Süddeutsche Zeitung

Fashion Week London:Da kommt was auf uns zu

Nicht jeder kennt ihre Namen, ihre Entwürfe hingegen durchaus: Die Londoner Modewoche hat einflussreiche Designer hervorgebracht. Wen man in nächster Zeit auf dem Schirm haben sollte.

Von Dennis Braatz

Der nächste H&M-Designer: Erdem

H&Ms letzter Kooperationspartner war Olivier Rousteing, allzu beautyaffiner Kreativdirektor von Balmain, der sich gern auf Instagram mit Frauen wie Rihanna oder Kim Kardashian zeigt und hautenge Kleider entwirft. Seine Kollektion wurde in den sozialen Medien wie bislang keine andere H&M-Zusammenarbeit gefeiert. Dieses Jahr ist Erdem Moralioğlu an der Reihe. Der Kanadier mit türkischen Wurzeln ist mehr Bücherwurm als Bonvivant. Seinen Models zieht er gern Kleider an, deren Silhouetten an die Vierziger-, Fünfziger- und Sechzigerjahre-Silhouette erinnern, reich verziert und extrem bunt. Sein Markenzeichen: Blumenprints. Die durften dieses Mal in London ebenfalls nicht fehlen. Die Inspiration zur Kollektion lieferte die junge Queen Elizabeth und ihre Liebe zum Jazz (Duke Ellington komponierte für sie 1958 einen Song): Ballonröcke, wadenlange Tüllkleider mit hochsitzenden Lederhandschuhen und, natürlich, überall royale Dekoschleifen.

Das Label, das Kate Middleton liebt: Emilia Wickstead

Das blassviolette Kleid mit den langen Ärmeln, mit dem die Duchess of Cambridge im Juli in den ICE von Berlin nach Hamburg stieg, stammt von ihr. Der babyblaue Mantel mit der Sanduhr-Silhouette, mit dem sie im Mai in Luxemburg aufschlug, ebenfalls - genau wie der berühmte flaschengrüne St.-Patrick´s-Day-Mantel. Kate Middleton hat Outfits von Emilia Wickstead so werbewirksam um die Welt getragen, dass die neuseeländische Designerin eigentlich gar keine Laufstegshow mehr veranstalten müsste. Macht sie aber, und das auch noch ziemlich gut. Nächsten Sommer werden ihre Ladylike-Kleider mutiger, transparenter - mit voluminösen Ärmeln, metallisch schimmernd und mit XL-Wasserfallkrägen. Umstandsmode kann sie übrigens auch: Schon während ihrer ersten Schwangerschaft trug Kate Middleton regelmäßig Emilia Wickstead.

Das neue Alte: Burberry

Seit einem Jahr verkauft Burberry seine Kollektionen nun schon direkt nach der Show und nicht mehr - wie andere Firmen - sechs Monate später. Am Prinzip "See now, buy now" will das Zugpferd der Londoner Modewoche auch in Zukunft festhalten, die stilistische Ausrichtung hingegen hat man nun noch einmal komplett verändert. Weg sind Romantik und Zauber, die Kreativdirektor Christopher Bailey bislang in seine Kollektionen steckte. Stattdessen herrscht jetzt der Look der rauen Straße: Jogginghosen, Kratzstrick, Regenjacken und immer wieder das typische Burberry-Karo, das in den Neunzigerjahren von Hooligans zum stilistischen Code erhoben wurde - und auf dem Burberry-Laufsteg lange Zeit nicht mehr zu sehen war. Es ist genau der Look, mit dem gerade viele Streetwear-Marken Rekorderlöse einfahren. Weshalb sich Bailey für die Kollektion auch von Streetwear-Stardesigner Gosha Rubchinskiy unterstützen ließ.

Der Mann, der neuerdings auch für Uniqlo und Converse designt

In Luxusmodekreisen ist sein Name längst Standard, weil Jonathan Anderson neben seinem eigenen Label J.W. Anderson seit ein paar Jahren auch den spanischen Lederspezialisten Loewe verantwortet. Nun will der Ire das Günstigsegment erobern: Seit heute ist seine Kollektion für Uniqlo erhältlich - viel bunt gestreifter Strick und karierte Daunenjacken. Im Dezember steht bereits die nächste Kooperation an. Für Converse hat Anderson Chucks in Glitzer getaucht und mit seinem Namen beschrieben. Man könnte sagen, dieser Mann kann es einfach nicht lassen. Doch die Wahrheit ist: Anderson ist aktuell einer der wichtigsten Modemacher überhaupt. An gefälligen Produkten scheint er neuerdings Vergnügen gefunden zu haben. Seine neue Kollektion ist um einiges tragbarer als sonst: schwingende Röcke aus Leinen und Baumwolle, Strickkleider und weite Overalls, alles in Erdfarben und ohne großen Showeffekt.

Der Stargast: Tommy Hilfiger

"Wir wollen mit der Show um die Welt touren", kündigte Tommy Hilfiger vergangenen Oktober in einem Interview an. Er hat Wort gehalten. Nach New York und Los Angeles beehrte der US-Amerikaner nun London mit seinem Spektakel. Das Thema lautete "Rock Circus", das Setting war ein Musikclub, in dem schon Jimi Hemdrix oder Pink Floyd auftraten. Bei der Mode schwang ein bisschen vom Sound früherer Jugendkulturen mit (Kniestrümpfe und Ledershorts). Ansonsten war alles wie immer: viel blau, weiß und rot, also Hilfigers Logo-Farben - und Gigi Hadid. Mittlerweile in der dritten Saison co-designt das Model mit über 35 Millionen Instagram-Abonnenten die Kollektionen des Altmeisters. Wo es als nächstes mit seiner Show hingeht, hat Hilfiger noch nicht verraten. Der Modestadt London hat sein Stopp jedenfalls eine Menge Aufmerksamkeit eingebracht.

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