Süddeutsche Zeitung

Kurz gesichtet:Women at work

Am 8. März ist Internationaler Frauentag. Ein guter Zeitpunkt also, sich selbst zu beschenken mit minimalistischem Schmuck, bunten Taschen und Strumpfhosen, die nicht reißen.

Von Anne Goebel, Julia Rothhaas, Max Scharnigg und Silke Wichert

"Für eine ebenbürtige Zukunft in einer Covid-19-Welt", so lautet das Motto des diesjährigen Frauentags am 8. März. Ein hehres Ziel, schließlich trifft die Pandemie sie ungleich härter: Frauen und Mädchen weltweit leiden als Erste unter den wirtschaftlichen und sozialen Folge der Krise. Sie verlieren schneller ihren Job, erleben mehr Gewalt, tragen eine höhere Belastung zu Hause. Daran kann eine kleine Tasche namens "Barceloneta" zwar nichts ändern, ein bisschen gute Laune vermag sie dennoch zu verbreiten. Denn die Illustration auf der Pouch Bag von Wouf, einem jungen Label aus Barcelona, zeigt eine Szene, nach der sich gerade alle - Frauen wie Männer - sehnen: am Strand in der Sonne rumliegen, lesen, träumen. Ein Ideal, weit jenseits aller Frauentage (25 Euro, wouf.com).

Es war ein kleiner, aber bedeutsamer Unterschied: Als die Grafikerin Margaret Calver in den Sechzigerjahren die Hinweisschilder und Schrifttypen entwarf, die bis heute den öffentlichen Raum in Großbritannien prägen, nahm sie sich auch das alte "Children"-Verkehrszeichen vor - und änderte die Reihenfolge der abgebildeten Kinder. Voran ging nun ein Mädchen, einen kleinen Jungen an der Hand. Davor war es umgekehrt. Natürlich war Calver als Frau sowieso eine Ausnahme im Männeruniversum erfolgreicher Gestalter, und jetzt bekommt eines ihrer bekanntesten Piktogramme einen zeitgemäßen Twist: Das "Men at work"-Schild hat die Modedesignerin Anya Hindmarch in die Variante "Women at work" in Form eines T-Shirts umgemünzt, um darauf hinzuweisen, dass Frauen im Job immer noch nicht den gleichen Stellenwert besitzen wie Männer. Das T-Shirt ist Teil einer limitierten Serie, die der Onlinestore Net-a-porter anlässlich des Weltfrauentags unter dem Motto "Power to change" lanciert hat: Entwürfe von Designerinnen wie Stella McCartney oder Roxanne Assoulin, die mit Aufdrucken wie "Sisters" oder "Unite Women" den Feminismus feiern. Die Erlöse kommen der Stiftung "Women for Women International" zugute (net-a-porter.com).

Im Jahr 2021 zum Weltfrauentag eine Kampagne mit durchgestrichenem "It's a Man's World" starten? Total richtig, aber nicht wirklich revolutionär. Eingeweihte (und Ältere) wissen natürlich, dass das Motto bei Reebok schon vor zwanzig Jahren entstand, weil die Sportmarke bereits damals die Laschen gestrichen voll davon hatte, dass auch im Sport vielfach immer noch die Männer dominierten. Vergangenes Jahr wurde die Initiative wiederbelebt, am Montag erscheint die neueste Kollektion aus der Nicht-Männer-Welt. Entwickelt und umgesetzt hat die Kampagne dazu diesmal das Berliner Kollektiv Madwomen, das insbesondere Frauen aus unterschiedlichen Kulturen in der Kreativbranche voranbringen will. Die (durchweg weiblichen) Mitglieder standen bei den Motiven nicht nur hinter, sondern teilweise auch vor der Kamera. Pünktlich ab Montag sind die ersten Kleidungsstücke und Sneakermodelle erhältlich, darunter sehr individuelle Versionen der Reebok-Klassiker Club C Double oder Legacy 83 (100 bis 170 Euro, reebok.com).

Sie ist das beste Beispiel für geplante Obsoleszenz: Die ewige Laufmasche in der Feinstrumpfhose, die seit gut sechzig Jahren zuverlässig für den Umsatz der Hersteller sorgt. Die beiden Gründerinnen Anna Rauch und Alexandra Tymann haben dieser Wegwerfkultur den Kampf angesagt und sind mit ihrem kleinen Label Hēdoïne angetreten, die Strumpfhose neu zu erfinden. Nach langer Testphase stellten sie 3-D-gestrickte Strumpfhosen vor, Made in Italy und mit überzeugenden Eigenschaften: Nahtlos und mit Verstärkung im Fußbereich sollen die feinen Strumpfhosen nicht nur haltbarer, sondern auch komfortabler sein und nicht ausleiern. Ganz neu im Sortiment ist außerdem "The Charmer" - eine Leggings mit Spitze, die der Jogginghose mit femininer Eleganz den Kampf ansagen soll (hedoine.de).

Weibliche CEOs sind auch in der Luxusindustrie alles andere als die Norm, Sabina Belli ist eine von ihnen. Die Italienerin ist Geschäftsführerin von Pomellato, der Schmuckhersteller aus Mailand gehört zu den erfolgreichsten Juweliermarken. Bekannt ist vor allem die puristische "Nudo"-Linie, deren Preise allerdings nichts mit Minimalismus zu tun haben. 1967 während der Hippie-Ära in Mailand gegründet, versteht das Label seine Entwürfe als Gegenpol zu konventionellen Preziosen, die "Männer ihren Frauen kaufen", wie Sabina Belli es ausdrückt - Pomellato ist eher etwas für Kundinnen, die sich schöne Stücke selbst schenken. Zu diesem Image passt, dass Stars wie Jane Fonda oder Tilda Swinton der Marke verbunden sind, auch sie stehen für unabhängige Frauen. Abseits der schönen Welt des Schmucks: In der Pandemie hat sich Belli gegen die auch in Italien zunehmende häusliche Gewalt stark gemacht und ein landesweites Netz von "Centri antiviolenza", von Frauenhäusern, mit Spenden unterstützt (pomellato.com).

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5224939
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ/chrk
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.