Geschmackssache:Fleischmode

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(Foto: PR)

Warum tragen Menschen Hoodies mit Aufdruck in Fleischoptik? Wollen sie sich zum Steak bekennen, Veganer provozieren oder haben sie schlicht keinen Geschmack? Über Menschen mit einer besonderen Meat-Message.

Von Claudia Fromme

Warum tragen Menschen Hoodies mit Aufdruck in Fleischoptik? Was bringt Männer dazu, sich Strickjacken anzuziehen, die ein Muster haben wie ein fein gemasertes Steak? Und welche Frau steht auf Söckchen, die anmuten wie um die Füße gewickelte Schweinekotelettes? "Man kann alles essen, aber man muss nicht alles wissen", hat Oma immer gesagt, und vielleicht liegt darin die Antwort auf die Fleischmode, die vor allem aus den USA kommt. Vielleicht ist sie gänzlich sinnfrei. Gleichwohl, Mutmaßungen kann man ja anstellen. Vielleicht ist der Fleischhoodie ein Statement-Piece, wie das in der Mode heißt. Im doppelten Sinne. Also dass ein auffälliges Teil den Look dominiert - und dazu vor sich hergetragene Meinung ist. Vielleicht tragen genau jene Karnivoren diese Mode, die für sich reklamieren, im gesellschaftlichen Ansehen heute das zu sein, was früher Veganer waren: indiskutabel. Nahrung bekommt das durch kuriose Studien, wie die von João Graça von der Uni Lissabon, die im Journal of Personality and Individual Differences erschienen sind. Verknappt gesagt, steht darin, dass Fleischesser eine derart krude Moral haben, dass sie auch in allen anderen Belangen Pottsäue sind, die sich um nichts und niemanden scheren. Also ziehen sich die Meaties zurück in ihre Steakhäuser, in denen sie den Gargrad "rare" nicht flüstern müssen. Sie kaufen das Magazin Beef, um sich zu Hause an einer 17-seitigen Strecke über Haxen zu erfreuen. Sie denken mit Wehmut an die Fotokolumne der Titanic zurück, die hieß: "Die Wirklichkeit, mit Fleisch nachempfunden", in der Würste statt Figuren auf die Stangen eines Tischfußballspiels gespießt oder Bauwerke aus Mett geknetet waren. Vielleicht ist das aber auch alles Unsinn und Menschen mit Fleischpullis haben vor allem eines: keinen Geschmack.

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