Stilkritik:Küchentrend Tajine: Was der arabische Tontopf alles kann

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(Foto: imago)

Die arabische Küche liegt im Trend und die Deutschen scheinen gerade ihre Liebe für die Tajine zu entdecken. Eine gute Wahl, denn der Schmortopf aus Ton ist ein Alleskönner. Man kann sogar Sauerkraut oder Pudding darin zubereiten.

Von Julia Rothhaas

Ein Mitbringsel, das sich mit der kurzen Sommerliebe bestens auskennt, ist die Tajine. In der Ferne - auf dem Basar von Marrakesch? - da kam man nicht um sie herum, zu verführerisch leuchtete sie in allen erdenklichen Farben. Doch schon auf der Rückreise wurde sie lästig. Wer mag schon im Flugzeug ein zerbrechliches Stück Ton auf dem Schoß haben? Daheim durfte sie noch ein-, zweimal ihren betörenden Duft aus dem Ofen verströmen; seitdem erinnert sie im Regal stumm daran, dass die Amour fou selten gut ausgeht.

Dabei ist die Schale mit ihrem Kegeldeckel eines der wenigen Kochutensilien, das dem modernen Menschen, ewig verknotet zwischen Hier und Da, das Leben erstaunlich vereinfachen kann. Denn ein guter Schmortopf hält viele der Versprechen, die in der Küche zwar dauernd gemacht, aber selten eingelöst werden: Er übernimmt quasi die Arbeit, dank seiner sanften Garmethode behalten die Zutaten (vor allem im Tontopf) ihren Geschmack, und es darf, ganz unbürokratisch, tatsächlich alles hinein, was gerade so da ist: von Fisch über Lamm bis Huhn. Von Oliven über Auberginen, Datteln, Kichererbsen bis zu Kartoffeln, Okra, Quitte, Ingwer, Sesam oder Mandeln. Man kann sogar Sauerkraut, Pudding oder Kokoscurry darin zubereiten.

Mehr als Folklore

Darüberhinaus hat die Tajine etwas Gemütliches, und was ist besser gegen Kälte als ein dampfender Eintopf? Das scheinen gerade viele zu denken, denn in den Läden erlebt die Tajine - vermutlich getragen vom Boom der Levanteküche - neue Zuneigung.

Bleibt zu hoffen, dass diese Winterliebe hält und sie nicht wieder nur den leuchtenden Farben zu verdanken ist, die man nun überall sieht. Dieser Topf ist mehr als nur Dekoration oder Folklore! Und endlich lassen sich all die orientalischen Gewürze verarbeiten, die man mal aus dem Urlaub mitgebracht hat.

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