Ladies & Gentlemen:Harmonie von Kopf bis Fuß

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Für sie: das Haar als letztes Accessoire (Foto: AP)

Matching Hair, das ist eine auswaschbare Tarnkappe: Sie trägt das Haar so rosafarben wie ihren Mantel, er passt seine Frisur dem Muster seines Leopardenmantels an.

Von Julia Werner und Max Scharnigg

Zu viel Harmonie ist immer schädlich für einen interessanten Auftritt. Weswegen sich ja auch gerade die Ansicht durchgesetzt hatte, dass niemand Oberteil und Schuhe aufeinander abstimmen sollte. Denn nur die Queen sieht damit nicht aus wie eine Fernsehmoderatorin.

Aber jetzt erreicht uns gleich wieder ein gegenläufiger Trend: farblich zum Outfit passende Haare! Lady Gaga trug das neulich auf den Golden Globes in Himmelblau. Und auch auf ein paar Laufstegen von Giambattista Valli bis, wie hier zu sehen, Marc Jacobs, zeigten Models ihre Mähnen passend in Grün oder Pink gefärbt.

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Solche Farben verwendeten ja früher nur Omis für ihre Plätzchen oder die Punks als Zeichen, das Sandkorn im Uhrwerk der Gesellschaft zu sein. In Kombination mit ein paar ziemlich hässlichen Fetzenklamotten fielen sie damals zwischen vielen grauen Mäusen unangenehm auf.

Heute sollen die gefärbten Haare für einen Monochrom-Look von Kopf bis Fuß eher gegenteilig wirken - wie eine Tarnkappe. Botschaft: Die Frau im obigen Bild würde ja wohl am liebsten gleich ganz verschwinden, in ihrem Outfit! Man könnte natürlich auch daraus folgern, solche Lollipop-Haare zu sehr teuren Kleidern sind deshalb irgendwie schon wieder ein rebellischer, eskapistischer Akt.

Wie auch immer, da die allgemeine Aufmerksamkeitsspanne eher Richtung kurz tendiert, darf so eine Rebellion auf keinen Fall länger dauern, als eine Instagram-Story online ist: 24 Stunden lang. Und deshalb sind die neuen Farben ganz einfach wieder auswaschbar.

Von Julia Werner

Für ihn: der Punk als Püppchen (Foto: AP)

Wenn man mal versehentlich durch das Dschungelcamp oder eine der "Berlin - Tag und Nacht"-Dauerserien zappt, befällt einen das Gefühl, jede nur denkbare Körperverunstaltung wäre bereits dagewesen.

Und doch hat der Typ hier mit der Leoparden-Haarfrisur auf der letzten Versace-Show noch mal den Vogel neu abgeschossen. Das Netz jedenfalls zeigte sich von Model João Knorr und seiner Raubtier-Fontanelle äußerst angetan, und Donatella selbst posierte sogar noch fürs Selfie neben dem erle(di)gten Großwild.

Die eigene Frisur als ein Accessoire zu betrachten, das je nach Outfit adaptiert werden kann, das ist für Männer ein noch mal deutlich exotischerer Gedanke als für Frauen. Die beherrschen ja meist zumindest ein paar Frisurvariationen und haben Grundkenntnisse in der diesbezüglichen Farbenlehre.

Kopfhaare beim Mann aber sind halt vor allem da, wenn überhaupt. Und zwischen den Friseurbesuchen lässt er sie gerne auch einfach in Ruhe, um sie nicht noch weiter zu vergrätzen. Wenn das Haupthaar tatsächlich mal gefärbt wird, dann meist im Dienst der Rettung alter Substanz und nicht absichtlich auffällig. Nur deshalb konnten die Punks einst ihre Bürgerschreckstrategie ja so effektiv verfolgen, weil vor allem die wilden Haare sich frontal gegen jede denkbare Mode stellten.

Nun, das ist vorbei. Trotzdem ist "matching hair" vermutlich kein Trend, der bei Männern jenseits von irgendwelchen Bühnen und Runways lange Bestand haben dürfte. Zu viel Gefummel. Und wenn Leopard, dann lieber mit Burt Lancaster.

Von Max Scharnigg

© SZ vom 26.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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