Fashion-Week-Umzug:Modisch am Main

Marina Hoermanseder presents collections MBFW Berlin Fashion Week: Models on the catwalk at the Neuzeit Ost present the

Röcke aus Ananas von Designerin Marina Hoermanseder - bald auch auf dem Laufsteg in Frankfurt?

(Foto: Simone Kuhlmey/Imago)

Banken und Börse, Hochhäuser und Ebbelwoi: Dafür ist Frankfurt bisher bekannt. Jetzt wird es eine Stadt der Mode. Doch kommen die international renommierten Labels auch nach Hessen?

Von Jan Kedves , Berlin

Nichts gegen Frankfurt! Frankfurt ist eine nette Stadt mit Hochhäusern, einem schönen Fluss, Ebbelwoi, den besten deutschen Rappern und der Buchmesse. Aber ist Frankfurt eine Modemetropole? Das wird sich ab dem Juli 2021 zeigen, wenn dort zum ersten Mal die "Frankfurt Fashion Week" stattfinden soll, quasi eine umgezogene und umgetaufte "Berlin Fashion Week" am Main. Am Montag wurde der Ortswechsel verkündet, und um der garantierten Irritation zuvorzukommen, erklärte Anita Tillmann, die Geschäftsführerin der Premium Group: "Man kommt nicht sofort auf Frankfurt, aber es ist der perfekte Ort." Für Mode, meint sie.

Tillmann ist mit ihrer Premium-Messe seit 18 Jahren eine treibende Kraft hinter dem Versuch, aus der Hauptstadt wieder eine richtige Modemetropole zu machen. In der jüngeren Vergangenheit hatte die Berlin Fashion Week allerdings, trotz aller Anstrengungen, immer wieder das Problem, dass jene Modelabels, die heute in der Stadt ansässig und international renommiert sind - wie etwa GmbH oder 032c - lieber gleich in Paris oder Mailand zeigen. Werden sie nun nach Frankfurt fahren? Sehr unwahrscheinlich. Die Designerin Marina Hoermanseder, die in Berlin sitzt und Stars wie Lady Gaga und Taylor Swift einkleidet, sagt, sie blicke mit ihrem Team "zwar neugierig, aber entspannt auf die Entwicklung, die mit dem Messestandortwechsel kommen wird." Bislang zeigt sie in Berlin, ab 2021 dann (auch) in Frankfurt? Abwarten. "Flexibilität gehört in unserer Branche dazu."

Bei der Fashion Week lief immer auch der Mythos von Berlin mit

Unklar ist noch, ob die parallel stattfindende Mercedes-Benz Fashion Week auch nach Frankfurt ziehen wird. Ob sich also alle Schauen und Veranstaltungen, die bislang zweimal im Jahr ihren Ort in Berlin hatten, an den Main verlagern. Für Laien muss das Gewusel von Akteuren, Ausrichtern und Eventmarken in der Berliner Modewoche ohnehin komplett undurchdringlich erscheinen.

Die Schienen nach Frankfurt wurden möglicherweise auch durch den Greenshowroom und die Ethical Fashion Show Berlin mit ihrem Schwerpunkt auf öko-fairer Mode gelegt. Die beiden Veranstaltungen, die inzwischen unter dem Namen Neonyt miteinander verschmolzen sind, gehören der Messe Frankfurt GmbH, die in den vergangenen acht Jahren schon modisch in Berlin aktiv war - und es nun nicht mehr ist. Gut möglich, dass die Messe Frankfurt mitgeholfen hat, die Strippen in die Frankfurter Politik zu ziehen, um nun Anita Tillmann mit ihrer Premium-Messe und deren 70 000 Besuchern an den Main zu locken.

Für Berlin ist die Nachricht ein Desaster, allein wenn man es von der Raumnutzung her denkt: Selbst in Abwesenheit renommierter Designer blieb die Fashion Week oft dadurch interessant, dass sie sich immer neue Räume suchte - und diese mietete. Vorbild war die Clubszene der Neunzigerjahre, die in der Post-Wende-Zeit noch viel Leerstand vorfand. Die Fashion Week fand nicht nur im Flughafen Tempelhof oder im Postbahnhof Luckenwalder Straße statt, sondern auch im Kraftwerk über dem Technoclub Tresor. Sprich: Bei der Berliner Fashion Week lief immer auch der Mythos von Berlin als Partymetropole mit. Ob so etwas in Frankfurt noch wichtig sein wird - unwahrscheinlich.

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