Süddeutsche Zeitung

Geschmackssache:Chaga

Ein Holzparasit macht derzeit in Hollywood Karriere. Mit Milchschaum versetzt ist Tee aus dem Chaga-Pilz als Chagaccino die große Nummer in den USA.

Von Claudia Fromme

Sollte man sich zu einem Ausflug in ein Birkenwäldchen in zum Beispiel Finnland oder Sibirien entschließen, empfiehlt sich ein Blick auf den Stamm der Bäume. Ziert diesen etwas, das aussieht wie eine verkohlte Knolle, sollte man sein Fahrtenmesser herausholen und das Ding vorsichtig ablösen. Es handelt sich um den Schiefen Schillerporling, der getrocknet und pulverisiert bereits Superfood war, bevor der Name überhaupt erfunden wurde. Der Pilz ist ein Holzparasit, der Betulin und andere Stoffe aus der Rinde aufnimmt. Unter dem Namen Chaga wird ihm daher seit Jahrhunderten eine besondere Heilkraft nachgesagt. Das Immunsystem soll nach dem Genuss gestärkt werden, entzündungshemmend soll der Pilz wirken - und schöne Haut auch noch machen. Da kommt natürlich wieder Hollywood ins Spiel, das sich gerade sehr für Chaga interessiert und ihn - mit geschäumter Milch versehen - als Chagaccino trinkt. Nun denn. Für die pure Version lässt man zwei Teelöffel Chagapulver in einem Liter Wasser für mindestens 15 Minuten köcheln. Dann den Sud filtern und - trinken. Geruchlich erinnert der Tee an Rindenmulch, geschmacklich mit seinem bitteren Abgang an Besuche bei Teetrinkern, die für Kaffeefreunde stets ein Tütchen Röstung bereithalten, und zwar dasselbe seit Monaten. Russische Volksmediziner empfehlen bis zu fünf Tassen des reinen Aufgusses am Tag zu trinken. Amerikanische Foodblogger raten, diesen mit Zimt, Kardamom und reichlich Zucker zu versehen. Was mehr zum Wohlbefinden beiträgt, konnten klinische Studien noch nicht ermitteln.

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Quelle:
SZ vom 28.01.2017
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