Süddeutsche Zeitung

Geschmackssache:Babys in Gelee

Partys für werdende Mütter galten noch nie als Hort der Stilsicherheit. Nun beglückt eine Konditorin Eltern in froher Erwartung mit einer ganz neuen Tortenform.

Von Julia Rothhaas

Bisher galt vielen die Windeltorte als Benchmark der ästhetischen Geschmacklosigkeit. Ein mit zusammengerollten Windeln sowie allerlei Krimskrams wie Lätzchen oder Schnuller verzierter, tortenähnlicher Turm. Dieser war als Geschenk lange Zeit werdenden Müttern zwischen New York und Los Angeles vorbehalten, hat aber, zusammen mit der "Babyparty", längst Deutschland erobert. Nun dürfte es nur noch eine Frage der Zeit sein, bis auch ein mexikanisches Törtchen den süßlichen Markt der frohen Erwartung weiter boomen lässt: das Baby in Gelee. In Mexiko ist es nicht ungewöhnlich, dass Nachspeisen in Gelatine verpackt werden. Doch die Konditorei "Gelatinas Artísticas Yoly" in Guadalajara hat diese Tradition instagram-affin ausgebaut. Sie versteckt unter dem halbkugelförmigen Glibber die Figurinen von Neugeborenen. Die Babys werden in Ton-Formen gebacken, mal mit Mütze und Windel, mal nackt oder - im Stil von Kitsch-Fotografin Anne Geddes - mit Engelsflügelchen. Hergestellt werden sie aus Milch, Joghurt, Frischkäse, Aromastoffen sowie einer Zutat, die geheim bleiben soll. Darüber wird Gelatine gegossen, gern natürlich in Rosa oder Himmelblau. Die Figürchen in Embryonalhaltung kann man in einer handtellergroßen Version bestellen oder als kiloschweres Riesenbaby. Wer besonders mutig ist, kauft eine Torte, die aussieht wie der Bauch einer Schwangeren vor der Geburt. Durch ein Fenster kann man in den Bauch gucken und den "Fötus im Fruchtwasser" beobachten. Man würde jetzt gerne mal Mäuschen spielen: Gibt es wirklich Partys, auf denen die Babys als Nachspeise gereicht werden? Die Torten mit Märchenfiguren oder Logos von Fußballvereinen, die ebenfalls aus Guadalajara stammen, dürften da leichter zu verdauen sein.

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Quelle:
SZ vom 14.04.2018
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