und wenn es welche gibt, ist sie zu teuer. Das Kilo Vanilleschoten kostet im Einkauf gerade 600 Euro, vor vier Jahren waren es noch 30. Eine Vanillestange wird heute für bis zu fünf Euro im Supermarkt verkauft, Bioqualität kostet extra. Wer mit Vanille kocht oder backt, weiß, dass das daraus geschabte Mark gerade einmal für einen Pudding oder einen Kuchen reicht. Die Sparsamen werfen die leeren Schoten darum in ein Glas mit Zucker, welcher ihnen noch etwas Geschmack abtrotzen soll als spätere Streubeilage für Milchreis. Der Grund für die Knappheit der Vanille liegt darin, dass das Hauptanbauland Madagaskar der Nachfrage nicht mehr nachkommen kann, weil wirklich alles, vom Quark bis zum Badezusatz, auf einmal mit echter Vanille versetzt werden muss, weil der achtsame Verbraucher das so will. Zudem verwüsteten Tropenstürme Teile der Ernte in Ostafrika. Der irre Preisanstieg führt schlussendlich zu schlechterer Qualität, weil Bauern ihre Felder aus Angst vor Dieben früher abernten, und nicht erst dann, wenn genug Vanillin in der Schote ist. Manche weichen auf gemahlene Vanilleschalen aus, andere auf Tonkabohnen, die süßlich nach Vanille und Bittermandel schmecken. Das große Opfer der Krise aber ist das Vanilleeis. Einige Eisdielen sollen schon den Preis pro Kugel erhöht haben. In drei Monaten wird die neue Ernte verschifft, viel besser soll sie nicht ausfallen. Aber der Sommer ist dann sowieso vorbei.

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