Süddeutsche Zeitung

Geschmackssache:Belper Knolle

Manche Spezialität verdankt ihre Entdeckung dem Zufall. Wie der Schweizer Trüffel genannte Hartkäse "Belper Knolle", der eigentlich ein Frischkäse ist.

Von Marten Rolff

Es gibt erstaunlich viele Spezialitäten, die ihre Entdeckung dem Zufall zu verdanken haben. Wenn die lokalen Legenden denn stimmen, dann war zum Beispiel die Fermentierung des ersten Matjesfilets nur möglich, weil man beim Ausnehmen die Bauchspeicheldrüse im Fisch vergessen hatte; die italienische Burrata soll entstanden sein, als ein Schneesturm in den Abruzzen bei einem Bauern die Abholung der Büffelmilch verhinderte; und die Belper Knolle ist eigentlich ein guter Schweizer Frischkäse, der mit Himalaya-Salz und frischem Knoblauch gewürzt und dann in Pfeffer gerollt wird, der aber erst so richtig Furore machte, als eine Charge vor einigen Jahren versehentlich hart wurde. So ließ sich der Käse plötzlich wie ein hochkomplexes Gewürz in zarten Spänen übers Essen hobeln, was etwa aus einem Teller Pasta mit Zitrone, Öl und schwarzen Oliven eine kleine Aromabombe macht. Seinen Namen verdankt der Käse der Knollenform sowie dem Umstand, dass er aus der kleinen Spitzenkäserei von Peter Glauser in Belp in der Nähe von Bern stammt. Er ist seit der Spontantrocknung dort das wichtigste Produkt. Auch wegen ihrer äußeren Erscheinung wird die Knolle längst "Schweizer Trüffel" genannt und von vielen Gourmetrestaurants eingesetzt. So köstlich kann der Erfolg schmecken.

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Quelle:
SZ vom 27.04.2019
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