Achtung, Triggerwarnung: Der Science-Fiction-Horrorfilm „Die Körperfresser kommen“ kann Angst vor Gemüse auslösen. In dem Film von 1978 unterwandert eine außerirdische Lebensform mit pflanzlichen Strategien die Menschheit. Die todbringende Saat aus dem All dringt über eine Art Sporen in die Körper der Menschen ein und klont diese in großen Schoten. Nach diesem Film hat man erst mal keine Lust mehr auf bitteres Gemüse, das im Verborgenen wächst, etwa auf Spargel und Chicorée.
Tatsächlich führt Chicorée im Wortsinn ein Schattendasein: Er reift im Dunkeln heran, verträgt kein Sonnenlicht und löst bei vielen Menschen ähnliche Horrorgefühle aus wie die „Körperfresser“ im Film. Das bleichblättrige Zichoriengewächs würde sich, wie der Spargel, bestens für einen grotesken Gemüse-Thriller eignen. Die Produktion des Chicorées, auch „Brüsseler Endivie“ genannt, geht ähnlich bizarr vonstatten wie die Reproduktion der Veggie-Aliens: Die rübenartigen Zichorienwurzeln werden im Herbst geerntet und in lichtdichte Kisten gepackt, wo sie 15 bis 20 Zentimeter lange Sprossen ausbilden. Mitten im Winter sind die weißen, zarten Knospenblätter dann verzehrreif.
Als Gemüse wurde Chicorée quasi versehentlich „erfunden“ – bei der Herstellung von Ersatzkaffee aus Zichorienwurzeln
Angeblich wurde der Chicorée aus Versehen erfunden, in Belgien, wo Zichorienwurzeln traditionell zur Herstellung von Ersatzkaffee verwendet wurden, französisch Mocca faux (daher wohl der Begriff „Muckefuck“). Nach besonders reichen Ernten lagerten belgische Bauern die Wurzeln in Sand und gruben Monate später überrascht die ersten Chicorée-Köpfe aus. In den Benelux-Ländern und Frankreich ist Chicorée eines der beliebtesten Wintergemüse, gern mit Käse, Schinken und Kartoffeln im Ofen gegart. Die leicht bitteren bis nussigen Blätter schmecken auch roh, wenn man sie mit süßsauren und salzigen Noten kombiniert, etwa mit Orangen, Birnen, Äpfeln, Olivenöl und Salz oder Käse.
Wenn sauer lustig macht, dann macht bitter gesund: Die in Endivien, Radicchio oder Chicorée enthaltenen Bitterstoffe wirken entgiftend und verdauungsfördernd. In der Naturheilkunde gilt ein Aufguss aus geraspelten Chicorée-Wurzeln als wirksames Magenmittel. Das Gemüse enthält viel Kalium, Folsäure und Zink sowie die Vitamine A, B und C. Wer das Bittere abmildern will, sollte den Strunk keilförmig herausschneiden. Man kann Chicorée auch mit etwas Zucker in der Pfanne karamellisieren, dann mit Milch und Gemüsebrühe aufgießen und im Ofen mit Parmesan und Semmelbröseln überbacken, dann schmeckt er alles andere als gruselig.
Aus Italien stammt ein Rezept für Pasta mit Birnen, Chicorée und Gorgonzola. Für 4 Personen werden 2 Birnen geschält, in Würfel geschnitten und mit etwas Zitronensaft beträufelt. Dann 2 Chicorée-Köpfe putzen, in Streifen schneiden, in der Pfanne mit etwas Olivenöl und 1 Prise Salz anbraten, mit dem Saft von 2 Orangen ablöschen und 3 Minuten köcheln lassen. In einer Schüssel 150 g Gorgonzola mit einigen Esslöffeln des Nudelkochwassers zu cremiger Masse verarbeiten. 350 g (Vollkorn-)Nudeln in Salzwasser al dente kochen, abgießen, und in die Pfanne mit dem Chicorée geben. Herd ausschalten, Gorgonzola-Creme und Birnen zugeben, falls nötig, auch mehr Kochwasser. Mischen und mit frischem Pfeffer servieren. Auch ein paar geröstete, gehackte Walnüsse schmecken gut in der Soße.
Das braucht man für Nudeln mit Chicorée, Birne und Gorgonzola (4 Personen)
- 350 g (Vollkorn-)Nudeln
- 150 g Gorgonzola
- 2 Köpfe Chicorée
- 2 Birnen
- 1 große Orange
- Saft von 1 Zitrone
- Olivenöl
- Salz
- frisch gemahlener Pfeffer
- optional: 8 halbe Walnüsse , gehackt