In den meisten Restaurants wäre man schon froh, wenn die Nudeln nicht lauwarm und labberig, sondern heiß und bissfest auf dem Teller liegen. Fliegen müssen sie eigentlich nicht. Doch im "Anjoy", einem vietnamesischen Restaurant in Berlin-Prenzlauer Berg, scheinen sie tatsächlich in der Luft zu hängen. Über dem Teller schweben zwei Essstäbchen, wie von Geisterhand gehalten, daran baumeln dampfende Nudeln. Das Gericht heißt "Flying Mi Vit Nuong Gia Cay" - fliegende Reisnudeln mit Ente und Gemüse.
Der abgehobene Food-Trend kommt aus Singapur: Das japanische Restaurant Hana erfand dort die neue, schwerelos wirkende Pasta-Präsentation. Es dauerte nicht lange, bis die Flying Noodles in Vietnam und Thailand kopiert wurden. Das "Anjoy" ist nach eigenen Angaben nun das erste Lokal in Deutschland mit offiziellem Nudel-Flugbetrieb.
Wer allerdings glaubt, dass die Pasta wirklich schwebt, der glaubt wahrscheinlich auch an das Große Fliegende Spaghettimonster. Nein, es handelt sich um einen simplen, aber geschickt verpackten Zaubertrick: Ein Holzgerüst unter den Nudeln hält das Essen in der Schwebe. Das sieht auf den ersten Blick verblüffend aus, doch die Luftnummer hat einen entscheidenden Nachteil: Wenn Nudeln fliegen statt liegen, werden sie leider ziemlich schnell kalt. Womit einmal mehr bewiesen wäre, dass eine Küche, die versucht, vor allem witzig zu sein, in der Regel den Praxistest nicht überlebt.
Gegen das Auskühlen hilft übrigens nur eins: sofortige Nudel-Notlandung. Den Trumm zu Fall bringen, alles gut mit der Sauce mischen - und in Zukunft bitte wieder schön am Boden bleiben.
