Fashion Week Berlin:Jung, weltfremd, bescheiden

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Die Fashion Week in Berlin hat begonnen - es werden etwa 250.000 Zuschauer erwartet. (Foto: Getty Images for Mercedes Benz)

Nach dem Absprung renommierter Marken wie Hugo Boss und Escada ist die Fashion Week in Berlin vor allem eine Plattform für den Nachwuchs. Gut möglich, dass auch diesmal wieder ein junges, frisches Label kräftig an Fahrt gewinnt: Achtland.

Von Anne Goebel, Berlin

Leichtigkeit ist eine große Tugend in der Mode. Wenn an diesem Dienstag die Fashion Week in Berlin beginnt, können das die Besucher wieder täglich bei den Schauen besichtigen: Es geht um scheinbar schwereloses Schreiten auf den Laufstegen, um Stoffe und Schnitte, die Frauenkörper in Szene setzen, ohne dass der Betrachter eine Ahnung bekommt von Niederungen wie Entwerfen, Drapieren, Nähen.

Das Berliner Label "Achtland" hat bei seinem Debüt auf der Modewoche im vergangenen Juli mit dieser Art Nonchalance auf sich aufmerksam gemacht. Klare Schnitte von unprätentiöser Eleganz, gepaart mit gefiederten Mustern und Seide: Für Oliver Lühr und Thomas Bentz war ihre Show im Kronprinzenpalais ein Auftakt nach Maß. Danach fand das junge Duo seine viel gelobten Entwürfe in etlichen Modemagazinen wieder, Seite an Seite mit Kreationen von Céline oder Stella McCartney.

Das kann man durchaus einen kleinen Ritterschlag nennen, wobei die freundliche Anteilnahme der Vogue-Talentförderung ihren Teil dazu beigetragen hat. Jedenfalls sehen die beiden Newcomer kurz vor der Januar-Modewoche keinen Grund, große Töne zu spucken - aber die leicht weltfremde Bescheidenheit gehört ja durchaus zum künstlerischen Selbstbild des Modebetriebs. "Was um uns herum geschah, haben wir gar nicht richtig mitbekommen", sagt Oliver Lühr, der Creative Director des Labels, über die vergangenen Monate. "Wir sind sofort abgetaucht in die nächste Kollektion."

Kaviar Gauche, Kilian Kerner und Lala Berlin

Auf die Haltung der Mode-Künstler verstehen sie sich also auch schon ganz gut, und für die Schau mit den Entwürfen für Herbst/Winter 2014 haben Lühr und Bentz eine modische Hommage an den britischen Künstler Gary Hume angekündigt. Das klingt so ambitioniert wie der Name des Labels - Achtland erinnert an eine keltische Königin, der ein irdisches Leben nicht genügte, sie erhob sich selbst in den Götterstand.

Insgesamt werden bei der 14. Ausgabe der Berliner Modewoche bis zum 17. Januar circa 250.000 Besucher erwartet. Herzstück sind die Schauen im Zelt der Mercedes-Benz Fashion Week am Brandenburger Tor, wo 50 Designer ihre Kollektionen für den kommenden Herbst zeigen. Zu den festen Größen gehören Labels wie Kaviar Gauche, Kilian Kerner und Lala Berlin. Große deutsche Modenamen wie Boss oder Escada hatten im vergangenen Juli erstmals ihre Teilnahme abgesagt.

Unter den mehr als zehn begleitenden Mode-Messen, die vor allem für Einkäufer interessant sind, gilt die "Bread&Butter" am ehemaligen Flughafen Tempelhof als Publikumsmagnet. Einen Schwerpunkt legt Berlin auch auf Öko-Mode, zum Beispiel mit dem Green Showroom. Nach dem Absprung renommierter Marken bleibt das Branchentreffen an der Spree vor allem eine Plattform für den Nachwuchs. Gut möglich, dass auch diesmal wieder ein junges, frisches Label kräftig an Fahrt gewinnt.

© SZ vom 14.01.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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