Süddeutsche Zeitung

Geschmackssache:Bunte Bete

Das seit Jahren andauernde Comeback der Roten Bete dürfte in der Geschichte des Gemüses einzigartig sein. In letzter Zeit trifft man sie nun immer öfter in Gesellschaft poppiger Schwestern mit seltsamen Künstlernamen an.

Von Marten Rolff

Seit Jahren nun legt die Rote Bete ein nicht enden wollendes Comeback hin, das in der Welt des Gemüses ohne Beispiel sein dürfte. Fest steht: Berühmter ist mit erdiger Muffigkeit noch keiner geworden. Täglich ringen Köche im ganzen Land ihrem Gruft-Brodem neue aromatische Klimmzüge ab; ob mit Thymian und Knoblauch im Ofen gegart, als Carpaccio zu Burrata oder als Salat mit Kreuzkümmel, Matjes, roter Zwiebel, Boskop und La Bonnotte-Kartoffeln, was für ein Glück! Doch selbst die größte Erfolgsstory ist irgendwann auserzählt. Weil auch der Gourmetmarkt nach neuen Geschichten giert, trifft man die Rote Rübe nun öfter in Gesellschaft von poppigen Schwestern mit seltsamen Künstlernamen an. In den Auslagen stapeln sich neue Sorten wie die strahlend gelbe "Burpees Golden", die mit ihrem Spiralmuster psychedelische "Chioggia" oder die weiße "Blankoma", die nie ohne ihre Verwandten auftreten kann, will sie nicht für ordinären Rettich gehalten werden. Die Beten-Parade ist hübsch, aber schmeckt sie auch? Ja, doch. Vor allem sind diese Sorten milder, die Gelbe Bete etwa ist süßlicher, und Fans schätzen, dass sie keine Flecken macht. Daher sollte man die neuen Beten im Salat auch nie mit der Roten Rübe mischen. Denn als echte Diva weiß sie, wie man Äußerlichkeiten der Konkurrenz im Hofstaat begegnet: lässig übertrumpfen. Recht hat sie.

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Quelle:
SZ vom 07.11.2015
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