Süddeutsche Zeitung

Geschenke-Tipps:Vorzeigemodell

Ob ein smaragdgrünes Slipdress von Victoria Beckham oder das prämierte E-Bike von Cyklaer - das Motto lautet: Alle mal hersehen!

Von Anne Goebel, Christian Mayer, Julia Rothhaas und Silke Wichert

Früher gab es Menschen, meist Männer, die auf Partys stundenlang über ihre Autos reden konnten, über PS, Hubraum, Innenausstattung und den Sexappeal des meist etwas zu monströsen Lebensabschnittsgefährten. Heute sind die Autoliebhaber zwar nicht ganz verstummt, aber deutlich ruhiger. Stattdessen gibt es ein zeitgemäßeres Statussymbol und Partythema: das jeweils neueste, heiß gehandelte E-Bike. Auch die deutsche Marke Cyklaer, eine Kooperation von Porsche Digital und Storck Bicycle, profitiert vom Boom auf diesem Markt. Der E-Renner hat gerade den "German Design Award" gewonnen, eine Auszeichnung, die vor allem die Gestaltung und technische Ausstattung würdigt. Klar, bei einem Preis ab 7000 Euro aufwärts darf man auch eine gewisse Fahrleistung und einen anständigen Bordcomputer erwarten, außerdem einen Akku, der bei der nächsten Monstertour über die Alpen auch beim steilsten Gipfel nicht schlapp macht. Und selbstverständlich muss so ein Gravel-Bolide bei aller Wucht zugleich ein Leichtgewicht aus Carbon sein. Wer ein solches Gefährt sein eigen nennt, sollte aber nicht den gleichen Fehler machen wie früher die Autofreaks. Also: einfach schweigen und losfahren (cyklaer.de).

"Retterspitz Innerlich" und "Retterspitz Äußerlich", solche Namen auf Apothekerflaschen sind ein Indiz für ausgeprägte Markenbeständigkeit - mit anderen Worten: sehr wahrscheinlich, dass schon Großmutter die Tinkturen im Schrank hatte. Tatsächlich besteht die Firma aus Nürnberg mit dem einprägsamen Namen seit 1902. Neben den Klassikern gegen Magendrücken beziehungsweise entzündliche Beschwerden hat Retterspitz neuerdings auch ein Parfum mit der Bezeichnung Juniper im Sortiment, was sich klar nach mehr internationalem Anspruch anhört, sozusagen weit über die Nürnberger Burgmauern hinaus. Entworfen hat die holzige Komposition aus Wacholder- und Basilikumnoten der Berliner Parfumeur Geza Schön (50ml für 80 Euro, retterspitz.de)

Wirklich still ist es um Victoria Beckham ja nie, aber in den letzten Wochen scheint zumindest die Designerin in ihr noch einmal richtig aufzudrehen. Nach einer kleinen Sonderkollektion für "The Outnet" und einer ersten Kinderlinie (bei vier eigenen eigentlich eh überfällig...) hat sie nun eine exklusive Capsule Collection für Mytheresa entworfen. 18 Teile, natürlich alle inspiriert von: ihr selbst. Weil Beckham, wie sie gern betont, nun mal grundsätzlich nur anbieten will, was sie selbst tragen würde. Absoluter Hingucker ist ein smaragdgrünes Slipdress, in das sie schlüpft, "while entertaining at home". Was genau das bei Mrs. Beckham bedeutet? "Wir lieben Dinner Partys, auch um eine Ausrede zum Herausputzen zu haben", erklärt die 47-Jährige. "David kocht sehr gern und es hat gut getan, endlich wieder ein paar Freunde oder die ganze Familie bei uns zu haben." Für weniger unterhaltsame Tage gibt es in der Kollektion eine Reihe Strickteile mit besonderen Details, die vor allem vielseitig tragbar sein sollen. Überhaupt scheint Beckham ein bisschen "einfacher" werden zu wollen. Im Juni wurde bekannt, dass die Preise der Kleider ihrer Hauptlinie um rund 40 Prozent gesenkt würden. Die Silhouetten sollten in Zukunft simpler ausfallen, die Materialien weniger Applikationen haben. Eine Reaktion auf unsere Anziehgewohnheiten, die sich in den letzten Monaten nun mal zwangsweise verändert haben. Wann eine Männer-Kapsel für den Gatten folgt, verriet Beckham leider nicht (mytheresa.com).

Was Deutschland zusammenhält? Darüber kann man sich dieser Tage viele Gedanken machen. Auf eine eher ungewöhnliche Suche haben sich da Autor Leonhard Hieronymi und Fotograf Christian Metzler begeben: Neun Tage lang reisten sie durchs Land, um so viele Pinocchio-Eisbecher wie möglich zu essen und zu fotografieren. In "Mostro. Pinocchio-Eis in Deutschland" sind also jede Menge Eis-Gesichter mit bunten Augen und Waffel-Hüten zu sehen - was deutlich mehr Freude bereitet als jeder Aluhut. 125 besuchte Eisdielen in 16 Bundesländern später stellt sich die Frage nach dem Warum, die schnell beantwortet ist: "Es gab einfach noch kein Buch über Pinocchio-Eisbecher". Fazit der beiden Eis-Reisenden: Viel zu viel Vanille-Eis ("Mostro", VFMK-Verlag, 23,80 Euro).

Die meisten Designerwechsel kommen nicht ganz unerwartet. Wie im Fußball sind entweder ein paar mittelprächtige Saisons vorangegangen oder aufstrebende Talente bekommen ein besseres Angebot von einem anderen Club. Der Weggang von Daniel Lee bei Bottega Veneta dagegen kam für die Branche vollkommen überraschend. Die Umsätze der Marke waren selbst in Corona-Zeiten noch gestiegen, ohnehin war der Brite erst seit drei Jahren an Bord und hatte mit seinem "New Bottega" einen riesigen Hype ausgelöst. Ganz so einvernehmlich wie der Kering-Konzern die Trennung verkündete, war es aber wohl nicht. Lee gilt als Kontrollfreak, angeblich stieg ihm auch der Erfolg zu Kopf, mehrere Mitarbeiter sollen gekündigt haben. Einer zumindest blieb - und der wird nun auch sein Nachfolger: Matthieu Blazy war zuletzt Design Director des Labels und steigt, wie am Montag verkündet wurde, zum Kreativdirektor von Bottega Veneta auf. An den Kollektionen scheint man also nicht allzu viel verändern zu wollen. Der Belgier entwarf zuvor bereits die Artisanal Linie bei Maison Margiela, arbeitete bei Calvin Klein und Celine.

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