Fotoprojekt "Unter Frauen":Versteckte Schönheit

Die meisten Nasen-OPs weltweit, blond gefärbte Haare und perfekte Maniküre: Viele Iranerinnen eifern Hollywood-Schauspielerinnen nach - oft hinter verschlossenen Türen und unter dem Tschador.

Von Dorothea Wagner

12 Bilder

Samaneh Khosravi  "Among Woman"

Quelle: Samaneh Khosravi

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Ein Tuch über die blonden Haare, ein Mantel über die westliche Kleidung: Eine Iranerin bereitet sich darauf vor, ihr Haus zu verlassen. Das Schönheitsideal in Iran sei ein Spagat zwischen Tradition und Moderne, erklärt die Fotografin Samaneh Khosravi. Viele Iranerinnen eifern dem Aussehen von Hollywood-Schauspielerinnen nach, die sie über das Internet oder das Satellitenfernsehen verfolgen. Gleichzeitig müssen Frauen auf der Straße die Regeln der islamischen Kleiderordnung beachten - auch wenn Präsident Hassan Rohani das Verhüllungsgebot gelockert hat.

Mit ihrer Fotoserie "Unter Frauen" möchte die iranische Fotografin zeigen, wie viele Facetten das Schönheitsideal in Iran hat. Denn als sie vor sieben Jahren nach Deutschland zog, war sie überrascht, wie wenig ihre Bekannten über ihr Heimatland wussten. "Viele hatten Klischees von stark verhüllten Frauen im Kopf - eine sehr einseitige Sichtweise", sagt sie. Die Fotografin will mit diesen Vorstellungen brechen: Für ihr Fotoprojekt "Unter Frauen" reiste sie im Jahr 2013 für mehrere Wochen in den Iran und hielt den Schönheitskult der jungen Generation in Bildern fest, die bald gesammelt als Buch erscheinen werden.

Samaneh Khosravi  "Among Woman"

Quelle: Samaneh Khosravi

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Die Kleiderordnung gilt seit der islamischen Revolution im Jahr 1979. Sie schreibt vor, dass Frauen in der Öffentlichkeit ihre Haare und die Konturen ihres Körpers verhüllen müssen. Gerade junge Frauen legen die Regeln locker aus. Sie tragen zwar Kopftuch, zeigen aber ihre Haare. Hier fotografierte Khosravi eine Gruppe Freundinnen, die gemeinsam am Tochāl spazieren waren, einem Berg im Norden von Teheran.

Samaneh Khosravi  "Among Woman"

Quelle: Samaneh Khosravi

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Religiöse Iranerinnen interpretieren die Kleiderordnung strenger und tragen in der Öffentlichkeit häufig einen Tschador. Das Tuch lässt nur das Gesicht der Trägerin frei. Einige Jahre war es Frauen im Iran hingegen verboten, sich zu verhüllen: Von 1936 bis 1941 war unter dem persischen König Reza Schah Pahlavi das Tragen von Kopftüchern in der Öffentlichkeit nicht erlaubt.

Samaneh Khosravi "Among Woman"

Quelle: Samaneh Khosravi

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Zuhause sind die Vorschriften außer Kraft. Eine junge Iranerin fotografiert noch ihr Outfit, bevor sie zur Party aufbricht - und sich auf dem Weg dorthin verhüllen muss. Obwohl soziale Netzwerke wie Facebook und Instagram in Iran offiziell verboten sind, umgehen viele Menschen die Sperren. Nach Informationen der Neuen Zürcher Zeitung seien etwa 55 Prozent der Iraner im Internet aktiv. Selbst Präsident Rohani twittert.

Samaneh Khosravi  "Among Woman"

Quelle: Samaneh Khosravi

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Iranische Frauen geben viel Geld für ihr Äußeres aus, Schönheits-OPs boomen. Jährlich werden in Iran 60 000 bis 70 000 Nasen operiert - so viele wie in keinem anderen Land auf der Welt. Fotografin Samaneh Khosravi begleitete eine junge Iranerin, der gerade der Verband entfernt wurde. "Sie war mit dem Ergebnis sehr zufrieden."

Samaneh Khosravi  "Among Woman"

Quelle: Samaneh Khosravi

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"Für das Schönheitsideal spielen westliche Vorbilder eine ebenso große Rolle wie die Tradition", sagt Khosravi. Auch die Mode wird von dieser Mischung beeinflusst.

Samaneh Khosravi  "Among Woman"

Quelle: Samaneh Khosravi

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Viele Iranerinnen shoppen im Internet - gerade, wenn sie nach Einzelstücken wie diesem Marilyn-Monroe-Mantel suchen. Khosravi erzählt: "Junge Designer veröffentlichen ihre Kleidung einfach auf Facebook oder Instagram und verkaufen sie von zuhause aus."

Samaneh Khosravi "Among Woman"

Quelle: Samaneh Khosravi

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Auch Schönheitsbehandlungen lassen manche bei sich zuhause erledigen. Im Bild lässt sich eine Frau Gesichtshaare von einer Frisörin entfernen und ihre Kopfhaare färben. "Immer mehr Frauen wünschen sich blonde Haare", sagt Fotografin Khosravi.

Samaneh Khosravi  "Among Woman"

Quelle: Samaneh Khosravi

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Samaneh Khosravi hat auch die riesigen Schönheitssalons in Iran besucht. Dort müssen sich Frauen nicht verhüllen, weil Männer keinen Zutritt haben. Eine regelmäßige Maniküre ist vielen iranischen Frauen wichtig, sagt die Fotografin: "Manche verzichten dafür lieber auf einen Restaurantbesuch."

Samaneh Khos "Among Woman"

Quelle: Samaneh Khosravi

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Khosravi will mit ihren Bildern zeigen, dass sich auch religiöse Frauen in Iran nicht nach den in Deutschland verbreiteten Klischees kleiden. "Viele gläubige Frauen verhüllen sich zwar, tragen aber bunte Farben - manche hier denken, dass sie immer nur mit einem schwarzen Tschador herumlaufen."

Samaneh Khosravi  "Among Woman"

Quelle: Samaneh Khosravi

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Für den Weg kann er aber nützlich sein: Eine Bekannte der Fotografin hat sich für eine Hochzeit geschminkt und sich einen Tschador über ihr Abendkleid gezogen. Auf dem Fest kann sie ihn ablegen - bei Hochzeiten in Iran feiern Männer und Frauen getrennt.

Samaneh Khosravi  "Among Woman"

Quelle: Samaneh Khosravi

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Gerade in Städten wird der Schönheitskult zelebriert. "Die junge Generation hat es geschafft, ihr Ideal zwischen Moderne und Tradition zu finden", sagt Khosravi. Trotz der gesellschaftlichen Einschränkungen.

© SZ.de/dow/leja/rus
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