Ernährungstrends:Halbe Portion

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Künftig werden unsere Mahlzeiten nur noch halb so groß sein. Food Trucks nach amerikanischem Vorbild beherrschen das Straßenbild. Und Biobauern sind die neuen Helden der Gesellschaft. Glauben Sie nicht?

Rebecca Casati

Gefühlt gibt es heutzutage unzählige Ernährungs-Extravaganzen, jeder will ständig irgendwas, das aber bitte immer gerade irgendwie anders: Bitte mir nur Sojamilch, ich hab da diese Laktoseunverträglichkeit, Minestrone mit Rinderfond geht leider nicht, ich bin Vegetarier, danke, für mich nur Ingwerwasser, ich trinke diesen Monat mal keinen Alkohol, bitte bloß keine Kohlehydrate nach 17 Uhr, und nach Knoblauch schlafe ich immer ganz schlecht . . . Sesamallergie, Pilzekel, Petersilienunverträglichkeit. Was bleibt dann eigentlich übrig, kann man aus dem Individualisten-Kanon noch irgendwelche Trends raushören, und sind die dann tatsächlich gültig?

Sieht so die Zukunft aus? Eine spanische Fastfoodkette verkauft bereits halbe Sandwiches. (Foto: dapd)

Doch, es gibt sie. Die Weltwirtschaft ist zumindest schon mal ein wichtiger Indikator dafür, wie und was und wo wir die kommenden Monate und womöglich Jahre essen werden. Die Prognose für 2012 klingt bekanntlich pessimistisch, und so richten sich Gastronomen, Supermarktbetreiber und Verbraucher schon mal drauf ein; auf ein Jahr ohne große finanzielle Exzesse. Hier drei der wichtigsten Vorhersagen.

Die Lebensmittelpreise werden wegen erhöhter Transport-, Verpackungs- und Ölkosten weiter steigen. Die Menschen werden weiterhin in Restaurants gehen, aber sie werden versuchen, dabei zu sparen; indem sie ihre Bestellungen verkleinern. Die spanische Fastfoodkette 100 Montaditos verkauft bereits halbe Sandwiches. Im Café Einstein in der Berliner Friedrichstraße gibt es Schokoladenmuffins auch im Miniformat, und zunehmend bieten Restaurants halbe Portionen an. Auch Food Sharing wird immer beliebter (und akzeptierter) werden; mehrere Gäste teilen sich einen großen Teller.

In Asien sieht man sie überall am Straßenrand, in Europa kennt man sie von Märkten oder Volksfesten: Wägelchen oder Laster, deren Fahrer am Straßenrand Spießchen mit Hühnerteilen, Nussbrot aus dem Schwäbischen und auch sonst alles nur erdenkliche Essbare verkaufen. Diese Food Trucks, so sind sich amerikanische Markt-Analysten sicher, werden mehr und mehr das westliche Straßenbild bestimmen; die Betreiber der rollenden Imbisse haben keine Mietkosten und können so die Preise günstig halten. In Amerika twittern sie bereits ihre Locations.

Jede Ära hat sie; Menschen, die plötzlich mehr über die Gegenwart als die anderen wissen, näher dran sind am kulturellen Pulsschlag und die durch den richtigen Wissensvorsprung zur richtigen Zeit in übergeordnete gesellschaftliche Positionen befördert werden. In den Achtzigern waren das Architekten, in den Neunzigern Werber, seit den Nullerjahren sind es Nerds. Und da Biomärkte immer noch teuer sind, aber immer mehr Menschen genau wissen wollen, wo ihr Essen herkommt und sich immer häufiger direkt an die Quelle begeben werden, könnten sie die Gurus der nahen Zukunft werden: die Biobauern. Wenn sie dabei aussehen wie Richard Gere in "Days of Heaven", geht es sicher noch schneller.

© SZaW vom 07./08.01.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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